LA CLEMENZA DI TITO
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Staatsoper
25. Oktober 2012

Dirigent: Adam Fischer

Tito - Richard Croft
Vitellia - Hibla Gerzmava
Servilia - Chen Reiss
Sesto - Magdalena Kozena
Annio - Alisa Kolosova
Publio - Adam Plachetka

Berenice (stumme Rolle) - Jennifer Larunsi


Milder Titus

(Dominik Troger)

Im letzten Mai ist das Publikum bei der Premiere von Mozarts „Titus" nicht sehr mild dem Regieteam nicht umgegangen – in der zweiten Aufführungsserie präsentierte sich die neue Staatsopernproduktion aber schon ganz „handzahm“.

Titus, von Regisseur Jürgen Flimm bei der Premiere mit schwer gezügeltem Aggressionspotential versehen, hat sich mit der Besetzungsänderung von Michael Schade zu Richard Croft wieder seinem klassizistischen Ideal angenähert: Man spürte zwar, wie der Verrat an Titus nagt, aber Croft vermied ein zu extrovertiertes Äußern dieses Unbehagens. Er warf keine Sessel um und drapierte Sesto nicht einmal mit diesem spitzen Narrenhut, auf dem „Verräter“ geschrieben steht, während dieser sein „Deh per questo instante solo“ zum Besten gibt. Durch diese vornehme Zurückhaltung des Titus bekam die Inszenierung ein ganz anderes Gepräge – und eigentlich passte nichts mehr zusammen: Denn man konnte schwer glauben, dass sich dieser Titus mit Alkohol- und Frauenexzessen abgibt und auf Models steht, die aufgetakelt durch das heruntergekommene Bühnenambiente stöckeln.

Richard Croft hat mit dieser „Titus“-Serie sein Hausdebüt gegeben. Sein lyrischer Tenor ist nicht so üppig timbriert wie der von Michael Schade, klang im Vergleich schlanker, im Timbre trockener und heller, dabei (möglicherweise noch von den Resten einer Verkühlung ?) leicht nasal verschattet. Es dauerte einen Akt lang, bis sich mir die eigentlichen Qualitäten dieses Organs im Umfeld von Crofts Rollenporträt erschlossen: die virile Beständigkeit eines Stoikers auf dem römischen Kaiserthron, dessen Anfechtungen durch Mozart nicht so wirklich in sprudelndes Bühnenleben verwandelt wurden. Hier agierte Croft nachdrücklich und librettokonform und nutzte beim „Se all’impero, amici Die“ auch die eigentlich einzige Möglichkeit im Rahmen des Werkes stimmliche Bravour zeigen zu können.

Der Star des Abends stand ohnehin von vornherein fest: Magdalena Kozena. Bei ihr musste man keine Abstriche machen. Ihr Mezzo tönte für meinen Geschmack zwar nicht ganz so reichhaltig und erfrischt wie jener von Elina Garanca, die die Premiere gesungen hat, aber Kozena verstand sich ebenfalls auf ebenmäßigen Mozartgesang, quer durch alle emotionalen Höhen und Tiefen, die in dieser Figur angelegt sind. Sie ist von ähnlicher Bühnenwirkung, sehr präsent gleich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehend. Eigentlich überraschend, dass es sich bei dieser Aufführungsserie um das späte Hausdebüt der Sängerin gehandelt hat.

Hibla Gerzmava – ebenfalls Hausdebüt bei dieser „Titus“-Serie – sang die Vitellia. Die Sängerin führte sich als dramatischer Mozartsopran beim Wiener Publikum ein, der über sichere Koloraturen verfügt, aber auch über viel Expressivität. Das Timbre blühte nicht recht auf, saß unter einer etwas „aufgerauten“ Schale, schärfte bei den Spitzentönen manchmal schon etwas an. Für die Vitellia mit ihren „starken Gefühlen“, gebeutelt von Eifersucht und Hass, ergab das ein autentisches Rollenporträt: Mozart mit leichten „Spinto-Anwandlungen".

Ebenfalls neu im „Titus“– aber nicht am Haus – Alisa Kolosova als eher unauffälliger Annio. Chen Reiss (Servilia) und Adam Plachetka haben von der Premierenbesetzung überdauert. Bei Adam Plachetkas markantem Publio merkte man noch die forschere Gangart Flimm’schen Zuschnitts, aber der fehlten an diesem Abend die Mitspieler.

Das Orchester unter Adam Fischer zeigte Gestaltungswillen – brachte etwa die Architektur der Ouvertüre schön heraus – bei eher „klassisch-philharmonischem“ Klangbild. Im Vergleich zu den vorangegangenen Vorstellungen von „Figaro“ und „Don Giovanni“ wirkte das Orchester deutlich animierter.

Das Publikum war zufrieden, spendete den Mitwirkenden der dritten Aufführung in dieser Serie viel Applaus.