COSI FAN TUTTE |
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Theater an der Wien Wiederaufnahme einer Produktion
des Festival d´Aix-en-Provence in Koproduktion mit den Wiener Festwochen
und der Opéra National del Paris Inszenierung: Patrice Chérau |
Fiordiligi
- Erin Wall |
Die Wiederaufnahme der Festwochen-„Cosi“ im Theater an der Wien litt stark unter der Abwesenheit von Elina Garanca. Erst nach der Pause belebte sich der bis dahin ziemlich zähflüssige Opernabend. Die Absage von Garanca hat diese Produktion in ihrem Nerv getroffen. Der „Fassung“ geht die Perle ab, an deren Glanz das ganze Kunstwerk hatte teilhaben können. Natürlich, da gibt es noch einen Ruggero Raimondi, der selbstbewusst dem Don Alfonso die ganze Würde und Erfahrung seines Sängerlebens angedeihen lässt, galant und ein wenig verschlagen, mit mehr retrospektiver Sinnlichkeit (obwohl ihn Despina schon verlocken würde...) Despina (Marie McLaughlin) ihresgleichen bringt Witz und komödiantisches Talent ins Spiel, aber stimmlich eben doch nicht so vorzüglich, wie ich es bei der Premiere zu hören geglaubt hatte. (Die Stimme ist nach oben hin nicht so wendig und arbeitet mit einigen Druckmitteln.) Die Liebespaare brauchten fast eineinhalb Akte, um sich einigermaßen zu entfalten, eigentlich griff der Abend erst mit Fiordiligis (Erin Wall) großer Arie. Aber Wall singt nach wie vor mehr zurückhaltend, zu viel Schmerz und zuwenig „Lust“. Die Doppelbödigkeit des Spiels wird bei ihr kaum spürbar (so wie bei Daniel Harding und dem Orchester). Nannah Esther Minutillo hat die Dorabella übernommen, sie wirkt ein wenig kantig, von einer herberen Erotik, die leider die Phantasie weniger beflügelt als das rundweiche, vollfruchtige Timbre Garancas. Die Herren fügten sich darein, der gesanglich etwas starre Ferrando von Shawn Mathey und der deutlich besser zur Geltung kommende Guglielmo (Stéphane Degout). Über Daniel Harding gibt es nichts Neues zu berichten, sein Mozart macht immer dieselbe Tour, vom Anfang bis zum Ende, so als handele es sich um eine uninteressante, vernachlässigbare Begleitmusik. Zusammengerechnet ergab das für mich zu wenig – zumal man in Wien in den letzten Jahren immer wieder ausgezeichnet besetzte „Cosis“ hatte hören dürfen: als Zuhörer geht einem dann die Notwendigkeit ab, sich in einer mittelprächtigen Aufführung wiederzufinden. Wer die Serie im Juni gesehen hat, kann die Zweitauflage entbehren, so mein Eindruck – bis auf Fans von Ruggero Raimondi . |