IL RE PASTORE
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Theater an der Wien
Konzertante Aufführung

9.8.2004

Dirigent: Martin Haselböck

Wiener Akademie

Alessandro - Kurt Streit
Aminta - Sabina Cvilak
Elisa - Isabel Monar
Tamiri - Katerina Beranova
Agenore - Markus Schäfer

„Der königliche Hirte
(Dominik Troger)

Das Mozartjahr naht mit Riesenschritten. Der Klangbogen Wien begann schon heuer damit, das Publikum auf die früheren Mozart-Opern einzustimmen. Mit „Il re pastore“ stand eine idyllische „Serenata in zwei Akten“ aus dem Jahr 1775 auf dem Programm einer konzertanten Aufführung.

Dieses „Il re pastore“ – nach einem Text von Pietro Metastasio – ist nicht gerade ein „Reißer“, wenn man das so direkt sagen darf. Die Mozart-Exegese hat diesem Werk sehr unterschiedliche Beurteilungen widerfahren lassen. Das Sujet wirkt aus heutiger Sicht ziemlich antiquiert, aber die Zeitverbundenheit der Komposition macht es mir auch nicht leicht, den jungen Genius in ihr zu entdecken. Hier besteht noch vieles im Fortspinnen barocker Konvention, die nur stellenweise der packende oder sentimentale Zugriff von Mozarts Meisterschaft durchbricht. Als Zuhörer ahnt man natürlich, dass der Kitsch ein ständiger Mitbewohner dieser Rokoko-Idylle ist, das flaumige, in sentimentales Rosa gefärbte Abendgewölk einer zu Ende gehenden Epoche. Mozart hat diese Töne zwar mit Meisterschaft angeschlagen, aber er selbst tritt nur schemenhaft zu Tage, selten so greifbar wie in der Arie der Aminta im zweiten Akt („L’amero, saró costante“). Diese Arie schwebt wie ein betörender jung-mozartischer Andante-Satz an einem vorüber, mit einem zarten Violinsolo aufmunitioniert.

Die Frage ist nun, wie man mit diesem schillernden Idyll umgehen soll. Man kann in eine Perle hineinbeißen oder sie in kunstvoller Fassung erstrahlen lassen oder beides versuchen. Martin Haselböck schien mir mehr den Biss zu bevorzugen, was sich auch in der Auswahl der Sänger zeigte. Jedenfalls nahm die Verzweiflung der Elisa (Isabel Monar) im 2. Akt für mich schon fast elettrahafte Züge an und gemahnte stark an den Idomeneo – der Alessandro von Kurt Streit sowieso. Das erinnerte einen zwar an seine vorzügliche Gestaltung dieser Partie im letzten Jahr beim Klangbogen, war mir aber doch schon zu kraftvoll geprägt, auch von der leichten Tendenz, den natürlichen, perlenden Fluss der Koloraturen zu verhärten. Doch dem kann man entgegenhalten, dass ein heroischer Tonfall dem Alessandro, jenem welterobernden mazedonischen König, schon angemessen ist. Wie auch immer man hier entscheidet, seine Stimme war unbestritten die durchgebildetste und technisch bestgeführte am Podium. Ihm nahe kam nur der Aminta der Sabina Cvilak, doch auch sie watete mir zu wenig im naiv strömenden Bach dieses musikalisch entwickelten Schäferspiels. Jedenfalls spendete sie in der oben angesprochenen Arie genug Rührung und Anmut, so dass man diese (unterstützt von der stimmungsvollen Umsetzung durch das Orchester) mit tiefer Empfindung auskosten konnte. Die restlichen Mitwirkenden folgten mit gar nicht so großen, doch merkbaren Abstufungen.

Das Theater an der Wien war gut besucht, aber nicht ausverkauft, und nach der Pause sind ein paar weitere Plätze leer geblieben. Nach rund zweieinhalb Stunden gab es verdienten Applaus für alle Mitwirkenden. (Das Orchester war auf Parkettniveau gehoben worden, und die Wiener Akademie saß nicht im Graben, sondern im „Cercle“. Die Sänger agierten von der Bühnenrampe.)