DON GIOVANNI
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Staatsoper
1. April 2025

Dirigent: Philippe Jordan



Don Giovanni - Étienne Dupuis
Donna Anna -
Louise Alder
Don Ottavio -
Edgardo Rocha
Donna Elvira -
Emily d'Angelo
Leporello - Peter Kellner
Zerlina -
Alma Neuhaus
Masetto - Jusung Gabriel Park
Komtur - Ante Jerkunica


„Robuster Don Giovanni

(Dominik Troger)

Die Staatsoper hat in den letzten Tagen ihren neuen Da-Ponte-Zyklus in zwei Serien gespielt. Der Schreiber dieser Zeilen hat allerdings nur den  „Don Giovanni“ besucht.

2021 Don Giovanni, 2023 Le nozze di Figaro“, 2024 Cosi fan tutte“: szenisch hat dieser von Barrie Kosky inszenierte Da-Ponte-Zyklus bis auf den „Figaro“ wenig überzeugt – der „Don Giovanni“ beispielsweise leidet unter dem Bühnenbild, das ein kahles, schwarzes Felsplateau darstellt, er verärgert durch eine infantile Friedhofsszene, und er enttäuscht durch eine phantasielose, schlecht arrangierte Höllenfahrt“ (Don Giovanni stirbt an einem Herzanfall). Auf der positiven Seite ist anzumerken, dass die Achse Don Giovanni–Leporello recht gut herausgearbeitet wurde, und dass es der Staatsoper in den bisher rund 30 Aufführungen dieser Produktion meistens gelungen ist, für die beiden Partien Sänger zu engagieren, die über die dafür nötige Bühnenpräsenz und Stimmqualität verfügen. Das war auch in dieser Vorstellung der Fall.

Étienne Dupuis war allerdings kein Don Giovanni für einen Hochglanzprospekt: ihn trieb ein trockener Humor und ein mit rücksichtslosem Durchsetzungswillen unterfütterter Egoismus. Wenn er Zerlina umwarb, dann merkte man die Absicht dahinter. Er gab keinen Don Giovanni, der sich im Rausch der Liebe vergisst. Allein wie übertrieben er dem „odor di femmina“ nachschnüffelte, zeigte nicht den Genießer, sondern mehr den Zyniker, der Menschen ganz im Allgemeinen für seine Zwecke missbraucht. Der „Mythos“ des unwiderstehlichen Verführers war diesem Don Juan nicht aufgeprägt, aber es war trotzdem ein stimmiges Rollenporträt, der Figurencharakter gut durchgeformt: zudem vermochte sich sein etwas gerauter Bariton gut durchzusetzen und genug „falsche“ Süße auszupacken, wenn es darauf ankam – auch wenn er es nicht allzuoft darauf ankommen ließ.

Diesen pathoslosen „Realismus“ befördert auch die Inszenierung, die einem mehr bodenständigen Humor das Feld bereitet, mit dem sich auch der Leporello von Peter Kellner bestens anzufreunden wusste: stimmlich ein bisschen grob, tatkräftig im Bühnenwirken, passte er gut zu seinem „Herrn“, und spannte mit diesem die feste Achse, um die sich die Vorstellung drehte. Jusung Gabriel Park (für Ilja Kasakov eingesprungen) als gesanglich griffiger und spielfreudiger Masetto (von der Regie zu einigen Übertreibungen angehalten) und der ebenso mit einiger Wirkung das Finale bestreitende Komtur von Ante Jerkunica ergänzten mit guter Bühnenpräsenz. Der Tenor von Edgado Rocha klang im „Dalla sua pace“ etwas vorsichtig, im „Il mio tesoro“ überzeugender. Die Stimme entlockte Mozart wenig an Farben und der Gesamteindruck blieb dann insgesamt doch etwas blass.

Meine „Zweitbegegnung“ mit Luise Alder (Donna Anna) und Emily d’Angelo (Donna Elvira) hat meine Zweifel bestärkt: Emily d’Angelo startete mit einem sehr unausgewogenen „Ah chi mi dice mai“ in den Abend, wobei sich die Stimme dann im Laufe der Vorstellung etwas konsolidierte. Ihr Mezzo klang herb und oft unstet. Luise Alder war im Gegensatz zu d’Angelo die bessere Schauspielerin, das „Don Ottavio, son morta!“ von tiefem Erkenntnischrecken durchdrungen wie ein traumatisches Erinnern. Aber sobald es dramatischer wurde, klang ihr Sopran etwas schmal und anstrengt, so als würde man aus ihm mehr machen wollen, als er eigentlich zu geben im Stande ist. Alma Neuhaus (anstelle von Isabel Signoret) war darstellerisch ein quirlige, sehr gut passende Zerlina, aber in den beiden Arien konnte ihr Sopran seinen Charme nicht so recht beweisen.

Das Orchester unter Philippe Jordan spielte zügig, mit dem bekannten, etwas breiten, leicht angedunkelten Klang, der bei Mozart die Emotionen doch eher einebnet. Die Ouvertüre tauchte Mozart in das Licht eines „romantisierten“ Beethovens – und für die Höllenfahrt fehlte es am entsprechenden Steigerungsmoment, weil ohnehin den ganzen Abend recht „orchestral“ begleitet worden war. Der starke Schlussapplaus lag bei knapp über fünf Minuten. Das Publikum war offensichtlich zufrieden.