DON GIOVANNI
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Mozart-Portal

Staatsoper
4, November 2025

Dirigent: Christoph Koncz



Don Giovanni - Mattia Olivieri
Donna Anna -
Adela Zaharia
Don Ottavio -
Bogdan Volkov
Donna Elvira -
Tara Erraught
Leporello - Philippe Sly
Zerlina -
Anita Montserrat
Masetto - Andrei Maksimov
Komtur - Tareq Nazmi


„Unverwüstlicher Wüstling

(Dominik Troger)

Don Giovanni ist unverwüstlich. Selbst wenn ihn eine Inszenierung buchstäblich in die „Wüste“ schickt. Die schwarzen Lavafelsen auf der Staatsopernbühne sind vielleicht ein Leckerbissen für Vulkanologen, für Opernbesucher hält sich ihr Reiz in Grenzen. Aber wenn das Staatsoperorchester in Spiellaune ist, muss man ja nicht hinschauen.

Christoph Koncz am Pult hatte den Abend fest im Griff, ließ gleich die ersten Overtürentakte wie ein komtursches „Memento mori“ mächtig erschallen, um bald vom getragenen schicksalshaften Teil der Ouvertüre zum violinwendigen Allegro überzuwechsel – wobei das Orchester ein Klangbild malte, das sehr gut zu seiner Spieltradition passte.

Auf einer – wenn man es so ausdrücken möchte – etwas „old-fashioned“ anmutenden „romantischen“ Grundierung spielten Mozarts Humor und Pathos, „tanzten“ die Affekte gleichsam wie Appliken, ohne dabei den Eindruck einer „modernen“ Allürenhaftigkeit zu hinterlassen oder dem Publikum mit „rigidem Originalklang“ die Gehörgänge „durchzuputzen“. Diese mit Verve vorgetragene Symbiose aus Tradition und mit dezenter Grundhaltung vermittelter „historischer Informiertheit“ prägte die Aufführung. Beim Tempo konnte es allerdings auch grenzwertig flott zugehen, etwa im nahezu atemlos entwickelten Finale vor der Pause, mit einem gut gespannten Steigerungsbogen.

Die Besetzung war dem Orchester leider nicht adäquat. Wenn Koncz zum Beispiel beim „Il mio tesoro“ mit dem Orchester aufwühlend die Erregung Don Ottavios kräftig ausmalte, war von der Bühne diesbezüglich nur wenig zu hören. Bogdan Vowkovs Tenor klang an diesem Abend etwas bemüht, die gesangstechnischen Schwierigkeiten der beiden berühmten Arie
wegzuzaubern, und manche schöne Pianophrase entschädigte nicht für einen insgesamt zu kraftlos anmutenden, in blasse Aquarellfarben getauchten Liebhaber.

Aber ein Don Ottavio entscheidet nicht über den Gesamteindruck eines „Don Giovanni“ – diesbezüglich hängt eben doch fast alles an der Titelfigur. Mattia Olivieri, in dieser Aufführungsserie mit Wiener Rollendebüt, rückte die Figur mehr in die Richtung eines burschikosen Halbstarken. Diese Sicht der Dinge passte zwar gut zu der Don Giovanni und Leporello infantilisierenden Inszenierung von Barrie Kosky, beförderte aber nicht das Charisma der Figur. Stimmlich etwas durchsetzungsschwach war er jetzt auch nicht der baritonale „Schwerenöter“, bei dem frau und man(n) vor erotischen Parfum „schwindlig“ geworden wäre. In einem kleineren Haus und in einem entsprechenden Ambiente mag sich ein anderer Eindruck einstellen. Philippe Sly als Leporello und Premierenbesetzung hat hingegen seine Künstlerseele mit Haut und Haaren an diese Regieidee verkauft, obwohl stimmlich von mir schon eindrucksvoller gehört, als in dieser Vorstellung.

Keine Probleme beim „Durchsetzen“ hatte die Donna Anna der Adela Zaharia: ein kräftiger, nicht immer ganz ausgewogener, in den Spitzentönen etwas herb und „übersteuert“ klingender Sopran. Sie verlieh der Figur eine starke, Mozartsche Gefilde eigentlich schon verlassende Expressivität, von einem leicht dunklen Timbre apart abgerundet. Die Sängerin hat seit ihrem Sieg beim Operalia Wettbewerb 2017 eine steile Karriere hingelegt. Sie wird im November auch noch die Lucia an der Staatsoper singen.

Tara Erraught hat die Donna Elvira bereits vor drei Jahren an der Staatsoper gegeben. Sie wirkte darstellerisch wieder zu statisch für dieses Regiekonzept. Das „Mi tradi quell'alma ingrata“ hat man am Haus auch schon mit eleganterem und nuancierterem Vortrag gehört, mit mehr emotionaler Anteilnahme unterlegt. Komtur (Tareq Nazmi), Zerlina (Anita Monserrat) und Masetto (Andrei Maksimov), waren rollenendeckend, wobei Monserrat durch ihr einnehmendes Spiel einige zusätzliche „Pluspunkte“ sammeln konnte.

Den stärksten Szenenapplaus gab es nach den beiden Arien der Donna Anna. Am Schluss wurden die „obligaten“ fünf Minuten Beifall gespendet. Besucht wurde die dritte Aufführung der laufenden Serie. Eine Vorstellung folgt noch am Freitag.