ZAIDE
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Musikverein
2.5.2005
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Martin Haselböck

Orchester: Wiener Akademie

Soliman - Rainer Trost
Zaide - Melba Ramos
Gomatz - Andreas Karasiak
Allazim - Adrian Eröd


Mozart zu Ehren...
(Dominik Troger)

Rund ums Mozartjahr wird man in Wien der „Zaide“ noch öfter begegnen können – den Beginn machte eine konzertante Aufführung der Wiener Akademie unter Martin Haselböck im großen Musikvereinssaal. Sie bot eine gute Gelegenheit, das Fragment in einer „historischen“ Rekonstruktion kennenzulernen, ohne irritierende Modernismen.

Mozarts „Zaide“ ist Fragment geblieben. Mit einer „ausgeborgten“ Ouvertüre (in diesem Fall die Symphonie in G-Dur, KV 318) sowie ergänzenden Rezitativen im zweiten Akt und einem ergänzten Schluss, kam man auf rund zwei Stunden Aufführungsdauer netto. Die Ergänzung des Fragments durch Brian Michaels war in einer historisch stark ans Original angenäherten Form erfolgt, und die Handlung löste sich in allgemeinem Wohlgefallen auf.

Konzertante Aufführungen sind oft eine zweischneidige Sache. Ein „Singspiel“, das nur gesungen wird, entbehrt sozusagen seiner zweiten, vielleicht sogar „besseren“ Hälfte. Dazu kommt die künstliche Atmosphäre eines Konzertsaals, der auch dem Publikum eine gewisse Förmlichkeit bei der Apperzeption der künstlerischen Darbietung suggeriert. „Zaide“ hat das formale Problem, nach einem kurzen Chor mit einem „melologischen“ Rezitativ fortzufahren, das dem Werk gleich zu Beginn jeglichen Wind aus den Segeln nimmt. Sklave Gomatz beklagt sein Schicksal minutenlang, ehe ihn endlich sanfter Schlummer ereilt (und das Publikum gerade noch rechtzeitig davor bewahrt, in selbigen zu verfallen). Es wird spannend sein, wie die kommenden Zaide-Aufführungen diese Hürde nehmen. Das (auch für damalige Verhältnisse) sehr durchschnittliche Libretto hat einen Zug ins Lächerliche, der eine glaubwürdige Umsetzung erschwert.

Der Singspielcharakter hätte hier vielleicht die Möglichkeit eröffnet, „lustbetonter“ ans Werk zu gehen, aber da hat mich eigentlich nur Adrian Eröd überzeugt – der zugegebenermaßen mit der Arie Nr. 10 „Wer hungrig bei der Tafel sitzt...“ – aus dem „Singspielvollen“ schöpfen konnte. Das Liebespaar Gomez (Andreas Karasiak) und Zaide (Melba Ramos) hatten es mit dem Liebesschmachten & -verzweifeln sicher schwerer. Andreas Karasiak blieb – bei schönem, deutlichem Vortrag – zu statisch, Melba Ramos hat „Zaide" mit ihrem gefühlvollen Sopran auch nur bedingt „zum Leben" erweckt. So umgab – den Soliman von Rainer Trost nicht ausgenommen – die ganze Aufführung das Flair eines weniger spannend aufbereiteten, „opernhistorischen“ Vortrags: Mozart zu Ehren.

Mal sehen, was in Sachen „Zaide“, die Zukunft bringt – u.a. auch mit einer Produktion der Wiener Festwochen 2006 im Jugendstiltheater auf der Baumgartner Höhe. Möglich, dass man erst dann den Stellenwert dieser Aufführung so richtig wird einschätzen können.