DIE ZAUBERFLÖTE
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Wiener Staatsoper
16.10.2003


Dirigent: Alfred Eschwé

 

Sarastro - Dan Paul Dumitrescu
Tamino - Arnold Bezuyen
Die Königin der Nacht - Milagros Poblador
Pamina, ihre Tochter - Miah Persson
Erste, zweite dritte Dame der Königin - Ildiko Raimondi, Cornelia Salje, Daniela Denschlag
Papageno - Wolfgang Bankl
Papagena - Ileana Tonca
Monostatos - John Dickie
Erster Priester - Peter Jelosits

Specher/Zweiter Priester- Markus Nieminen
1. Geharnischter - John Nuzzo
2. Geharnischter - Janusz Monarcha

Schwedische Pamina
(Dominik Troger)

Kurz vor der mit Spannung erwarteten "Falstaff"-Premiere ging im Haus am Ring eine sehr mittelmäßige „Zauberflöte“ über die Bühne. Zu den positiven Aspekten des Abends zählte das Staatsoperndebüt von Miah Persson als Pamina.

Warum manche SängerInnen, sobald sie auf der Bühne stehen, eine magische Wirkung auf das Publikum ausüben, das wird man nie ergründen. Das, was man gemeinhin als „Ausstrahlung" bezeichnet, ist eine Art von Fluidum, das mit dem Gesang nicht wirklich etwas zu tun hat. Wenn also Miah Persson als Pamina die Bühne betritt, dann füllt sich der Raum sofort mit diesem Fluidum auf, flutet von der Bühne bis unter die höchsten Lusterlämpchen. Persson, mit blondem, schwedischem Haare („echt“ wie Papageno befunden hat) war vom Aussehen so etwas wie eine ideale Pamina, und die Stimme passte mozartisch-innig ideal dazu. Die Todessehnsucht der Arie im zweiten Akt ließ sie poetisch verhauchen und wenn ihre Stimme auch manchmal eine gewisse flatterhafte Gebrechlichkeit andeutet, die diese leichten Sopranstimmen so gerne anfliegt, so konnte man mit ihrem Debüt zufrieden sein – von der Bühnenerscheinung, dem eindringlichen Spiel ebenso wie von der musikalischen Seite.

Milagros Poblador war als rachedurstige, sternflammende Königin im Ausdruck zu zurückhaltend, vielleicht auch zu sehr damit beschäftigt, bei Mozarts Koloraturfeuerwerk den Faden nicht zu verlieren. Den hat sie, vor allem in der zweiten Arie, auch nicht aus der Hand gegeben, aber das Feuerwerk verpuffte wie kurz aufleuchtende Streichhölzer, ohne das erhofft hysterische Zornesfunkeln zu generieren. Sie scheint mir in kleineren Häusern besser aufgehoben.

Dan Paul Dumitrescu gab sein Debüt als Sarastro und muss hier noch zu einer klaren Linie finden. Er wirkte in allem ein wenig zu weich und unausgegoren, was einem Priesterfürsten und Eingeweihten nicht so gut ansteht. Den Sarastro, diesen Weisheitsmonolithen, überzeugend zu gestalten, ist eine Herausforderung. Die Arien müssen mit dem betreffenden „Gewicht“ gesungen werden (ohne dass darüber der menschliche Ausdruck, vielleicht sogar ein gewisses väterliches Gefühl gegenüber Pamina, verloren geht).

Die Stimme von Arnold Bezuyen ist schlichtweg zu „reif“ und hat eine heldische Note, die manchmal dem Tamino zwar nicht schlecht ansteht, aber diese Rolle ist doch eine lyrische und verlangt einen feineren Vortrag. Er fügte sich in das Mittelmaß des Abends fugenlos ein und meine Begeisterung hielt sich Grenzen.

Wolfgang Bankl müsste als Papageno noch ein bisschen mehr aus sich heraus gehen, spontaner werden. Aber insgesamt war die Partie bei ihm gut aufgehoben – und vor allem zusammen mit Papagena (Ileana Tonca) ergab das ein paar köstliche Szenen, wie ein paar Salzkörnchen in dieser nicht gerade inspiriert wirkenden Aufführung.

John Dickie fehlt als Monostatos noch die charakterliche Schärfe. Der war mir zu harmlos.

Die drei Damen machten sich ganz gut, die drei Knaben legten eine naive Unbekümmertheit an den Tag, die vielleicht fast schon ein bisserl zu naiv war. Aber wahrscheinlich schlug ihnen ihr jugendliches Herz in der Nähe der hübschen Pamina auch zu heftig.

Alfred Eschwé, der sich auch erstmals an der Staatsoper präsentierte, fand für die „Zauberflöte“ einen angenehmes, transparentes, ich möchte fast schreiben „wienerisches“ Klangbild, nicht ohne „Delikatesse“ – leider vermochte er es kaum, dramatische Impulse zu setzen, was den Abend in einer Gleichförmigkeit beließ, die nur hin und wieder vom Klatschen des nicht sehr applausfreudigen Publikums durchbrochen wurde.

Die Inszenierung ist dort stark, wo sie Papageno den nötigen Freiraum für Späße lässt, sie dort sehr schwach, wo das Mysterium der Eingeweihten dargestellt werden soll. Insoferne also ist sie erträglich. Der seltsame Prüfungswürfel, in dem Tamino und Pamina verschwinden, der einmal Feuer spukt und dann Wasser lässt, nimmt sich immer noch sehr seltsam aus. Sei’s drum. Den meisten Applaus gab es für Pamina.