LE NOZZE DI FIGARO

Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Mozart-Portal

Staatsoper
6. Juni 2012

Dirigent: Louis Langrée

Conte d'Almaviva - Gerald Finley
Contessa d'Almaviva - Maija Kovalevska
Susanna - Aleksandra Kurzak
Figaro - Luca Pisaroni
Cherubino - Serena Malfi
Marcellina - Donna Ellen
Basilio - Norbert Ernst
Don Curzio - Benedikt Kobel
Bartolo - Sorin Coliban
Antonio - Hans Peter Kammerer
Barbarina - Valentina Nafornita


Mozart bleibt Mozart
(Dominik Troger)

Ein neues Grafenpaar, eine neue Susanna, ein neuer Octavian: Die Staatsoper hat „Figaros Hochzeit“ wieder in den Spielplan aufgenommen. Besprochen wird die zweite Aufführung der laufenden Serie, die 10. in dieser Inszenierung.

Gerald Finley ist auf Wiener Opernbühnen kein häufiger Gast. Sein beeindruckender Don Giovanni vor sechs Jahren im Theater an der Wien blieb eine Ausnahme. Dabei ist er nun wirklich keine Neuentdeckung – seine erfolgreiche Karriere hat bereits in den 1980er-Jahren begonnen. Und es war erfreulich zu hören, dass sich sein gewandter Bariton trotzdem alle Vorzüge eines unforcierten und kultivierten Mozartsgesanges bewahrt hat. Diesem Sänger passt die Stimme wie ein Maßanzug, smart und viril, von edlem, aber unplüschigem Stoff.

Als Conte d’Almaviva gab Finley einen „domestizierten“ Don Juan. Stürmisch näherte er sich Susanna im ersten Akt – siegesgewiss und ohne einen Funken von Zweifel an der Willfährigkeit seiner „Auserlesenen“. Doch sein Graf ist kein „Wüstling“, sondern ein eher biederer Jäger in den lustvollen Gefilden erotischen Zeitvertreibs, der zugleich auf die Sicherheit einer gesellschaftlich sanktionierten emotionalen Beziehung nicht verzichten möchte. Finley spielte den Conte humorvoll, umtriebig und ein bisschen hormonvernebelt, aber nicht übertrieben oder „abnormal“. Er wirkte im Finale sogar erschüttert und berührt – und doch blieb unklar, ob sich solch ein Charakter wirklich „bessern“ kann.

Die Gräfin an seiner Seite, Maija Kovalevska, zeigte viel einnehmenden jugendlichen Charme. Ihr schöner, klangvoller Sopran tönte kräftig, wirkte insgesamt aber etwas steif, mit leicht flackriger Höhe. Aleksandra Kurzak gab eine agile, spielfreudige Susanna. Sie sang die Partie recht locker, „glasklar“, mit ihrem etwas kühl klingenden Sopran, der auf der Galerie schon leise ankam. Das offene Bühnenbild, diese figaro-untypische, düstere Gemäldegalerie, ist in solchen Fällen von akustischem Nachteil.

Luca Pisaroni hat schon die Premiere im Februar 2011 gesungen – und da hat sich nichts verändert. Sein Gesang und sein Spiel vermitteln nicht den Willen, das Geschehen an sich zu reißen. Die Stimme ist zu dem etwas leise und hell, ein „gestandener“ Figaro ist das nicht, hier siegt der Barbier über den „Revolutionär“. Serena Malfis etwas „draller“ Cherubino tönte manchmal leicht nasal, aber er tönte. Sie spielte die Figur ein bisschen tollpatschig, insgesamt unbekümmert und witzig.

Rundherum passte alles: Donna Ellen als „komisch-geifernde“ und herzliche Marzelline, Sorin Coliban als humorvoller, basstimmiger Bartolo, Norbert Ernst als Don Basilio, von dem ich gerne die Arie im vierten Akt gehört hätte, Benedikt Kobel als stotternder Don Curzio, Hans Peter Kammerer als komischer Antonio und Valentina Nafornita als hübsch aussehende und singende Barbarina.

Louis Langrée am Pult agierte glücklicher Weise beim „Figaro“ inspirierter als beim „Titus“. Das Publikum spendete nur kurzen Szenenapplaus, am Schluss gab es rund fünf Minuten lang Beifall und einige Bravorufe für die Sänger.

Fazit: Von den SängerInnen recht homogen – als Team vielleicht die beste „Figaro“-Mannschaft an der Staatsoper seit der Premiere vor etwas über einem Jahr.