DON GIOVANNI
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Staatsoper
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Don Giovanni - Kyle
Ketelsen |
Die
beiden „Eröffnungswochen“ sind vorbei, mit dem „Don Giovanni“ ist die
Staatsoper jetzt endgültig im Repertoire angekommen. Dabei erweisen
sich Kyle Ketelsen in der Titelpartie und Philippe Sly als Leporello
mit ihrer sportlichen Bühnenpräsenz als treibende Kräfte der im
Dezember 2021 unter Lockdown-Bedingungen aus der Taufe gehobenen
Neuinszenierung in der Regie von Barrie Kosky. Dass
dabei zunehmend der Leporello des Philippe Sly die präsentere Wirkung
ausübt, ist eine interessante Entwicklung. Leporello jongliert, hüpft,
taucht ins Wasser, ist nicht nur Diener, sondern auch clownesker
Unterhalter am Hofe Don Juans – ein Mozartscher Puck, ein
dienstbeflissener Geist des großen Verführers. Hat Sly nicht sogar den
etwas stärkeren Schlussapplaus erhalten? Sly macht inzwischen auch
gesanglich mehr aus seinen Möglichkeiten. Es gab im Vergleich mit der letzten Aufführungsserie im Juni zwei Neubesetzungen: Pavol Breslik hat
den Don Ottavio schon 2011 an der Staatsoper gesungen. Seine mit feinem
Piano gestalteten Lyrismen im „Dalla sua pace“ nehmen sich inzwischen
nicht mehr ganz so frisch aus. Sein Don Ottavio ist kerniger geworden,
jetzt mehr Mann als Liebhaber. Insofern hätte er besser zur Donna
Elvira der Tara Erraught
gepasst, die sich mit dieser Aufführungsserie erstmals in dieser Rolle
dem Wiener Publikum vorstellt. Kate Lindsey (Premierenbesetzung) war
zwar besser auf das Kosky-Konzept eingeschworen und besitzt mehr
darstellerische Power, Erraught hat dafür mehr Stimme und bringt
auch ihre große Arie kompakter, wenn auch mit einem Schuss Herbheit
versehen, über die Rampe. Aber auch für sie gilt: Man würde sich für
Mozart ausgewogenere Stimmen wünschen, konnte einen doch nicht einmal
die Zerlina der Patricia Nolz diesbezüglich verwöhnen. Die Donna Anna der Hanna-Elisabeth Müller
beschränkte sich darstellerisch und gesanglich wieder auf eine „brave
Verzweiflung“, die aus der Rolle kaum Profit zu schlagen vermag. Martin Häßlers Masetto und der undämonische Komtur von Ain Anger
(mit seinen unmotivierten Ab- und Auftritten zudem ein Opfer der Regie)
rundeten die Aufführung ab. Das Orchester unter der Leitung von Philippe Jordan,
der auch am Hammerklavier begleitete, hätte Mozarts Witz und Emotionen
markanter nachspüren können. Vieles davon ging in einer eher breiten,
mehr an der Oberfläche dahinströmenden „Romantik“ unter. Das Publikum – viel Jugend auf der Galerie (Schulkassen?) – spendete kurzen, mehr pflichtbewussten Szenenapplaus und knappe fünf Minuten Schlussbeifall. Der Galeriestehplatz war schon auf Halb Mitte gähnend leer – kaum Stammpublikum anwesend. . Die Besprechung ist zuerst auf der Website des Onlinemerker erschienen. |