MANON

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Wiener Staatsoper
17. September 2014

Dirigent: Frédéric Chaslin

Manon - Patricia Petibon
Chevalier Des Grieux - Jean-Francois Borras
Graf Des Grieux - Dan Paul Dumitrescu
Lescaut - Markus Eiche
G. de Morfontaine - Thomas Ebenstein
Brétigny - Clemens Unterreiner
Poussette - Hila Fahima
Javotte -
Stzephania Houtzeel
Rosette -Juliette Mars
Dienerin -
Elisabeth van der Vloedt
Pförtner - Hacik Bayvertian
Zwei Gardisten - Dritan Luca, Hiro Ijichi


„Französisches Gastspiel“
(Dominik Troger)

Die Staatsopern-„Manon“ hat es seit der Premiere mit Anna Netrebko im März 2007 laut Programmzettel auf 33 Aufführungen gebracht. Mit Patricia Petibon und Jean-Francois Borras wurde diesmal eine „native“ französische Besetzung der beiden Titelpartien geboten.

Patricia Petibon hat im Theater an der Wien mehr Abende gesungen als im Haus am Ring. Im Jahr 2000 stand sie an der Staatsoper als Olympia und 2006 als Sophie auf der Bühne, nicht mehr als fünf Abende insgesamt. Jean-Francois Borras feierte an diesem Abend als Des Grieux sein Hausdebüt – als Ersatz für den erkrankten Benjamin Bruns. Borras hat sich – im Gegensatz zu Petibon – die internationalen Opernbühnen erst in der jüngeren Vergangenheit erobert. Seit er für Jonas Kaufmann als „Werther“ an der New Yorker Met eingesprungen ist, hat sein Marktwert stark „angezogen“.

Patricia Petibon ist nach wie vor die mädchenhaft-quirlige Französin mit dem roten Haarschopf und den großen dunklen Augen, die auch bei ihrer Manon ein ganz wichtiges Ausdrucksmittel darstellen. Lebhaft und mit frühreifer Sinnlichkeit gestaltete sie das Zusammentreffen Manons mit Des Grieux – allerdings ein bisschen zu artifiziell für ein Landmädchen, das ins Kloster gesteckt werden soll. Diese leichte „Künstlichkeit“ wurde Petibon den ganzen Abend nicht los, ein „deklamatorisches“ Ausspielen von Emotionen und Gesang, ohne dabei aber der Figur jenen naiven Reiz zu verleihen, der in der Selbstverständlichkeit begründet liegt, mit der Manon wie ein Meteor durch die Pariser „Halbwelt“ glüht. Vielleicht wäre mir das weniger aufgefallen, wenn Petibons Sopran die „Liebeskurven“ dieser Figur mit mehr Leuchtkraft und Lebensgier nachgezeichnet hätte und weniger mit einer „sehnigen“ Anspannung, die etwas desillusionierend und unerotisch wirkte. Auch die Lebensgier, die das Aufbäumen Manons im Finale bestimmt, blieb in zu eng gesteckten Grenzen.

Jean-Francois Borras, ebenfalls Franzose, war bei seinem Hausdebüt ein darstellerisch zurückhaltender Des Grieux und neben Petibon mehr ein „beharrendes“ Element: ein gutmütiger Kerl, fast ein bisschen schwerfällig. Andere Sänger haben den Charakter dieser Figur plastischer dargestellt. Gesanglich hatte Borras hingegen viel zu bieten, spannte er überzeugend den Bogen von einer sehr fein gemalten Traumerzählung bis zu den dramatischen Ausbrüchen in St. Sulpice. Borras wirkte als Sänger stilistisch authentisch, ein lyrischer Tenor mit belastbarem Kern, allerdings hat sein eifrig gebrauchtes Piano wenig Süße entwickelt und die Stimme erst im kräftigen Aussingen einen leichten dunklen Glanz verströmt.

Die Besetzung der vielen Nebenrollen war bewährt, nicht nur Clemens Unterreiner und Markus Eiche haben darstellerisch den Abend aufgemischt, wobei Eiches Bariton etwas härter klang als gewohnt. Dan Paul Dumitrescu bot als Graf Des Grieux väterliche Wärme und Autorität in ausgewogener Abmischung, gestützt auf seinen anschmiegsamen, in dieser Partie sehr gut zur Geltung kommenden Bass. Etwas schwerfällig klang das Orchester unter Frédéric Chaslin und versprühte wenig perlenden Charme. Der Schlussapplaus dauerte rund fünf Minuten lang, es gab Bravorufe, aber nicht übermäßig viele.

Die linke Seitenterrasse (wenn man vom Ring auf die Oper schaut) bleibt wegen zerbrochener Steinplatten jetzt offenbar solange gesperrt, bis der Schaden behoben ist. Die rechte Seitenterrasse wurde zwar geöffnet, aber das Auge des Feuerpolizisten wachte, dass niemand den auch dort vorhandenen, mittig zersprengten Platten (zwei Stück) zu nahe käme. Wahrscheinlich handelt es sich um Schäden, die im Zuge der Dreharbeiten zu „Mission Impossible 5“ mit Tom Cruise entstanden sind?