LES CONTES D'HOFFMANN
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Staatsoper
23. Mai 2014

Musikalische Leitung: Marko Letonja

Olympia - Daniela Fally
Antonia - Marina Rebeka
Giulietta - Nadia Krasteva
Niklaus -
Stephanie Houtzeel
Hoffmann - Yosep Kang
Spalanzani - Michael Roider
Nathanael - Carlos Osuna
Crespel - Walter Fink
Andreas, Cochenille, Franz, Pitichinaccio - Thomas Ebenstein
Lindorf, Coppelius, Mirakel, Dapertutto - Ildar Abdrazakov
Hermann - Mihail Dogotari
Schlémil - Tae-Joong Yang
Luther - Janusz Monarcha
Stimme der Mutter - Donna Ellen


„Wiederaufnahme von Les Contes d’Hoffmann“
(Dominik Troger)

Die Wiederaufnahme von „Les Contes d’Hoffmann“ an der Wiener Staatsoper brachte insgesamt zehn Rollendebüts – vom Hoffmann bis zum Schlémil alles neu besetzt. Nur Giulietta, Spalanzani und Crespel machten eine Ausnahme.

Im Vergleich zur letzten Wiederaufnahme des „Hoffmann“ an der Staatsoper im Jahr 2007 hielten sich die Umbesetzungen im Vergleich zur Vorankündigung im Jahresspielplan in Grenzen. Allerdings kam der Produktion Piotr Beczala als Hoffmann abhanden. Die Direktion hat daraufhin Neil Shicoff und Yosep Kang alternierend für die fünf Vorstellungen aufgeboten. Shicoff sollte „starten“, sagte aber kurzfristig krankheitsbedingt ab, und so kam Yosep Kang ein paar Tage früher zu seinem Wiener Hoffmann-Debüt.

Kang ließ einen kräftigen und höhensicheren Tenor hören, der mit der Partie gut zurecht kam. In den lyrischen Passagen fehlte der Stimme ein wenig das „Finishing“ und „Raffinement“, auch wenn bei Kang die typische, etwas nüchtern, nasal-gepresste Tongebung, die asiatische Tenöre oft hören lassen, kaum ausgeprägt war. In der Höhe öffnete sich die Stimme, entwickelte ein kräftiges, schön ausgeformtes „Squillo“, das so manchem jungen Tenorstar, der an der Staatsoper in den letzten Jahren zu hören war, zur Ehre gereicht hätte. Mag das französische Fach auch nicht die ureigenste Domäne des Sängers sein, der Hoffmann ist eine anstrengende Partie, und Kang hatte bis zum Schluss genug Energien, um einsatzfreudig seinen Mann zu stellen. Sein Spiel und sein Ausdruck haben zwar die psychologische Tiefenschärfe eines Neil Shicoff nicht erreicht, aber sie fügten sich gut in die Produktion ein..

Sein teuflischer Gegenspieler war Ildar Abdrazakov, der stark begann, und dessen Bass bei der Spiegelarie dann schon ein wenig „auf Reserve“ lief. Vielleicht hat er im Laufe des Abends zu oft sein luziferisches Gelächter erschallen lassen, markig und zynisch und effektvoll – wie ein opernhaftes „Apercue“. Abdrazakov Stimme verfügt über ein interessantes Timbre, slawische Rauheit und Härte sind doch abgemildert wie auf einem weicheren Untergrund aufgetragen. Seinen Don Giovanni vor einem Jahr habe ich in der Bühnenpräsenz als etwas flach empfunden, als Lindorf/Coppélius/Miracle/Dapertutto hinterließ er einen starken Eindruck.

Daniela Fally, die die Olympia schon an der Volksoper gesungen hat, sorgte für eine detailreich gespielte und mit Gesang verzierten Puppe, bei der körperliche und stimmliche Beweglichkeit bestens zusammenpassten. Nur in den höchsten Höhen klang die Stimme schon eine Spur zu dünn und der Ton kam leicht gepresst, aber das wurde nicht als Makel empfunden, sondern erklärte sich als Ausdruck einer leichten mechanisch-physikalischen Reibung des zu Höchstleistungen angespornten „Automaten“.

Marina Rebeka feierte an diesem Abend als Antonia sogar weltweites Rollendebüt. Das Timbre ihres Soprans besitzt für die Partie vielleicht zu wenig Melancholie, und die Stimme klang etwas angespannt und mit zuviel kühlem Metall versehen, sobald die Sängerin etwas forcieren musste. Nadja Krasteva gab eine erotisch versierte Giulietta, stimmlich kam die Erotik bei ihr mehr in der Mittellage und der Tiefe zum Ausdruck. Die Muse, die Hoffmann durch den Abend begleitet, blieb in Stephanie Houtzeels Ausführung mehr zurückhaltend.

Walter Fink sang einen einprägsamen Crespel, aber ansonsten wurde vom Staatsopernensemble eher magere Kost geboten. Thomas Ebenstein verlieh dem Frantz (in dieser Produktion mit Arie) einen eigenwillig gefärbten Charaktertenor – auch wenn er durch sein Spiel und die kleine „Turnübung“ am Luster beim Publikum für mit Gelächter quittiertes Amüsement sorgte. Donna Ellen als Stimme der Mutter, Michael Roider als Spalanzani, Mihail Dogotari als Hermann oder Tae-Joong Yang als Schlémil vermochten ebenfalls wenig zu begeistern.

Das Orchester unter Marko Letonja folgte mehr der großen Linie, ohne dabei die Wunschkonzertqualitäten des Stücks zu knalligen „Kalauern“ verkommen zu lassen. Die Produktion von Andrei Serban (Regie) und Richard Hudson (Ausstattung) ist 21 Jahre alt, wirkt aber immer noch frisch und durchaus phantasievoll. Der Schlussapplaus dauerte rund sieben Minuten lang. Der Stehplatz war sehr schlecht besucht.