DIE ZAUBERFLÖTE
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Wiener Staatsoper
1.9.2005


Dirigent: Julia Jones

 

Sarastro - Walter Fink
Tamino - Roberto Saccà
Die Königin der Nacht - Milagros Poblador
Pamina, ihre Tochter - Genia Kühmeier
Erste, zweite dritte Dame der Königin - Simina Ivan,
Michaela Selinger, Daniela Denschlag

Papageno - Adrian Eröd
Papagena - Bori Keszei
Monostatos - Herwig Pecoraro
Erster Priester - Peter Jelosits

Zweiter Priester/Sprecher - Georg Tichy
Erster Geharnischter - Marian Talaba
Zweiter Geharnischter - Janusz Monarcha
Wiener Sängerknaben


Freundlicher Mozartabend

(Dominik Troger)

Die Staatsoper startete mit einer Aufführung der „Zauberflöte“ in die neue Saison. Risikolos, aber programmatisch. Denn „Alles Mozart“, das wird der Wahlspruch in der Opernsaison 2005/06. Schließlich jährt sich am 27. Jänner 2006 Mozarts Geburtstag zum 250 Mal.

Die Staatsoper verfügt über eine einigermaßen brauchbare „Zauberflöten“-Inszenierung. Ihr Erfolg hängt vor allem vom Spielwitz und der Spontanität Papagenos ab. Die Welt der Priester wirkt etwas seltsam und verschroben wissenschaftlich. Die Diener/Sklaven/Untertanen (?) mit ihren weißen sträflingsartigen Kostümen und dem aufgemalten Strichcode wirken gar befremdlich.Das Publikum ging vor allem nach der Pause mit, schien am Schluss sehr zufrieden. Doch an Stammgästen waren nur verstreute Rudimente zu sichten, und der Stehplatz war wirklich nicht überbelegt.

Für mich stand an diesem Abend der Papageno von Adrian Eröd im Zentrum. Eröd nützt den kreativen Freiraum, den ihm die Rolle bietet. Sein Bariton verströmt angenehmes Wohlgefallen; jugendlich schlank; fähig zu witziger Agilität. Er pflegt „von Natur aus“ einen edlen, aber ungekünstelten Stil und einen charmanten Humor. Die Doppelbödigkeiten des Schikaneder'schen Vorstadttheaters packt er nur sparsam aus, wenn er mal ins „Wienerische Idiom“ verfällt.

Charmante Natürlichkeit zeichnet auch Genia Kühmeiers Pamina aus. Zwar scheint ihre Stimme da und dort schon über die Partie hinauszustreben, aber man kann daraus auf einen festen, durchsetzungsfähigen Charakter schließen, der sehr gut zur zukünftigen Gemahlin Taminos passt. Außerdem bewahrt sie dadurch in ihrer Trauer eine Standfestigkeit, die neben lyrischer Melancholie Willensstärke beweist. Roberto Saccà gab einen selbstbewussten Prinzen. Mir persönlich ist sein Timbre für den Tamino schon zu kernig und zu wenig lyrisch. Die heroischen Momente gelangen dementsprechend gut, die Bildnisarie wirkte etwas verhärtet und nicht mehr vom natürlichen Fluss der Musik getragen.

Die Königin der Nacht von Milagros Poblador hat an Impulsivität und Ausdruckskraft gewonnen. Die Spitzentöne kamen mit Energie, darunter schienen die Übergänge in den Koloraturen nicht immer prägnant und von derselben Stringenz. Das hinterließ insgesamt einen unausgewogenen Eindruck. Walter Fink gab einen menschlichen Sarastro, der Priesterfürst wurde weniger herausgekehrt. Bori Kescei stand ihrem Vogelfänger als spielfreudige ungarisch-akzuentuierte Papagena zur Seite. Monostatos, die drei Damen und die drei Knaben passten sich ins anregende Umfeld gut ein. Die Art, wie Julia Jones Mozart dirigiert, empfinde ich als sehr kommunikativ. Sie belässt die Zuhörer nicht in einer bequemen, sicheren Unverbindlichkeit, sondern zeigt einen Weg, den es lang gehen soll.

Insgesamt ergab diese Mischung einen freundlichen, unspektakulären Mozartabend, gerade recht zum Aufwärmen. Am Feintuning (auch von seiten der Bühnentechnik) wird sicher noch gearbeitet werden. Hohe Ansprüche waren für den Saisonstart diesmal nicht eingefordert worden, weder die Staatsoper noch die Medien haben ihn groß herbeigetrommelt. Der Spielplan begnügt sich bis zum 13. September mit nur drei Werken (darunter fünfmal (!) die Zauberflöte) und einer Ballettaufführung.

Die Besucher konnten trotzdem schon zwei Innovationen bestaunen. Der jährlich neugestaltete Eiserne Vorhang wurde von Maria Lassnig gefertigt – und die hat mit kräftigen Farben ein kleines abgeschnittenes Ohr auf einem Teller serviert. Es ist aber nichts Blutrünstiges dabei. Außerdem sind die Parterregarderoben von der rechten Kärtnerstraßenseite nach links übersiedelt. Sie machen einem Café Platz, an dem noch gebaut wird.