DON GIOVANNI
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Staatsoper
28.1.2010

Dirigent: Adam Fischer

Don Giovanni - Michael Volle
Komtur - Alexandru Moisiuc
Donna Anna - Erin Wall
Don Ottavio - Dmitry Korchak
Donna Elvira - Iano Tamar
Leporello - Wolfgang Bankl
Zerlina - Roxana Constantinescu
Masetto - Eijiro Kai


„Farbloser Don Giovanni

(Dominik Troger)

Trotz interessanter Einzelleistungen konnte dieser Staatsopern-„Don Giovanni“ insgesamt nur wenig Profil entwickeln. Mit geschäftiger Routine wurde der Abend heruntergespult – sehr „repertoiregemäß“ und uninspiriert.

Michael Volle ist als „Don Giovanni“ eine „sichere Bank“, ohne dass er an diesem Abend dem Charakter des unermüdlichen Verführers auf den Zahn fühlte. Sein schönstimmiger Bariton entwickelte für meinen Geschmack zu wenig Tiefenschärfe, rundete sich zu wenig in der verführerischen Pose. Es wirkte alles ein bisschen wie „Business as usual“ und schlug keine Begeisterungsfunken. Das flotte Tempo, das Adam Fischer über weite Strecken des Abends forcierte, war eher ein Hindernis und sorgte beim „Fin ch’han dal vino“ sogar für deutlich hörbare Irritationen.

Dmitry Korchak besitzt einen kernigen, jungen Tenor, der dem Don Ottavio sehr gut ansteht. Das gibt dieser Figur einen selbstbewussten, fast militärischen Charakter, das Poetische geht darüber allerdings deutlich verloren. Das „Dalla sua pace“ war mir schon zu „resolut“ gesungen, Feinzeichnen und dynamische Abstufungen waren nicht so sein Fall.

Erin Wall sang eine jugendliche Donna Anna, die in den entscheidenden Momenten, etwa wenn sie erkennt, was Don Giovanni ihr angetan hat, eine starke, unter die Haut gehende Emotionalität entwickelt. Beim „Non mi dir“ mangelte es ein wenig an der großflächigen Gestaltungsgabe, aber der Gesamteindruck war ein durchaus erfrischender und guter. Ihr Sopran hat eine zarte, exaltierte Färbung, die sehr gut zu dieser Rolle passt.

Wolfgang Bankl sang einen humorvollen, aber eher unauffälligen „wienerischen“ Leporello von etwas schwerfälligerer Natur. Iano Tamar irritierte bei ihrer Auftrittsarie mozartgeschulte Ohren mit einer harsch und druckvoll gesungenen Donna Elvira. Das besserte sich im Laufe des Abends glücklicherweise.

Roxana Constantinescu steuerte ein hübsche, etwas „robust“ klingende Zerline bei, Eijiro Kai einen passablen Massetto. Der Komtur von Alexandru Moisiuc war nicht unbedingt zum Fürchten, passte aber gut in das Gesamtbild des Abends, der ziemlich konturenlos an einem vorüberglitt.

Adam Fischer am Pult steuerte auch keine Subtilitäten bei, das klang alles „wie in einem Aufwaschen“. Stammpublikum war an diesem Abend kaum zu sehen, in den Schlussapplaus mischten sich wenige Bravorufe: vor allem für Dmitry Korchak, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt.