TOSCA

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Staatsoper
29.11.2008

Dirigent: Kery-Lynn Wilson

Floria Tosca, berühmte Sängerin - Michèlle Crider
Mario Cavaradossi, Maler -
José Cura
Scarpia, Polizeichef von Rom - Samuel Ramey
Cesare Angelotti - Eijiro Kai
Der Mesner - Wolfgang Bankl
Spoletta, Polizeispitzel - Alexander Kaimbacher
Sciarrone - Szoltan Nagy
Schließer - Dan Paul Dumitrescu


„Durchwachsener Cavaradossi“

(Dominik Troger)

Samstagabend-„Tosca“ an der Staatsoper: ein sängerisch bekannt eigenwilliger Cavaradossi, ein langgedienter Scarpia und eine nicht ganz so mitreißende Tosca.

José Cura singt so, wie er singt. Wer das akzeptiert, wird mit seiner Bühnenerscheinung zufrieden sein und sich beim Gesang dazu denken, was ihm abgeht. Wer sich weniger von der männlich-erotischen Komponente des Tenors angezogen fühlt, der kann diesem immerhin zu Gute halten, dass es schon was hermacht, wenn der gequälte Maler durch die Folterknechte kaum zu bändigen ist. Gerade, dass er Scarpia nicht an die Kehle fährt. Sängerisch wirkte Cura an diesem Abend noch forcierter als sonst und nicht in Bestform (Singen als leidenschaftlicher Kraftsport sozusagen, mit einem Odeur von Magnesium ... )

Samuel Ramey lieh dem Scarpia die Exklusivität seiner Bühnenerscheinung und entwickelte eine sadistische Psychopathologie, die hinter einer luxuriös lackierten Fassade lauert. Seine Stimme weiß um die lange Karriere – ist aber nach wie vor durchschlagskräftig und imposant. Ein breit schwingendes Vibrato lässt allerdings wenig Raum für Details.

Michèlle Crider sang eine tadellose Tosca, trotzdem fühlte ich mich nicht aus der emotionalen Reserve gelockt. Das mag auch mit ihrem Timbre zusammenhängen, das etwas „streng“ klingt und weniger für „warme Töne“ übrig hat. Darstellerisch war mir ihre Tosca zu wenig extrovertiert und individualistisch.

Das Orchester unter der kanadischen Dirigentin Kery-Lynn Wilson klang animiert, wenn auch manchmal etwas laut. Mit viel Applaus und Blumen für Crider und Cura endete der Abend. Ramey musste bei seinem Solovorhang am Schluss des zweiten Aktes ein, zwei Buhrufe über sich ergehen lassen.