LA BOHÈME

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Wiener Staatsoper
16.11.2006

Dirigent: Marco Armiliato

Rodolfo - Neil Shicoff
Schaunard - Eijiro Kai
Marcello - Boaz Daniel
Colline - In-Sung Sim
Benoit - Alfred Sramek
Mimì - Angela Gheorghiu
Musetta - Alexandra Reinprecht
Parpignol - Wolfram Igor Derntl
Alcindoro - Alfred Sramek


„Ungleiches Paar

(Dominik Troger)

Rudolfo trifft Mimi im Mansardendunkel, ergreift mit Leidenschaft ihre Hand. Mimi fährt sich zum zwanzigsten Mal durch das dunkle Lockenhaar... „La Bohème“ in der Staatsoper.

Ein Sänger, der noch einmal „jung“ sein möchte – ein Sopran, der sich gerne mit Pianowölkchen in engelhafter Selbstdarstellung schmückt: ob das alleine schon einen künstlerisch hochstehenden Opernabend garantiert? Das Haus war auf jeden Fall bestens gefüllt und ließ sich in seiner Stimmung nicht unterkriegen. Am Erfolg der Aufführung gab es keinen Zweifel.

Neil Shicoff machte das Beste aus einer Partie, der er längst entwachsen ist. Sein Timbre verleiht dem jugendlichen Poeten eine sehr erwachsene Statur und man merkt viel zu oft, dass er die Stimme in ein lyrisches Korsett zwingen muss, in das sie nicht mehr hineinpasst. Trotzdem klang vieles überforciert, fast ein wenig wie sein Spiel, ganz im Gegensatz zu seiner Partnerin.

Angela Gheorghius Mimi war in allen Nuancen auf ihren schönen Sopran abgestellt. Sie singt übermäßig viel piano, emotionale Ausbrüche scheint sie sich zu verbieten. Der Wohlklang ihrer Stimme steht an erster Stelle; um ihre Makellosigkeit zu wahren, ist jedes Mittel recht. Schauspielerisch agierte sie wie in einer Auslage, allerdings mit wenig darstellerischer Präsenz. Den Eindruck, eine Art von „Kunstprodukt“ vor mir zu haben, wurde ich den ganzen Abend nicht los: eine kostbare Stimme, um die sich alles dreht, der man mit Wohlgefallen zuhört, die aber abstrakt und unnahbar bleibt wie eine platonische Idee.

Marco Armiliato ließ laut und grobschlächtig spielen – Gheorgius Intentionen hat er da nicht zu seinen eigenen gemacht. Die Sänger wurden phasenweise ziemlich zudeckt (mein Seitenplatz hat diesen Höreindruck sicher verstärkt). Die optimale Symbiose zwischen Bühne und Orchester stellte sich nur bedingt ein. Vom restlichen Ensemble hinterließ Boaz Daniel als Marcello einen sehr präsenten Eindruck.