LA FINTA GIARDINIERA
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Wiener Kammeroper
28.10.2004

Musikalische Leitung: Joji Hattori

Inszenierung: Elaine Tyler-Hall
Ausstattung: James Wright

Licht: Harry Michlits

Orchester der Wiener Kammeroper
(Premiere: 7.10.2004)

Podestà - Peter Lurié
Sandrina/Violante - Anne-Laure Kénol
Belfiore - José Aparicio
Arminda - Beata Marti
Ramiro - Eva Maria Riedl
Serpetta - Claudia Guarin
Nardo - Noé Colin


Liebliche Gärtnerin
(Dominik Troger)

„La finta giardiniera“ ist eine Art Vorstudie zu „Figaro“ oder „Cosi“: Liebesverwirrung mit Happyend. Für Mozart-Fans ist die Produktion dieses selten gespielten Werks an der Kammeroper ein „Muss“, zumal die Umsetzung als durchaus gelungen bezeichnet werden kann.

Mozart war noch keine 20, als er dieses Stück 1775 zur Karnevalssaison für das Münchener Hoftheater komponierte. Trotzdem schaffte er es schon, musikalisch ein Labyrinth amoröser Seelenzustände zu beschwören, aus dem die handelnden Personen gerade noch unbeschadet herausfinden. Ich bin mir, was diese „Unbeschadetheit“ betrifft, zwar nicht so sicher, aber zumindest denkt man, im Karneval müsste es so sein. Die Vorgeschichte ist jedenfalls dramatisch. Belfiore wurde gegenüber seiner Geliebten Violante in einem Eifersuchtsanfall so tätlich, dass er glaubt, sie ermordet (!) zu haben. Er flieht. Violante sucht ihn und gibt sich unter dem Namen Sandrina als Gärtnerin aus. Als zufällig Belfiore auftaucht und die Identitäten aufgedeckt werden, schwankt Violante zwischen Liebe oder Rache. Vor allem im zweiten Akt, wenn sie in eine verlassene Gegend flüchtet, wird die Seelenpein von Mozart richtiggehend ausgewalzt und auch alle anderen Beteiligten werden durch ein kleines Purgatorium Mozart’scher Liebeszweifel gejagt. Erst am Schluss ist alles wieder „in Butter“.

In der Kammeroper hat man für dieses Werk ein hübsches stilisiertes Gartenambiente gebaut, rechts und links an der Seite sogar mit zwei kleinen vorspringenden „Teichen“. Drehbare Hecken und ein gemaltes Denkmal geben genug Anreiz, um sich als Zuschauer einen lieblichen Barockpark vorstellen zu können, in dem ein großes Heckenlabyrinth zur lustvollen Ergötzung lauert (ein Heckenlabyrinth, wie es schon zu Beginn der Bühnenvorhang zeigt). Die Kostüme und einige Requisiten (eine italienische Zeitung, ein Brautjournal, ein Grammophon u.a.) versuchen allerdings, die Handlung in die 1920er Jahre zu hieven – ein Zeitbezug, der der Sache weder nützt noch schadet. Regisseurin Elaine Tyler-Hall hat sich sonst tieferer Interpretationsversuche enthalten und sich darauf konzentriert, die schauspielerischen Fähigkeiten des Sängerensembles zu befördern, was auch immer wieder zu schwungvollen Szenen führt.

Joji Hattori animiert das Orchester zu zügigem, immer sich am Gesang orientierenden Spiel. Nahezu drei Stunden lang (abzüglich einer Pause von rund 15 Minuten) schnurrt Mozarts Musik dahin, witzig oder mit der notwendigen Poesie versehen, wie es gerade gebraucht wird. Betreffend Besetzung hinterließ für mich die Sandrina/Violante von Anne-Laure Kénol den überzeugendsten Gesamteindruck, die auch technisch anspruchsvollere Passagen sauber und mit warmem Wohlklang zu Gehör brachte. Der Belfiore von José Aparicio stand ihr wenig nach. Eva-Maria Riedl als Ramiro hatte sich wegen einer Indisposition entschuldigen lassen. Noé Colin hat sein Buffo-Talent schon an der Volksoper gezeigt und fand in Claudia Guarin, Serpette, die passende weibliche Ergänzung. Bleiben noch Peter Lurié (Podestà) und Beata Marti (Arminda), die den positiven Eindruck abrundeten. Insgesamt ergab das eine respektable Aufführung.

Das Publikum in der gut besuchten, aber nicht ganz ausverkauften Kammeroper, spendete reichlich Beifall.