TOSCA

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Staatsoper
22.3.2012

Dirigent: Franz Welser-Möst

Floria Tosca - Nina Stemme
Mario Cavaradossi - José Cura
Scarpia - Marco Vratogna

Cesare Angelotti - Eijiro Kai
Der Mesner - Alfred Sramek
Spoletta - Wolfram Igor Derntl
Sciarrone - Il Hong
Schließer - Walter Fink
Ein Hirt - Kind der Opernschule


„Brünnhildes römische Nächte“

(Dominik Troger)

Nina Stemme macht derzeit an der Wiener Staatsoper einen ihrer raren Ausflüge ins italienische Fach. Die Wagner-Sängerin schlüpft in das Kleid „Toscas“ und erforscht ungewohntes Terrain. Ist es nicht spannend, solchen Verwandlungskünsten zu folgen?

Die Fachgrenzen werden heutzutage ohnehin viel zu eng gezogen – allerdings dürfte auch der Publikumsgeschmack in dieser Hinsicht kritischer geworden sein. Nina Stemme hat an der Staatsoper als Verdi-Sopran („La forza del destino“) nicht wirklich reüssiert, wie würde es ihr bei der Tosca ergehen? Die Sängerin wirkte den ganzen Abend überaus konzentriert und schien darauf bedacht, ihren schon sehr unruhig schwingenden Sopran im Zaum zu halten. Die spielerische Note ging darüber meist verloren und ihre Tosca gab sich weder besonders affektiert noch von diesem gewissen erotischen Raffinement umhaucht. Dass ihre kraftvolle Stimme durchaus Wagner’sches Forte hören ließ, verwundert nicht. Das „Vissi d’arte“ schwang in einer gereifteren Gefühlslage, war aber nicht ohne Innigkeit und wurde mit Applaus bedacht. Ihr Italienisch war nicht ohne „normannischen“ Einschlag. Fazit: Es war spürbar, dass Stemme in die Partie noch tiefer hineinwachsen müsste. So blieb es bei einem respektablen Versuch, nicht nur als Wagnersängerin wahrgenommen zu werden.

José Cura sang einen sehr unausgewogenen Cavaradossi. Oft wirkte er wie abwesend und schwamm irgendwie so mit im Strom der Musik, dann forcierte er wieder mächtig und verbreitete den Eindruck, er wolle jetzt die Wiener Staatsoper zum Einsturz bringen wie Samson den Tempel der Philister. Zwischen diesen Extremen gelangen ihm ein paar schöne Phrasen – und damit hatte man sich als Zuhörer an diesem Abend zu begnügen. Der schüchterne Versuch einiger Besucher, ihm nach der „Sternenarie“ einen Szenenapplaus zukommen zu lassen, wurde durch den zum Weiterspielen animierenden Dirigenten unterbunden.

Marco Vratogna ließ einen etwas trockenen Bariton hören, der im zweiten Akt immerhin bemüht war, die Partie auch zu „singen“. Das ergab ein akzeptables, aber insgesamt wenig mitreißendes Rollenportrait. Von den übrigen Mitwirkenden sollen noch Eijiro Kai als ebenso akzeptabler Angelotti und natürlich Alfred Sramek, als tabakschnupfender Mesner (sozusagen „zum Inventar gehörig“) erwähnt werden.

Franz Welser-Möst begann den Abend mit an die Schmerzgrenze aufbrausenden, brutalen Orchesterschlägen, fuhr dann aber in gemäßigter Weise fort. Man konnte ein blankgeputztes Klangbild genießen, etwas hart ausgeleuchtet eine ungeschönte Realität vorstellend. Die Gemütslage der „Tosca“ schien Welser-Möst mehr anzusprechen als jene der „Bohème“ (die er 2010 dirigiert hat). Dass der Abend beim Publikum seine Wirkung nicht verfehlte, bezeugt der rund sechs Minuten lange Schlussapplaus.

Es war die 547. Aufführung in der Inszenierung von Margarethe Wallmann. Die 550. folgt im Juni.