LE NOZZE DI FIGARO

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Wiener Staatsoper
Musikalische Neueinstudierung
10.12.2005

Dirigent: Riccardo Muti

Graf Almaviva - Ludovic Tezier
Die Gräfin -
Barbara Frittoli
Susanna - Tatiana Lisnic
Cherubino - Angelika Kirchschlager
Figaro -
Carlos Alvarez
Marcellina - Stella Grigorian
Doktor Bartolo - Ain Anger
Basilio - Michael Roider
Don Curzio - Peter Jelosits
Antonio, Gärtner - Eijiro Kai
Barbarina, seine Tochter - Ileana Tonca


Betörender Figaro
(Dominik Troger)

Musikalische Neueinstudierung des „Figaro“ an der Staatsoper unter Riccardo Muti: Mozart in bester „Wiener“-Manier, gleichsam aus sich selbst musiziert, feinfühlig, mit weichem, federndem Klang. Das betörte, belebte und sorgte für gute Stimmung.

Munter murmelte schon das Vorspiel, entsprang ihm ein wohltönender, unermüdlicher Quell flott sprudelnder Figaro-Musik aus dem der ganze Abend sich speiste. Ungetrübt floß er dahin, ohne derbe Pointen, ohne die leicht verkrampft wirkenden Klammzüge einer harschen durch historische Details gestützten Analytik. Alle Ecken und Kanten waren verschwunden wie von einem Zauberhauch davongeweht. Locker und gelöst klang, was aus dem Orchestergraben drang, manchmal sogar ein wenig verspielt, mit animierender, fast naiv zu nennender Selbstverständlichkeit. Ein Anflug von klassizistischer Strenge versah die emotionale Regsamkeit mit formaler Beständigkeit, stützte das transparente Musizieren.

Die Besetzung war weitestgehend bekannt. Der Figaro von Carlos Alvarez und die Susanna von Tatjana Lisnic sind derzeit so etwas wie ein Figaro-„Dream-Team“, mit großer musikalischer und darstellerischer Präsenz. Der junge französische Bariton Ludovic Tezier machte als Graf gute Figur und wahrte seine herrschaftliche Stellung mit jugendlicher Autorität. Er hat die Partie bereits letzte Saison an der Staatsoper gesungen, besitzt ein schönes Timbre mit viel Ausdrucksgefühl. Angelika Kirchschlager ist von ihrer Ausstrahlung her nach wie vor ein bezaubernder Cherubino. Barbara Frittoli sang eine im Ausdruck innige und zurückhaltende Gräfin. (Bei beiden wurde phasenweise die Herausforderung spürbar, die Stimme aus der angenehmen, wohltönenden Mittellage ebenso klangschön und kompakt höhenwärts zu führen.)

Die homogene Ensembleleistung wird sich in den nächsten Vorstellungen sicher noch weiter steigern. Muti ließ nicht nur die Arie der Marcellina im vierten Akt spielen, sondern auch die des Basilio (beide blieben vom Untertitelsystem unübersetzt). Das gab den Mitwirkenden die Möglichkeit, sich mit Gewinn solistisch zu präsentieren. Die alte Inszenierung von Jean Pierre Ponnelle erstand dabei einmal mehr frisch und lebendig in „stilgerechter Zeitlosigkeit“.

Der Applaus war stark und einhellig. Muti durfte sich nach seinem Mailänder-Abgang über ein gelungenes Staatsopern-„Comeback“ freuen.