LE NOZZE DI FIGARO

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Staatsoper
19. Oktober 2012

Dirigent: Jérémie Rhorer

Conte d'Almaviva - Pietro Spagnoli
Contessa d'Almaviva -
Olga Bezsmertna
Susanna -
Miah Persson
Figaro -
Markus Werba
Cherubino -
Lena Belkina
Marcellina -
Monika Bohinec
Basilio - Norbert Ernst
Don Curzio -
Thomas Ebenstein
Bartolo - Sorin Coliban
Antonio -
Marcus Pelz
Barbarina -
Viktória Varga


Le Nozze di Figaro - 17. Aufführung in dieser Inszenierung
(Dominik Troger)

An der Wiener Staatsoper gibt es einen kleinen „Mozart-Zyklus“, während sich ein großer Teil der Frau- und Mannschaft auf Gastspielreise in Japan befindet. „Le Nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „Titus“ stehen – beziehungsweise standen auf dem Programm.

Beim hier besprochenen „Figaro“ war es schon wieder die letzte Vorstellung der Serie. In der verstaubten Gemäldegalerie dieser neuen Produktion vom Frühjahr 2011 wird inzwischen recht flott geschauspielt, musikalisch war diese Aufführungsserie eher „unaufregend“. Interessanter Weise spielt man in Japan den „Figaro“ offenbar noch in der altgedienten und von vielen Stammbesuchern schwer vermissten Ausstattung von Jean-Pierre Ponnelle: Auf Gastspielreisen möchte man sich natürlich immer von der besten Seite zeigen.

Nach der Absage von Genia Kühmeier, kam Olga Bezsmertna zu ihrem frühen Hausdebüt als Contessa. Die Sängerin ist neu im Ensemble und war eigentlich für „kleinere“ Partien engagiert worden. Bezsmertna ließ eine vielversprechende, auch zu tragendem Piano fähige Sopranstimme hören, bei der die Gräfin gut aufgehoben war. Sie spielte eine noch recht junge Contessa, mit guter Balance zwischen Zurückhaltung und Selbstbestimmheit.

Ihr zur Seite bot Miah Persson eine agile Susanna, mit Spielwitz und starker Bühnenpräsenz. Ihr Sopran ist leider nicht mehr so voller „Bouquet“ wie man es sich wünschen würde, klingt manchmal schon etwas hart und flackrig. Markus Werba gab einen flinken und wendigen Figaro, der beim „Se vuol ballare“ mit tänzerischer Geschmeidigkeit den Grafen zum Tanz lud, weniger mit revolutionärem Impetus. Sein Figaro war mir insgesamt ein wenig zu „leichtgewichtig“ und „hellstimmig“, in der Tiefe zu wenig bestimmend. Die Stimme scheint besser für kleinere Häuser geeignet und hatte öfters Mühe, über das von Jérémie Rhorer nicht sehr sensibel geführte Orchester hinwegzukommen.

Der Graf von Pietro Spagnoli war ein eher humorloser Kerl, in der Eifersucht von kaltblütiger Gefährlichkeit, ohne darin einen erhellenden Funken von Mozart’scher Selbstironie zu finden: Ein in der Summe seiner Bühnenerscheinung schon stark verbürgerlichter Graf mit solidem, aber auf mich nicht wirklich mitreißend wirkendem Gesang.

Der Cherubino wurde von der jungen Ukrainerin Lena Belkina gesungen. Die Sängerin ist neu im Staatsopernensemble – und sie gab in dieser Aufführungsserie ihr Rollendebüt am Haus. Ihr Vortrag schmiegte sich noch nicht mit natürlicher Selbstverständlichkeit in die „atemlose“ Sinnlichkeit dieser beiden „erotischen Liedchen“. Da wurde wohl erst „Maß genommen“ für zukünftige Auftritte.

Monika Bohinec war eine (zu junge) Marcelline, die mir stimmlich ein bisschen zu ungeschliffen loslegte. Mit Sorin Coliban und Norbert Ernst waren Don Bartolo und Don Basilio aus dem Ensemble treffend besetzt. Thomas Ebenstein stotterte noch nicht so „ausdrücklich“ wie Benedikt Kobel, hat aber ansonsten die Partie gut gemeistert. Marcus Pelz ist der Gärtner vom Dienst. Viktoria Varga gab eine hübsche Barbarina. Die Arien von Marcellina und Don Basilio im vierten Akt waren wieder gestrichen.

Das Orchester unter Jérémie Rhorer spielte so, wie andere Bürger einen wenig aufregenden Tag im Büro verbringen – nur der Kaffeeautomat hat noch gefehlt. Aber sicher ist es sinnvoller, sich die Zeit mit dem Musizieren einer Mozartoper zu vertreiben. Man macht seine Arbeit, ist dabei ganz zufrieden, aber die inspirierenden, zündenden Ideen hebt man sich für die Tage auf, wenn der Chef wieder von der Dienstreise zurück ist.

Der Schlussapplaus dauerte immerhin rund sechs Minuten lang, bei mäßigem Schallpegel. Das Haus war vor allem mit Abonnenten und Touristen gefüllt, sogar der Stehplatz war gut besucht (um sich in der Pause allerdings stark zu lichten). Das Stammpublikum machte sich rar.

PS: Auch auf Balkon Ganzseite versteht man die neue Ansage zum Handyabschalten schlecht. Die Sprecher reden zu schnell, verlocken einen nicht zum Zuhören.