TOSCA |
Home |
Wiener Staatsoper Dirigent: Placido Domingo |
Floria
Tosca, berühmte Sängerin - Violeta Urmana Mario Cavaradossi, Maler - Johan Botha Scarpia, Polizeichef von Rom - Lucio Gallo Cesare Angelotti - Eijiro Kai Der Mesner - Alfred Sramek Spoletta, Polizeispitzel - Benedikt Kobel Sciarrone - Clemens Unterreiner Schließer - Johannes Wiedecke |
In der dritten (und letzten) „Tosca“-Vorstellung der laufenden Serie sang wieder Johan Botha den Cavaradossi: er wirkte locker und motiviert und steigerte er sich im Laufe des Abends zu prächtiger Form. Johan Botha ist kein „italienischer Tenor par excellence“, aber wenn er im italienischen Fach in Fahrt kommt und die „Leidenschaften“ entdeckt, dann klingt seine kühl timbrierte Stimme plötzlich viel feuriger. Im dritten Akt ergab das ein zündendes „Liebes-Hoffen“ und prächtige, energiegeladene Spitzentöne. Dann weiß man wieder die sängerische Ausnahmeerscheinung Bothas mit Enthusiasmus zu würdigen – der in der Vergangenheit des öfteren ein allzu phlegmatischer Vortrag im Wege gestanden ist. Diesmal packte Cavaradossi bald der blutige Ernst der Politik – und der Liebe. Violette Urmana besitzt eine intaktere Stimme als so manch andere Staatsoper-Tosca der letzten Jahre – aber für meinen Geschmack schnürt es ihren Sopran in der Höhe deutlich enger und er klingt mir schon zu gestresst. Das „Vissi d'arte" gelang ihr recht schön. Was ihre Ausstrahlung betrifft, sie ist für mich keine divenhafte „Tosca“, sie bleibt natürlich, wirkt kaum affektiert. Das streicht die menschliche Komponente heraus, bei verminderter Theatralik. Lucio Gallo ist kein umtriebiger „Satyr“, sondern mehr leptosom-brutaler Machtmensch. Aber er war beim Scarpia viel besser aufgehoben als beim Edgardo (eingesprungen in den beiden „Lucia“-Vorstellungen am 11.5. und 15.5.) und hat die Partie gut ausgefüllt. Eine köstliche Rollenstudie bot wieder Alfred Sramek: ein Messner mit Schnupftabak. Engagiert: Eijiro Kai als Angelotti. Haben also diese Ingredienzen für einen ansprechenden Opernabend gesorgt? Nun, es muss auch noch der Dirigent in Rechnung gestellt werden. Placido Domingos musikalische Handschrift wirkte auf mich von Vorsicht bestimmt, über weite Strecken antriebslos und ohne dramatische Vision. Beim Tedeum wurde es plötzlich laut und sängerverschleißend. Zwei, drei Buhrufe von der Galerie nach dem ersten Akt (wohl nur von einer Person) sorgten trotzdem für Kopfschütteln, es gab dann noch – neben einigen Bravorufen – ein paar bei Domingos finalem Solovorhang. Den meisten Applaus gab es für Botha und Urmana. Der abschließende Beifall währte nicht lange; es war kaum Stammpublikum im Haus. |