L'ORFEO
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Monteverdi-Portal

Theater an der Wien
25.2.2007
Konzertante Aufführung

Dirigent: René Jacobs

Akademie für Alte Musik Berlin und Concerto Vokale, Vokalconsort Berlin

Orfeo - Stéphane Degout
La Musica, Euridice, Eco - Sunhae Im
Silvia Messageria, Proserpina - Marie-Claude Chappuis
La Speranza - Arlene Rolph

Caronte, Un Spirito d' Inferno - Sergio Foresti
Plutone, Un Pastore - Antonio Abete
Apollo, Un Pastore - Michael Slattery
Un Pastore, Un Spirito d' Inferno - Johannes Chum
Una Ninfa - Yeree Suh
Un Pastore, Un Spirito d' Inferno - David Hansen


Gelungenes Geburtstagsfest
(Dominik Troger)

Vor 400 Jahren wurde Claudio Monteverdis „L´Orfeo“ in Mantua uraufgeführt. Nach Jacopo Peris „Dafne“ (1598) und „Euridice“ (1600), sorgte Monteverdi für die eigentliche Inthronisation der neuen Kunstgattung: „Oper“.

Das Theater an der Wien war ausverkauft und der Applaus am Ende einer pausenlosen, knapp zwei Stunden währenden Aufführung, begeistert. Der Abend bot unter der Leitung von René Jacobs eine sehr gut durchdachte, spannende Wiedergabe des Werkes, bestens abgestimmt auf den Aufführungsort. Die musikalische Umsetzung war liebevoll bis in Details durchgearbeitet, wirkte aber im Vortrag trotzdem natürlich und ungekünstelt.

Das Orchester war in vier Gruppen geteilt, plus Solisten auf den Rängen nach Bedarf. Die Blechbläser im Orchestergraben sorgten unter anderem mit ihren altertümlichen Posaunen für eine „schaudern machende“ Unterweltsmusik; zwei Gruppen waren links und rechts im Bühnenvordergrund als Repräsentanten der irdischen Ebene positioniert; im Hintergrund spielte auf einem Podest die „Himmelsmusik“. Von dort stieg am Schluss auch Apollo herab. Das ergab, je nach Sitzplatz, eine beeindruckende akustisch-räumliche Lösung.

Die geschilderte Anordnung ließ auf der Bühne eine Spielfläche frei. Die SängerInnen saßen (Chor und Solisten gemischt), mittig hinter dieser Spielfläche und vor der „Himmelsmusik“. Aus diesem Kollektiv lösten sie sich je nach solistischer Anforderung und bevölkerten die „irdische“ Bühnenwelt. Das brachte dezente Bewegung ins Spiel und gab dem Geschehen einen erzählerischen Rahmen. Die starre Form einer konzertanten Aufführung wurde dadurch geschickt aufgelöst.

Stéphane Degout präsentierte den Orpheus als festen Charakter und mit Nachdruck in seinem hochmütigen Scheitern: er gestaltete das Portrait einer überraschend „modernen“ Persönlichkeit. Die wiedergefundene und erneut verlorene Euridice sang Sunhae Im mit leichtem, schwerelosem Sopran, gleichsam dazu bestimmt, dem Irdischen bald abhanden zu kommen. Aus dem homogenen Ensemble stachen noch zwei weitere Solisten heraus: Marie-Claude Chappuis steuerte ihren jungen, warmgetönten Mezzo bei, von „Gewicht“ und „Flexibilität“ gerade recht fürs barocke Fach. Der jungen amerikanischen Tenor Michael Slattery hielt den Apollo in leidenschaftsloser, göttlicher Sphäre.