DIE HOCHZEIT DES FIGARO

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Wiener Volksoper
4.2.2004

Dirigent: Julia Jones

Graf Almaviva - Wolfgang Koch
Die Gräfin -
Melba Ramos
Susanna - Birgid Steinberger
Cherubino - Annely Peebo
Figaro -
Franz Hawlata
Marcellina - Andrea Bönig
Doktor Bartolo - Pavel Kudinov
Basilio - Karl-Michael Ebner
Don Curzio - Christian Drescher
Antonio, Gärtner - Markus Raab
Barbarina, seine Tochter - Renée Schüttengruber


Volks-Oper
(Dominik Troger)

Mozart wird momentan viel gespielt in Wien - aber kann man überhaupt genug Mozart spielen? In der Volksoper warb der „Figaro“ in deutscher Fassung um die Gunst des Publikums und gewann sie überzeugend.

Die Aufführung hatte etwas von einer gefühlvollen Akkuratesse an sich, die Mozart sehr gut tut. Junge Stimmen geführt von der Dirigentin Julia Jones hatten das Werk von allen repräsentativen und rezeptionsgeschichtlichen Schwerfälligkeiten entrümpelt und der Gebrauch einer deutschen Fassung half der Spontanität der Publikumsreaktionen auf die Sprünge. Jones ließ kreativen Spielraum für anmutiges oder forscheres Musizieren, je nach Bedarf, ohne Durchhänger, drei Stunden lang. Derart geführt wurde die 102. Aufführung dieses Erbstücks der Wächter-Ära (Premiere 3.12.1989) zu einem weiteren kräftigen Lebenszeichen des Hauses am Währingergürtel.

Viel Engagement und überzeugende gesangliche und schauspielerische Leistungen gab es beim gesamten Ensemble: stürmisch-amourös Annely Peebo als Cherubino; gewieft-geschäftig die Susanna von Birgit Steinberger; von sensibler und verletzbarer Innigkeit, die Gräfin der Melba Ramos. Einen Figaro von fast schon Nestroy’schem Intellekt gab Franz Hawlata. Wolfgang Koch war nicht nur gesanglich ein sehr präsenter Graf, sondern auch ein hintertriebener und hintertreibender Charakter, belebt vom nur mehr mattstrahlenden Adel des Ancien régime. Für das geschlossene Gesamtbild unentbehrlich war aber auch die erfrischende Gegenwart von Andrea Bönig (Marcellina), Pavel Kudinov (Bartolo), Karl-Michael Ebner (Basilio), Christian Drescher (Don Curzio) – nicht zu vergessen die köstlich-naive Barbarina, Reneé Schüttengruber, und der Antonio von Markus Raab.

Am besten ich lasse das so stehen, damit man auch wieder einmal das Gefühl hat, wie leicht Mozart von der Kehle gehen kann – und derart entkrampft und in deutscher Sprache gegeben entpuppt sich dieses Werk plötzlich als flüssig spielbare, witzig-anzügliche Komödie, als Volks-Oper im besten Sinne des Wortes.

Die Inszenierung von Marco Arturo Marinelli (Kostüme: Dagmar Niefind) beschwört das Genre vieler Figaro-Inszenierungen, die sich an die Gags halten, die da Ponte aufgelegt hat - und die sich vom Bühnenbild her im Tapetenmuster unterscheiden, dass das Zimmer der Gräfin trägt. Der Volksoper-Figaro ist eine ausgesprochen hübsche Varietät davon.

Am Schluss gegen halb Elf gab es dankbaren, aber nicht sehr langen Applaus, einige Bravorufe, und ein Publikum, dass durch stürmisch-laue Nacht zufrieden den Heimweg antrat.