HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN
|
Home |
Wiener Staatsoper Musikalische
Leitung: Bertrand de Billy |
Olympia - Jane Archibald |
In Tagen zunehmend puritanischen Lebensgefühls sind Hoffmanns Alkoholextasen als schlechtes Vorbild zu werten – da kommt so eine Aufführung schon bald der unlöblichen Aufforderung zum Suchtmittelgebrauch gleich ;-) Opernsüchtigen hingegen wurde an diesem Abend nur eine kleinere Dosis „musikalischer Glücklichmacher“ eingeimpft. In der Saisonvorschau 2006/07 war der „Hoffmann“ als „Wiederaufnahme“ angekündigt worden, unter anderem mit Friedrich Haider (Dirigent), Particia Petibon als Olympia, Krassimira Stoyanowa als Antonia, John Relyea für die Bösewichte. Keine der genannten Personen betrat schlussendlich die Staatsopernbühne. Am Pult sprang Bertrand de Billy in die Presche und zog den Abend pragmatisch durch – die großen Linie im Auge, weniger das Detail. Der amerikanische Tenor Marcus Haddock hat in der Titelpartie deutlich gemacht, dass Alkoholeinfluss sich zumindest auf den Gleichgewichtssinn störend auswirkt. Er sang mit virilem Timbre und einer anfangs zu stark unter Druck gehaltenen Stimme. Er wirkte auf mich weder besonders sinnlich noch „poetisch“, bot aber sichere Höhen und in Summe eine präsente Rollengestaltung, auch wenn diese aus einfacherem Holz geschnitzt war. Bezogen auf die Trinkgewohnheiten könnte man analysieren: Haddocks Hoffman bevorzugt Whisky, das akribische Durchschmecken „gaumenfreudiger Südhanglagen“ ist seine Sache nicht ... Franck Ferrari war mit seiner etwas dunkel timbrierten Stimme ein geeigneter Lindorf, Coppelius, Mirakel, Dapertutto. Die junge kanadische Sopranistin Jane Archibald gab als Olympia eine gelungene Talentprobe ab. Sie verfügt über die geforderten Spitzentöne sowie über eine angenehm timbrierte Mittellage. Außerdem singt sie mit Elan und vermag das Publikum mitzureißen. John Dickie ließ als Andreas, Cochenille, Franz, Pitichinaccio sein komödiantisches Talent aufblitzen. Simina Ivan und Ricarda Merbeth sangen verlässlich Antonia und Giulietta. Sophie Marilley „bemuste“ Hoffmann nicht ohne Reiz. Der
Schlussbeifall war mit vielen Bravorufen garniert, dauerte aber nur kurz. |