L'ORFEO
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Theater
an der Wien Dirigent: René
Jacobs |
Orfeo - Stéphane
Degout |
„Gelungenes Geburtstagsfest“ (Dominik Troger) Vor 400 Jahren wurde Claudio Monteverdis „L´Orfeo“ in Mantua uraufgeführt. Nach Jacopo Peris „Dafne“ (1598) und „Euridice“ (1600), sorgte Monteverdi für die eigentliche Inthronisation der neuen Kunstgattung: „Oper“. Das Theater an der Wien war ausverkauft und der Applaus am Ende einer pausenlosen, knapp zwei Stunden währenden Aufführung, begeistert. Der Abend bot unter der Leitung von René Jacobs eine sehr gut durchdachte, spannende Wiedergabe des Werkes, bestens abgestimmt auf den Aufführungsort. Die musikalische Umsetzung war liebevoll bis in Details durchgearbeitet, wirkte aber im Vortrag trotzdem natürlich und ungekünstelt. Das Orchester war in vier Gruppen geteilt, plus Solisten auf den Rängen nach Bedarf. Die Blechbläser im Orchestergraben sorgten unter anderem mit ihren altertümlichen Posaunen für eine „schaudern machende“ Unterweltsmusik; zwei Gruppen waren links und rechts im Bühnenvordergrund als Repräsentanten der irdischen Ebene positioniert; im Hintergrund spielte auf einem Podest die „Himmelsmusik“. Von dort stieg am Schluss auch Apollo herab. Das ergab, je nach Sitzplatz, eine beeindruckende akustisch-räumliche Lösung. Die geschilderte Anordnung ließ auf der Bühne eine Spielfläche frei. Die SängerInnen saßen (Chor und Solisten gemischt), mittig hinter dieser Spielfläche und vor der „Himmelsmusik“. Aus diesem Kollektiv lösten sie sich je nach solistischer Anforderung und bevölkerten die „irdische“ Bühnenwelt. Das brachte dezente Bewegung ins Spiel und gab dem Geschehen einen erzählerischen Rahmen. Die starre Form einer konzertanten Aufführung wurde dadurch geschickt aufgelöst. Stéphane
Degout präsentierte den Orpheus als festen Charakter und
mit Nachdruck in seinem hochmütigen Scheitern: er gestaltete das
Portrait einer überraschend „modernen“ Persönlichkeit.
Die wiedergefundene und erneut verlorene Euridice sang Sunhae
Im mit leichtem, schwerelosem Sopran, gleichsam dazu bestimmt,
dem Irdischen bald abhanden zu kommen. Aus dem homogenen Ensemble stachen
noch zwei weitere Solisten heraus: Marie-Claude Chappuis steuerte
ihren jungen, warmgetönten Mezzo bei, von „Gewicht“ und
„Flexibilität“ gerade recht fürs barocke Fach. Der
jungen amerikanischen Tenor Michael Slattery hielt den
Apollo in leidenschaftsloser, göttlicher Sphäre. |