LA BOHÉME
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Wiederaufnahme
Wiener Volksoper
8.9.2000
In deutscher Sprache


Dirigent:
Alexander Joel
Inszenierung: Hary Kupfer
Bühnenbild: Reinhard Zimmermann

Rudolf, Dichter - Mikhail Agafonov
Schaunard, Musiker - Bruce Brown
Marcel, Maler - Klaus Kuttler
Collin, Philosoph - Reinhard Mayr
Bernard, Hausherr - Josef Forstner
Mimi - Sopran Musette - Gertrud Ottenthal
Musette - Margarita De Arellano
Parpignol - Ilian Metodiev
Alcindor - Gerhard Rak

Bohéme - So wie es damals wirklich war...
(Dominik Troger )

Die nun mehr 2. Wiederaufnahme der Harry Kupfer Inszenierung (Premiere 1984!) von La Bohéme an der Wiener Volksoper brachte die damals phänomenale Personenregie zwar nur mehr in rudimentären Ansätzen über die Rampe, zeigte aber doch, dass dieses nun mehr 16 Jahre alte Konzept nach wie vor eine solide Basis darstellt. In ihrer wohltuenden Ungeschminktheit ist sie ein vollwertiges Pendant zur Staatsopern-Inszenierung - die man mit ihrem leicht angekitschten Interieur aber auch nicht missen möchte. So hat man hier in Wien den Luxus, die Bohéme in zwei nahezu zeitlosen Regiekonzepten vorgestellt zu bekommen, die beide für Puccinis lyrische Dramatik genug Raum lassen. An der Volksoper ist diese Dramatik etwas schärfer und unmittelbarer akzentuiert, aber das passt auch besser zu den dort vorherrschenden künstlerischen Verhältnissen, denen der vokale und instrumentale Schmelz eher fremd ist. Die Bohéme in breitwand-color, das gibt's an der Staatsoper.

Künstlerisch war diese auf Deutsch gesungene Bohéme eine durchaus gelungene Aufführung, die von Alexander Joel am Pult animiert, in den entscheidenden Szenen durchaus zu fesseln vermochte.Allen voran Gertrud Ottenthal (Mimi) und Mikhail Agafonov (Rudolphe). Letzterer führte seinen schlanken, jugendlich frischen Tenor zwar nicht immer mit der nötigen technischen Brillanz, bot aber eine insgesamt überzeugende Leistung. Klaus Kuttler (Marcel) und Margarita De Arellano (Musette) konnte da mit Abstrichen durchaus mithalten. Trotzdem sind die Ressourcen der Volksoper für eine "Konkurrenz" zur Staatsoper hörbar knapp bemessen und die Frage nach der zukünftigen Entwicklung dieses zweiten Musiktheater-Hauses in Wien wird wesentlich von einer klaren Markt-Positionierung abhängen. Ob die Ausdünnung des Operetten- und Musical-Repertoires der richtige Weg dafür ist, bleibt abzuwarten.