TOSCA

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Staatsoper
14.5.2025

Dirigent: Marco Armiliato

Floria Tosca - Aleksandra Kurzak
Mario Cavaradossi - Roberto Alagna
Scarpia - Gabriele Viviani
Cesare Angelotti - Leonardo Neiva
Der Mesner - Dan Paul Dumitrescu
Spoletta - Devin Eatmon
Sciarrone - Hans Peter Kammerer
Schließer - Simonas Strazdas

Ein Hirt - Nare Kazanjian


„Agile Tosca“

(Dominik Troger)

Die  laufende „Tosca“-Serie an der Staatsoper mischte Bekanntes mit Neuem und sorgte für eine lebendige Aufführung von Giacomo Puccinis „Opernhit“. Einige Anmerkungen zur dritten Vorstellung der laufenden Serie.

Rund viereinhalb Jahre sind seit dem letzten Auftritt von Aleksandra Kurzak und Roberto Alagna an der Wiener Staatsoper vergangen. Damals gaben sie Nedda und Canio, jetzt sind sie als Tosca und Cavaradossi zurückgekehrt. Dazu gesellte sich noch Gabriele Viviani als Scarpia, seit über zehn Jahren im Haus am Ring nicht mehr zu Gast gewesen. Sowohl Kurzak als auch Viviani gaben ihr Staatsopern-Rollendebüt.

Aleksandra Kurzak war eine sehr lebendige, spielfreudige Tosca in der noch ein letzter Rest von Neddas Seele steckte. Mit Quirligkeit ausgestattet geriet sie in die Fänge von Scarpias begehrender Hinterlist und fiel ihr letztlich zum Opfer. Wobei sich diese Tosca nicht als  „Star“ in die „Auslage“ stellte: Kurzaks Tosca zeigte wenig Pathos und inszenierte sich nicht als Opfer,  sondern präsentierte ein aus dem Leben gegriffenes, agiles Frauenporträt mit einer positiven Grundhaltung, in der einerseits Toscas Lebenslust, aber auch ihre Gläubigkeit sehr gut zum Ausdruck kamen (etwa nach ihrem von Scarpia so heuchlerisch verwiesenen Zornausbruch im ersten Akt).

Gesanglich platzierte sich Kurzaks Sopran ein wenig zwischen den Stimmfächern, auffallend war der betonte Gebrauch der Bruststimme, so als ob sie Tosca damit besonderes emotionales  „Gewicht“ verleihen wollte. Ihre Spitzentöne segelten mit gutem Effekt übers Orchester. Trotzdem ist die Stimme womöglich eine Spur zu hell und lyrisch, prunkt nicht mit dieser  „Diven-Grandezza“, die der Rolle gerne zugestanden wird. Daraus resultierte ein Zwiespalt mit „klassischen Erwartungshaltungen“, der sich den ganzen Abend lang nicht so richtig aufgelöst hat.
 
Roberto Alagnas Cavaradossi baute auf seine lange Karriereerfahrung. Das „Recondita armonia“ diente mehr zum „Aufwärmen“,  wobei sich bei länger gehaltenen Tönen ein starkes, langwelliges Vibrato einstellte. Aber die Stimme festigte sich im Laufe des ersten Aktes, er scherzte mit Tosca, gestaltete effektvoll den emotionalen Ausbruch im Gespräch mit Angelotti. Alagnas Tenor zeigte sich kraftvoll, mit metallisch unterlegten Spitzentönen. Auch beim lange gehaltenen „Vittoria“ klang die Stimme nicht  „überdehnt“.

Die Sternenarie gestaltete  er  als sensibel ausgeformte Erinnerung, von glücklicheren Zeiten tagträumend, von mitfühlender Lyrik geleitet und ohne übertreibenden Showeffekt – und dann umspielte seinen Tenor auch wieder jener feine helle Glanz früherer Jahre. Das Zusammenspiel von Tosca und Cavaradossi war sehr gut, beide schienen sich in der Produktion wohl zu fühlen – und die ist gemessen an den oftmals so tristen szenischen Hervorbringungen des aktuellen Operntheaters auch ein wahres Schmuckstück.

Gabriele Viviani gab einen unaufgeregten Scarpia mehr berechnender Natur – bei den Vergewaltigungsversuchen aber plötzlich von so filmreifer Tatkraft, dass man um Tosca zu fürchten begann. Sein Bariton hatte die Partie sehr gut im Griff, kräftig genug und mit ausreichend angenehmen Timbre, um noch attraktiv zu wirken. Leonardo Neiva (mit Staatsopern-Rollendebüt) als Angelotti hinterließ ebenfalls einen guten Eindruck.

Im Orchestergraben hat Marco Armiliato die Musiker zu keiner „überhitzen“ Darbietung gedrängt, und das Orchester hat bewiesen, dass man eine Tosca auch „schön“ spielen kann. Dadurch öffneten  sich für die Sänger Räume für feinere Emotionen, ohne vom „Sound“ grell „planiert“ zu werden. Und das wurde auch zum Vorteil der Vorstellung genützt.

Der starke Schlussapplaus war von üblicher Länge. Es waren viele Touristen im Haus und wenig Stammpublikum
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