LE NOZZE DI FIGARO

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Wiener Staatsoper
5.1.2007

Dirigent: Philippe Jordan

Graf Almaviva - Simon Keenlyside
Die Gräfin -
Krassimira Stoyanova
Susanna - Laura Tatulescu
Cherubino - Elina Garanca
Figaro -
Wolfgang Bankl
Marcellina - Daniela Denschlag
Doktor Bartolo - Ain Anger
Basilio - Michael Roider
Don Curzio - Cosim Ifrim
Antonio, Gärtner - Eijiro Kai
Barbarina, seine Tochter - Ileana Tonca


„Beginn der Mozarttage mit Figaro

(Dominik Troger)

Die Wiener Mozarttage an der Staatsoper begannen nicht ganz planmäßig. Drei Umbesetzungen würfelten das SängerInnenteam durcheinander. Aber bewährte Kräfte und ein junges Ensemblemitglied gestalteten den Abend zur allgemeinen Zufriedenheit.

Simon Keenlyside war wieder als Graf hinter Susanna her. Seine Darstellung scheint mir in den letzten Jahren gereift und bis in gestische und mimische Details durchgeformt. Dieser Charakter ist ein wenig neurotisch und ein wenig fies. Keenlyside legte es auch beim Singen nicht so sehr auf das „Strahlen“ an. Sattere, weichere Farben streut er erst am Schluss ein, wenn er – gedemütigt – um Vergebung bittet. Das „Hai gia vinta la causa“ wird nicht zur „Glanznummer“, sondern zum Mikrodrama, bei dem Rachegelüste und vorweggenomme Siegesfreude mehr dazu dienen, sich selbst Mut zu machen, als dass sie Ausdruck des eigenen Selbstbewusstseins wären. Eine großartige Rollengestaltung, die „klassische“ Erwartungshaltungen ein wenig unterläuft.

Dass aufgrund der Umbesetzung gerade Wolfgang Bankl (an Stelle von Erwin Schrott) den Gegenspieler des Grafen mimen musste, sorgte für eine gelungene Rollenverteilung: Bankls Figaro paarte die intellektuelle Wendigkeit des Haarkünstlers mit der raumgreifenden Durchsetzungskraft eines Fleischhauers – und da verstand man schnell, dass so ein leptosomer Graf mit solch hemdsärmelig auftrumpfendem Untergebenen kein leichtes Spiel haben wird...

Überraschend wie gut sich die Susanna da hineinfügte. Debütantin Laura Tatulescu (eingesprungen für Jane Archibald) hielt die Waage zwischen Liebe und Treue, Grafen an der Nase herumführen, weiblicher Solidarität mit der Gräfin – durchdrungen von jenem Schuss Keckheit, der eine Susanna auszeichnet. Auch stimmlich konnte das junge Ensemblemitglied (bisherige Rollen u.a. Tebaldo im Don Carlo) überzeugen.

Als Gräfin (an Stelle von Dorothea Röschmann) gab Krassimira Stoyanova wieder ein Beispiel ihrer Vielseitigkeit, und es zeigte sich, dass sie ausgewiesenen Mozartspezialistinnen etwa im „Dove sonso“ nur bei wenigen Nuancen den Vortritt lassen muss. Für das gesangliche „Schlagobershäubchen“ sorgte allerdings Cherubino Elina Garanca, mit einem auf Hochglanz gebrachten, verführerischen „Voi che sapete“.

Köstlich wie stets, Michael Roider als Basilio (diesmal ohne die Arie im vierten Akt), voll mädchenhaftem Leichtsinn, die Barbarina der Ileana Tonca. Daniela Denschlag war eine sehr jugendlich wirkende Marcellina (auch sie ohne ihre Arie). Bewährt die weiteren Mitwirkenden: Ain Anger (Bartolo), Cosim Ifrim (Don Curzio), Eijiro Kai (Antonio).

Philippe Jordan hatte eine gute Hand, beließ Mozarts Musik ihren Schwung, den er mit einem etwas voller klingenden, romantisch überhauchten Klangbild abfederte. Der Vortrag wirkte gelöst, ohne interpretatorische Kopfstücke passte er bestens zur Szene und dem gewitzten Spiel der SängerInnen.

Die Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle zählt nach wie vor zu den überzeugendsten Produktionen des Staatsopenrepertoires – auch bei der 230. Aufführung. Der Abend schloss mit viel Applaus.