WERTHER
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Staatsoper
27.5.2009

Dirigent: Bertrand de Billy

Werther - Ramón Vargas
Albert - Markus Eiche
Le Bailli - Janusz Monarcha
Charlotte - Elina Garanca
Sophie - Jane Archibald
Schmidt - Benedikt Kobel
Johann - Clemens Unterreiner


Selbstmörderische Liebe
(Dominik Troger)

Rolando Villazón hätte diese „Werther“-Serie singen sollen – es kam bekanntlich anders. So gesellte sich in der 30. Aufführung dieser Produktion Ramón Vargas als selbstmörderisch liebender Tenor zu Elina Garancas bewährt beeindruckender Charlotte.

Elina Garanca erfüllt diese Figur mit Wärme und hat die etwas eigentümliche kühle Regie-Interpration von Andrei Serban längst hinter sich gelassen. Charlotte ist eine Liebende und eine aus Liebe Verzweifelte und Garancas Gesang vermittelt den fülligen Liebreiz ebenso wie die zunehmende Schwermütigkeit, die sich im dritten Akt in klagenden Ausbrüchen artikuliert – expressiv, aber gerundet im Klang, stimmlich immer im „grünen Bereich“.

Dabei verzichtet sie auf Manierismen, zeichnet einen im Grund des Wesens schlichten Charakter, dem das Leben einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Die Regie fordert von ihr leider einige Eskapaden im dritten Akt, es spricht für Garanca wie homogen und schlüssig das trotzdem wirkt. Auch ihre „Enthemmung“ am Sterbebette Werthers wirkt nicht mehr so übertrieben wie in der Premierenserie – und sie gewinnt dadurch an tragischer Perspektive. Wie Charlotte dann zurücktaumelt, nach Werthers Tod, und vor Albert niedersinkt, das hat an brutaler Schärfe genug – und man spürt, wie Charlottes Seele in diesem Augenblick in tausend Stücke zerbricht.

Ramón Vargas sang einen in sich stimmigen, expressiven Werther, aber es klang mehr kraftvoll „italienisch-veristisch“ als gefühlszart „klassisch-französisch“. Mein Eindruck war, dass sich sein im Kern lyrisch geprägter Tenor dabei nur bedingt wohl fühlte. Den ganzen Abend hindurch klang er leicht angestrengt. Vom Ausdruck war es über weite Strecken emotional intensiv, die Sterbeszene geriet mir ein wenig zu monochrom – das streifte nicht ans „Metaphysische“ .

Markus Eiche sang wieder einen schönstimmigen, aber auch perfiden Albert, Jane Archibald eine gute Sophie. Betrand de Billy am Pult setzte mehr auf Dramatik und schuf aufwühlende Momente – die weicheren, gefühlsbetonten Nuancen hatten es schwerer, sich durchzusetzen. Das Zwischenspiel von dritten zum vierten Akt zeigte schon „Richard Strauss'sche“ Anklänge. Der erste Akt war bis zum Auftritt Werthers von Interessenlosigkeit gekennzeichnet, was natürlich auch an der Inszenierung liegt.

Das Publikum spendete den Anwesenden viel Beifall und bejubelte das unglückliche Liebespaar.