DIE ZAUBERFLÖTE
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Volksoper
1. September 2016

Dirigent: Guido Mancusi

Sarastro - Stefan Cerny
Tamino - JunHo You
Die Königin der Nacht - Beate Ritter
Pamina, ihre Tochter - Anita Götz
Erste, zweite dritte Dame der Königin - Birgid Steinberger, Elvira Soukop, Martina Mikelic
Papageno - Michael Havlicek
Papagena - Elisabeth Schwarz
Monostatos - Karl-Michael Ebner
1. Geharnischter - Daniel Lökös

2. Geharnischter - Tamas Patrovics
Sprecher - Yasushi Hirano
2. Priester - David Sitka
3 Knaben - Wiener Sängerknaben


Saisonstart an der Volksoper
(Dominik Troger)

Die Volksoper startete mit einer „Zauberflöte“ in die neue Saison. Die Staatsoper öffnet ihre Tore bekanntlich erst am Sonntag. Es war laut Programmzettel die 158. Vorstellung dieser Produktion aus dem Jahre 2005, bei der Helmuth Lohner Regie geführt hat.

Überraschend viele Kinder und Jugendliche bevölkerten das nicht ausverkauft Haus. Selbige haben zu den Späßen Papagenos gelacht – und sich insgesamt überraschend aufmerksam betragen. Der Griff zur Mineralwasserflasche ist inzwischen aber offenbar üblich. Die beiden Amerikanerinnen, die in meiner Reihe saßen, hatten sich gleich mit 1-Liter-Flaschen bestückt. Immerhin gelang es ihnen, weitgehend geräuschlos mit den Plastikbehältern zu hantieren.

Man kann dieser Volksopern-„Zauberflöte“ ankreiden, dass sie die Singspielwelt ein bisschen zu sehr der Weisheitslehre unterworfen hat, und dass in diesem kostümmäßig dem 19. Jahrhundert angelehnten Ambiente der Schikaneder‘sche Humor, der die seriöse Sarastro-Welt ausfüllt wie Gänsefedern einen reich bestickten Polster, zu wenig zur Geltung kommt. Glücklicher Weise verfügt die Volksoper wieder über einige „hiesige“ junge Kräfte, die sich der Anschaulichkeit und dem Sprachwitz Schikaneders nicht erst über eine „Verdolmetschung“ annähern müssen.

So hat zum Beispiel Michael Havlicek mit schlankem Bariton dem Papageno eine wohldosierte, sympathische Bodenständigkeit verliehen. Das kam den Dialogen zu Gute, die er in leichten Dialekt zu färben wusste, je nach „Ansprache“ und „emotionaler Beschaffenheit“ und ohne dabei in einen derber polternden „Wiener-Schmäh“ abzugleiten. Das bezieht sich auch auf seine sängerische Darbietung, die weniger kernig-saftig, als in einigen Passagen fast versonnen lyrisch-liedhaft geriet. Das Publikum hat er mit seinen Späßen erreicht und dabei der Figur jene Natürlichkeit und Unvoreingenommenheit belassen, die diesem Bühnencharakter (der naturgemäß auch seine Sehnsüchte hat), gut ansteht. Elisabeth Schwarz war eine gewitzte, schwungvolle Papagena an seiner Seite.

Mit Beate Ritter hat die Volksoper eine beachtliche (!) Königin der Nacht aufgeboten. Die junge Sängerin hat sich in den letzten Jahren (2010 war sie noch als Papagena besetzt) zu einem angenehm rund timbrierten lyrischen Koloratursopran entwickelt, mit sauberen Verzierungen und Spitzentönen. Die Lockerheit in der Tonproduktion und die Natürlichkeit im Ausdruck verleihen dieser Königin der Nacht jugendliche Frische und doch schon eine frauliche Kontur. Die dämonische Seite des Charakters wird sich mit fortschreitender Karriere gewiss noch verstärken.

Stefan Cerny als Sarastro war ebenfalls eine „Hausbesetzung“, in der Darstellung weniger Würdenträger und Patriarch, sondern mehr ein Manager der Priestergemeinschaft. Sein Bass gab den Sarastro mit schlanker, in der „Weisheitstiefe“ schon etwas spröder konturierten Stimme. Die nächste im Bunde einer jungen „hiesigen“ Sängergarde war Anita Götz, eine selbstbewusst leidende Pamina, in den lyrischen Höhenflügen ihres Sopran zu unstet und leicht forciert.

Der Tamino von JunHo You wirkte anfangs etwas zurückhaltend, die lyrische Emphase der bezauberndschönen Bildnisses litt unter dem leicht nasal gefärbten, metallischen Timbre seines etwas steifen Tenors und einer zu indifferenten Aussprache. Der Zwischenapplaus nach der Bildnisarie blieb verhalten. Je mehr Tamino zum „Manne“ reifte, umso besser passten Timbre und Bühnencharakter zusammen.

Im Ensemble gab es viel Bewährtes, wie den Monostatos von Karl-Michael Ebner, (an der Volksoper wird die Figur nicht mehr schwarz geschminkt), den würdevollen Sprecher von Yasushi Hirano, die drei Damen, die drei Sängerknaben und den Chor. Das Orchester unter Guido Mancusi fand im Klangbild einen guten Mittelweg zwischen weicheren Streichern und etwas markanteren Bläsern und Pauken. Und wenn der Abend im rein technisch-musikalischen Detail besehen nicht ganz perfekt geriet, so war es insgesamt doch ein gelungener, wenn auch noch nicht in jeder Szene mitreißender Saisonstart.