TOSCA

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Staatsoper
16.11.2012

Dirigent: Philippe Auguin

Floria Tosca - Emily Magee
Mario Cavaradossi - Aquiles Machado
Scarpia -
Falk Struckmann
Cesare Angelotti - Janusz Monarcha
Der Mesner - Alfred Sramek
Spoletta - Benedikt Kobel
Sciarrone - Mihail Dogotari
Schließer - Il Hong
Ein Hirt - Kind der Opernschule


„Tosca mit Rollendebüt“

(Dominik Troger)

An der Wiener Staatoper stellte sich Emily Magee als Tosca vor – und nach der Absage von Neil Shicoff sprang Aquiles Machado als Cavaradossi ein. Falk Struckmann gab einen „bösen“ Scarpia.

Emily Magee hat sich an der Staatsoper schon letzte Saison als Arabella vorgestellt – und auch diesmal überzeugte sie mit ihrer leicht aristokratisch wirkenden Bühnenerscheinung und ihrem funkelnden Sopran, der dieser Tosca viel amerikanisches Flair verlieh: ein Hauch von Understatement und Kühle, durch das kurzwellige Vibrato aber mit unterschwelliger Leidenschaftlichkeit erfüllt. Die Sängerin verfügt über sichere Höhen ohne Schärfe, und das „Vissi d’arte“ gelang ihr innig und wie aus einem Guss. Im ersten Akt wirkte sie noch etwas zurückhaltend, ging dann im Laufe des Abends stärker aus sich heraus. Vielleicht hätte man sich da und dort mehr Expressivität gewünscht, was aber wohl auf Kosten des ausgewogenen gesanglichen Vortrags gegangen wäre.

Aquiles Machado hat schon in den 1990er-Jahren an der Staatsoper als Sänger im „Rosenkavalier“ debütiert, um dann über zehn Jahre lang nicht mehr am Haus zu singen. Letzte Saison kehrte er als viel beachteter Alvaro zurück. Als Cavaradossi begann der Südamerikaner vielversprechend, ließ im zweiten Akt schon etwas überzeichnet wirkende „Vittoria“-Rufe hören, und machte die „Sternenarie“ nur mehr punktuell zum Puccini-Hit. Wenn er die Stimme in den lyrischen Passagen zurücknahm, dann verlor sie stark an Präsenz. Das Spinnen langer Puccini-Phrasen wollte ihm auch nicht mehr so recht gelingen. Das etwas „leiernde“ Vibrato beim Forte steigerte sich ebenfalls im Fortlauf des Abends. Fazit: Der Sänger schien nicht den besten Tag erwischt zu haben. Das Stimmtimbre hat einen leichten metallischen Einschlag mit ansprechend klingendem Kern.

Falk Struckmann war hingegen stimmlich in guter Verfassung und sein plakativ gesungener Scarpia hatte einen hohen Unterhaltungswert. Allein wie er tadelnd-heuchlerisch im ersten Akt Tosca zurecht wies oder die perfide Art, mit der er ihr im zweiten Akt aus dem Mantel half. Als sich Struckmann gegen Ende des ersten Aktes vor dem Souffleurkasten „aufpflanzte“ und machohaft das Publikum beschallte, bekam die Figur fast schon jagohafte Züge. Triebkräftig bedrängte er Tosca, die er auf das Sofa zwang – für einen gewissen unterhaltsamen Gänsehautfaktor war jedenfalls gesorgt. Daran hatten auch die übrigen Mitwirkenden vom Angelotti des Janusz Monarcha über den Mesner von Alfred Sramek bis zum Spoletta von Benedikt Kobel ihren Anteil.

Das Orchester unter Philippe Auguin servierte keine Feinschmeckerküche, sondern begleitete routiniert. Das Publikum klatschte allerdings nur kurz, obwohl es viele Bravorufe für Struckmann und Magee gab. Stammpublikum war nur wenig im gut besuchten Haus.

Es war die 554. Aufführung dieser Inszenierung, der auch noch eine 1.000. Aufführung beschieden sei möge. Die Ansage am Beginn erfolgt jetzt nach dem Abdunkeln des Zuschauerraums. Das hat zur Folge, dass die Nebengeräusche geringer sind und man die Aufforderung, Handys abzuschalten und das Fotografieren zu unterlassen, besser versteht.