WERTHER
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Massenet-Portal

Staatsoper
12.9.2007

Dirigent: Miguel Gomez-Martinez

Werther - Stefano Secco
Charlotte - Elina Garanca
Albert - Adrian Eröd
Sophie - Jane Archibald
Le Bailli - Janusz Monarcha
Johann - Dan Paul Dumitrescu
Schmidt -
Benedikt Kobel


Jugendlicher Werther
(Dominik Troger)

Die erste „Werther“-Vorstellung der Saison 2007/08 bescherte dem Publikum das Rollendebüt von Stefano Secco in der Titelpartie. Als Charlotte brillierte Elina Garanca.

Stefano Seccos Tenor besitzt ein helles Timbre, das durch eine zarte Nuance melancholisch-weicher Abschattierung gerade für den Werther eine sympathische Note erhält. Trotz der gefestigten Mittellage wirkt die Stimme schlank und bewahrt viel lyrische Qualität; zu den durchschlagskräftigsten zählt sie nicht. Dennoch hat sie die Werther’schen Gefühlsaufwallungen gut verkraftet: nach einem vorsichtigen ersten Akt, und einem wie mir scheint, die sängerischen Grenzen zu sehr auslotenden zweiten, gelangen der dritte und vierte intensiv. Secco erweckte dabei kein schmachtendes Selbstmitleid, sondern entwickelte die Figur anschaulich aus einem jugendlich-poetischen Weltempfinden, das in Anbetracht der unglücklichen Liebe in vehementen Weltschmerz kippt. Dabei vermittelte er einen gespannten, aber keinen überspannten Eindruck. Das ging sehr gut mit den lyrischen Ausdrucksmitteln seiner Stimme zusammen. Secco war kurzfristig für Giuseppe Sabbatini eingesprungen und ist jetzt für die ganze laufende „Werther"-Serie angesetzt.

Elina Garanca sang die Charlotte mit blühendem, glutvollem Mezzo, ganz Sinnbild einer ihr nur halbbewussten romantischen Liebessehnsucht, die in einem kleinbürgerlichen Milieu „verkommt“. Diese Seelenverwandtschaft mit Werther ist inzwischen viel deutlicher spürbar, weil der „coole Glamour-Lack“ der Inszenierung von Charlotte langsam abspringt. Im Gegensatz zum mehr tragödisch-artistischen Ansatz von Vesselina Kasarova (erst im Juni als Charlotte in Wien zu Gast) bleibt Garanca bis zum Schluss das einfache Mädchen, grausam hingestellt zwischen Pflichtbewusstsein und Liebe. So manche Details in der Personenregie (bezogen auf den dritten und vierten Akt) erschlossen sich jetzt sinnvoller. Das Zusammenspiel von Adrian Eröd (Albert) mit Elina Garanca war zwingender als mit Kasarova, Alberts Verletztheit und Boshaftigkeit wurden deutlich, strichen die Opferrolle Charlottes stärker heraus.

Jane Archibald sang bei ihrem Rollendebüt eine aufmunternde Sophie, Dan Paul Dumetresco gab ein gelungenes Rollendebüt als Johann. Das Orchester unter Miguel Gomez-Martinez überzeugte mehr durch Einzelleistungen. Der Gesamteindruck war mir zu grobschlächtig, etwa die Überleitung zum vierten Akt, die für meinen Geschmack eine viel zu derbe Dramatik forcierte. Am Schluss gab es viel Applaus für Garanca und Secco – er währte aber nicht allzu lange.