DIE ZAUBERFLÖTE
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Volksoper
23.6.2012

Dirigent: Enrico Dovico

Sarastro - Andreas Daum
Tamino - Jörg Schneider
Die Königin der Nacht - Mari Moriya
Pamina, ihre Tochter - Andrea Bogner
Erste, zweite dritte Dame der Königin - Elisabeth Flechl, Eva Maria Riedl, Alexandra Kloose
Papageno - Clemens Unterreiner
Papagena - Beate Ritter
Monostatos - Jeffrey Treganza
1. Geharnischter - Otoniel Gonzaga

2. Geharnischter - Karl Huml
Sprecher -Yasushi Hirano
2. Priester - Thomas Sigwald
3 Knaben - Wiener Sängerknaben


Zauberflöte an der Volksoper
(Dominik Troger)

Zum Saisonfinale war es nur angemessen, noch einen Abstecher in die Volksoper zu machen. Ein entspannender Samstagabend bei Mozarts „Zauberflöte“ bot sich an. Immerhin hat es die Volksopern-Produktion des Werkes seit dem Dezember 2005 schon auf 105 Aufführungen gebracht.

Die Volksopern-Inszenierung von Helmuth Lohner ist etwas unausgewogen. Das Publikum, so dachte ich mir an diesem Abend, könnte eigentlich mehr und öfter lachen. Die Durchmischung der Märchenhandlung mit einem starken Bezug auf das 19. Jahrhundert kontrastiert die teilweise recht gelungenen und mit märchenhaftem Anstrich versehenen Bühnenbilder (Johan Engels) zu stark. Mehr „Mut zum Märchen“ hätte nicht schaden können. Die „Papageno-Welt“ kommt in der Staatsopern-Produktion von Marco Arturo Marelli besser zur Geltung, die aber wieder an einer unansehnlichen „Sarastro-Welt“ leidet. Dann also doch lieber die Volksopern-„Zauberflöte“?

In der 105. Aufführung wird man natürlich nicht mehr die genauen Verhältnisse der Premiere vorfinden. Manches sticht aber doch ins Auge. In der Premiere hatte die Volksoper zum Beispiel noch einen schwarz-geschminkten Monostatos aufgeboten, der inzwischen allerdings deutlich „verblasst“ ist. Die Auftritte der Königin der Nacht sind nach wie vor von sehr guter Wirkung, Papageno lebt stark von der jeweiligen Besetzung. Optische Höhepunkte sind die Felslandschaft mit der mächtigen Schlange zu Beginn; das Priesterbild nach der Pause mit der Sternwarte; die schmale, große Mondsichel bei der zweiten Arie der Königin der Nacht; die beiden auf einem schmalen Podest seitlich des Portals zum Prüfungstempel stehenden Geharnischten – wie luftig und mauerhoch angebrachte gotische Heiligenfiguren.

Der Abend gestaltete sich unterhaltsam, blieb musikalisch insgesamt aber ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Der Tamino von Jörg Schneider, dessen erst im Forte leicht anschmelzender Tenor mir eher ins Charakterfach zu tendieren scheint, brachte die prinzenhaften Liebesgefühle zu wenig „einschmeichelnd“ heraus. Das Zentrum der Weisheitslehre war etwas „unterbesetzt“: Dem Sarastro von Andreas Daum hätten mehr stimmliche Fülle und Charisma im Ausdruck sehr gut getan.

Mit Mari Moriya bot die Volksoper eine junge japanische Sängerin als Königin der Nacht auf, die diese Partie schon an der Metropolitan Opera gesungen hat. Im Dezember 2010 hat sie in Linz als Lakme ihr Österreichdebüt gegeben. Ihr Sopran schien mir deutlich auf die Spitzentöne orientiert und sie konnte mit den Mozart’schen Koloraturen schon ein Feuerwerk abbrennen. In der Mittellage fehlte mir bei ihrer Stimme ein wenig das „Bouquet“ und dort blieb die Sängerin an Ausdruckskraft zurück. Sie kam optisch recht gut zur Geltung und bot als sternflammende Königin eine packende, leicht „psychodelische“ Bühnenerscheinung. Das Publikum reagierte auf ihre beiden Arien mit Szenenapplaus. Dass ihr Deutsch noch ein wenig ungewohnt klingt, unterstrich die Exotik dieses Bühnencharakters und störte kaum.

Clemens Unterreiner sang einen sehr gepflegten Papageno, agierte mit seiner bekannten Spielfreude und mit viel Sinn für die Zwischentöne wienerischen Humors. Die Lacher im Publikum hatte er rasch gewonnen. Ein „Naturbursche“ im engeren Sinn war dieser Papageno wohl nicht und auch kein „Gewächs“ der Vorstadt, sondern er gab sich recht domestiziert und von mehr „internationalem“ Zuschnitt. Bei Unterreiners stimmlichen Qualitäten ist das aber eine durchaus vielversprechende Ausrichtung. Beate Ritter gesellte sich als selbstbewusste PapagenA an PapageOs Seite. Das sorgte für einen nette „Familiengründung“.

Die Pamina der Andrea Bogner wurde gesanglich von mädchenhafter Zartheit bestimmt, wie eine Knospe, von kühlem Morgentau benetzt. Für das schön gestaltete Beklagen ihres Liebesleides im zweiten Akt fand sie berückende Pianotöne. Zum Aufblühen tendierte ihr Sopran dann aber doch nicht, blieb einer tugendhaften „Verhaltenheit“ verpflichtet.

Die drei Damen waren recht spielfreudig und pointiert, mischten die ersten Szenen gut auf. Jeffrey Treganza gab einen zu farblos-nüchternen Monostatos. Yasushi Hirano sprang für Sebastian Holecek als Sprecher ein – und hinterließ mit seinem jungen, aber schön timbrierten Bass einen für die priesterliche Umgebung recht passenden Eindruck. Ebenfalls als Einspringer auf einem, dem Programm beigelegten Zettel vermerkt: Eva Maria Riedl als Zweite Dame für Adrineh Simonian und Karl Huml als 2. Geharnischter für Florian Spiess.

Enrico Dovico leitete das Orchester der Volksoper, führte es flott durch die Ouvertüre, und hat sich vom Gesamteindruck aus beurteilt nicht als ausgewiesener Mozart-Spezialist empfohlen. Das italienische Repertoire scheint ihm besser zu liegen.

Seltsam war das Verhalten des Publikums, das bei den Verbeugungen auf offener Bühne noch animiert applaudierte und dann fast fluchtartig mit dem Fallen des Vorhangs und dem Aufflammen der Beleuchtung das Haus verließ. Der Scheinwerfer, der die Solovorhänge ausleuchtet, ging zwar noch an – aber da war der Beifall schon schlagartig verebbt und alles auf dem Weg nach draußen.