L'ORFEO
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Konzerthaus
31.3.2025
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Michele Pasotti

Ensemble: la fonte musica

Orfeo - Mauro Borgioni
Euridice - Anna Piroli
La Musica - Monica Piccinini
Messagera - Alena Dantcheva
Speranza - Yetzabel Arias Fernandez
Caronte - Salvo Vitale
Proserpina - Francesca Cassinari
Plutone - Alessandro Ravasio
Apollo - Raffaele Giordani
Pastore 1 - Massimo Altieri
Pastore 2 - Andrés Montilla Acurero
Pastore 3 - Gianluca Ferrarini
Pastore 4 - Matteo Bellotto
Ninfa - Cristina Fanelli

Sanftes Leiden
(Dominik Troger)

Das Konzerthaus lud im Rahmen des Zyklus „Originalklang“ zu einer konzertanten Begegnung mit Claudio Monteverdis „L’Orfeo“. Es wurden zwei pausenlose, genussvolle Stunden.

Natürlich hat auch dieses Mal Orfeo seine Euridice nicht retten können. Aber Michele Pasotti und das Ensemble la fonte musica sowie die Gesangssolistinnen und -solisten haben für viel musikalischen „Trost“ gesorgt. Und sie haben sich Monteverdi aus der Sicht seiner historischen Vorgänger genähert, gelten Pasotti und sein Ensemble doch als Spezialisten für Musik des späten Mittelalters bis zum Humanismus.

In diesem Sinne hielten sich die Ausführenden ganz an den Prolog des Werkes, in dem „La Musica“ selbst zu Wort kommt und dort sinngemäß ihre Fähigkeit anspricht, in den Seelen der Menschen die Freude an den himmlischen Sphärenklängen zu wecken. Pasotti und das Ensemble schienen selbst diese Sphärenklänge erlauschen zu wollen.

Das Ensemble verwöhnte das Ohr mit einem sensibel erfühlten, leuchtenden Klang, so als würde sich in der Musik ein sanfter goldener Abglanz jenes strahlenden Apollo spiegeln, der im Finale Orfeo zu sich in den Himmel ruft. Es war ein beseelter „L’Orfeo“ ohne Nüchternheit oder archaische Strenge: Ein Stück Arkadien auf dem Konzerthauspodium, auch in den Schrecknissen der Handlung von „La Musicas“ sanftem Trost durchdrungen.

Der Orfeo von Mauro Borgioni passte bestens zu diesem „Klang-Konzept“: ein Monteverdischer „Kavaliersbariton“, ausgestattet mit einer reichen, weichgetönten Stimme. Im „Possente spirto“ kleidete er sein Leid in Gesang, als dem Sänger Orfeo ureigenstens Wesen, ohne Orfeos Schmerz „naturalistisch“ auszugestalten oder existentiell zu hinterfragen. Dieser Orfeo blieb auch in seinem Leid ganz der Musik treu, umschmeichelte Publikum und Götter.

Das Gesangsemsemble zeigte insgesamt einen Hang zu einer „voropernhaften“ Einfachheit. Vor allem die Frauenstimmen waren in eine florale Naivität getaucht und es herrschte eine lyrische, klare und wortbezogene Grundhaltung vor, mit dem Bestreben, die Gefühle ohne „intellektuelle“ Verfremdung wiederzugeben – und die Instrumentalisten haben diesen Eindruck noch verfeinert. Die überleitende Sinfonia nach der Unheilbotschaft der Messagiera etwa fand zu so berückender Zartheit und Innigkeit im Ausdruck tiefen Schmerzes, dass es allein schon deshalb dem Publikum den Atem verschlug.

Neben dem Orfeo als Zentrum der Handlung, waren es vor allem die Frauenstimmen, die die Aufführung prägten, etwa eine Monica Piccinini als dezent selbstbewusst vom Orgelbalkon tönende La Musica, die lyrische Unschuld der Euridice von Anna Piroli, oder die erschütterte Messagera der Alena Dantcheva, vom Schicksal als Unglücksbotin gezeichnet. Auch die Männerstimmen – die Hirten waren eine Spur markanter ausgeformt – wirkten im Sinne einer offenbar angestrebten „verklärenden Idealisierung“ von Monteverdis „favola in musica“.

Diese „Idealisierung“ zielte auf ein aufmerksames, verständnisvolles Publikum – und das hatte sich an diesem Abend im großen Konzerthaussaal reichlich versammelt. Michele Passotis „L’Orfeo“ schöpft seine bezwingende Kraft aus feinen Nuancen, wo andere „theatralischer“ ans Werk gehen und gleichsam schon die „Oper“ der späteren Jahrhunderte und die auf gröbere Effekte trainierten „Ohren“ des Publikums in Monteverdis Opus hineindeuten.

Das aus insgesamt rund zwanzig Musikerinnen und Musikern bestehende Orchester war auf dem Podium platziert, die Sänger befanden sich chorbildend dahinter und kamen je nach Szene nach vorne zur Rampe oder sangen (wie La Musica und Apollo) von der Empore. Sie unterlegten den Gefühlsausdruck mit dezenter Gestik.  Orfeo selbst nützte die ganze Bandbreite der Podiums. Mauro Borgioni leitet das Ensemble und begleitete selbst auf der Theorbe. Das Publikum war begeistert über diese wie mit feinem Samt abgefederten Emotionen und spendete minutenlangen starken Applaus.