COSI FAN TUTTE

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Wiener Staatsoper
18.1.2005

Dirigent: Julia Jones

Fiordiligi - Soile Isokoski
Dorabella - Angelika Kirchschlager
Guglielmo - Adrian Eröd
Ferrando - Michael Schade
Despina - Helen Donath
Don Alfonso - Alfred Sramek


Wiener Mozart-Tage - der zweite Streich
(Dominik Troger)

Die „Wiener Mozart-Tage“ an der Staatsoper sind mit „Cosi fan tutte“ in die nächste Runde gegangen. Der Abend brachte drei Rollendebüts (Julia Jones am Pult; Adrian Eröd, Guglielmo; Helen Donath, Despina) und viel Bewährtes.

Bei „Cosi fan tutte“ komme ich immer ein wenig ins Grübeln. Die Vernunft, die am Schluss besungen wird, steht auf tönernen Füßen. Sie schwankt bedrohlich unter der vorangegangenen Einwirkung perfider männlicher Verbrüderungs- und Verschwörungsphantasien, angeleitet von einem unverbesserlichen „Philosophen“. Leidtragende sind die beiden Frauen mit den blumigen Namen: Dorabella und Fiordiligi. Ob am Schluss alle diese Lektion gelernt haben, auch wir Zuschauer?

Julia Jones jedenfalls scheint zu denken, dass sich Mozart beim Komponieren auch etwas gedacht hat. Das macht das Zuhören interessant. Jones schreckt vor ungewohnten Akzentsetzungen nicht zurück. Sie versucht die Sache beim Schopf zu packen. Ein Beispiel: Wenn Dorabella nach Abreise der beiden Geliebten in schmerzvoll-überdrehtem Barock die Eumeniden beschwört, dann höre ich bei Jones, wie Mozart diese Gefühle ironisch dechiffriert, wie er das Orchester gleichsam sagen lässt: „Hallo, spiel dich nicht so auf, du wirst schon bald merken, wie 'tödlich‘ deine Liebe wirklich ist.“ Aber Mozart kommentiert seine Bühnenfiguren nicht nur, er verschafft ihnen genauso Momente gefühlvoller Verinnerlichung - und Jones erweist sich auch hier als sehr anpassungsfähig.

Die Besetzung ließ kaum Wünsche offen. Helen Donath hatte seit 15 Jahren nicht mehr an der Staatsoper gesungen. Ihre Stimme zeigte sich nach wie vor in beeindruckender Verfassung, inzwischen etwas dunkler gefärbt. Das komödiantische Moment wurde perfekt präsentiert, und die Erfahrung eines langen SängerInnenlebens kulminierte in der äußerst pointiert vorgetragenen und gespielten Notarszene kurz vor dem Schluss.

Adrian Eröd und Michael Schade vermittelten ziemlich genau diese verbrüderungssüchtige Soldatengesellschaft, und finden die Sache solange lustig, solange sie nicht auf ihre jeweilige Herzensdame eifersüchtig sein müssen. Eröds Guglielmo hielt sich vielleicht ein bisschen zu stark im Hintergrund. Michael Schade goutierte vor allem die „Un’aura amorosa“, und legte es darauf an, Fiordigli mit wohlgesetzten, schmachtenden Seufzern zu gewinnen. Angeleitet zu diesem „Liebesspiel“ hat die beiden Herren in bewährter Weise Alfred Sramek.

Die beiden Damen, Angelika Kirchschlager und Soile Isokoski, bilden (so wie Schade und Sramek) Eckpfeiler eines eingespielten „Cosi“-Ensembles. Das registriert man mit Behagen. Angelika Kirchschlager hat es wieder vortrefflich verstanden, in den Charakter der lebhafteren Dorabella zu schlüpfen, und Soile Isokoski gewann im zweiten Akt das Publikum erneut mit ihrem klaren und verinnerlichenden Mozart Gesang.

Der Zwischenapplaus war nicht sehr ausgeprägt, der Schlussapplaus war stark, ohne sich richtig zu verausgaben.