MANON |
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Wiener
Staatsoper Dirigent: Bertrand de Billy |
Manon
- Diana Damrau Chevalier Des Grieux - Ramón Vargas Graf Des Grieux - Dan Paul Dumitrescu Lescaut - Markus Eiche G. de Morfontaine - Alexander Kaimbacher Brétigny - Clemens Unterreiner Poussette - Simina Ivan Javotte - Sophie Marilley Rosette - Zoryana Kushpler Dienerin - Wilma Maller Pförtner - Hacik Bayvertian Zwei Gardisten - Hiroyuki Ijichi , Dritan Lucar |
Diana Damrau (Manon) und Ramón Vargas (Des Grieux) haben in der vierten Aufführung dieser „Manon“-Serie spürbar zueinander gefunden – sozusagen vom ersten schüchternen Kennenlernen bis zum erschütternden Finale. Diana Damrau faszinierte mit einer bis in kleine Details erarbeiteten „Manon“-Studie. Sie spielte mit leicht verdorbener Koketterie die16-jährige Naive, die mit ihrem Cousin herumalbert und den Traum von der großen weiten Welt träumt. Sie stieß beim Todeskampf auf eine existentielle Ebene vor, die keinen Wert auf Erlösung legt, sondern wie eine tröstende Verheißung das Weiterleben in den Armen des Liebsten sucht. Ihre flexible und koloraturerprobte Stimme gab der Manon eine bewegliche und jugendliche Eleganz, die zugleich die wechselnde Gefühlsskala dieser Figur sehr gut darzustellen vermochte. Damrau bewältigte zudem die Massenet'schen Verzierungen und Höhen anstandslos und integrierte sie nahtlos in den Rollencharakter. Das Ergebnis war ein vielschichtiges, detailreiches Porträt, in das sich mit fortschreitender Handlung ein zunehmender Hang zur Auflehnung gegen das eigene Schicksal einschlich. Spätestens in der Sterbeszene packte einen als Zuschauer die Verzweiflung über diese versuchte Revolte gegen das Unausweichliche. Ramón Vargas war nicht optimal in diese „Manon“-Serie gestartet – lief aber an diesem Abend zu sehr guter Form auf. Außerdem steht ihm der Des Grieux einfach gut: Diese gefühlvolle, hingebungsvolle Naivität, mit der er an seine Manon glaubt, diese Zärtlichkeit, die er ihr immer wieder entgegenbringt in Gestik und Gesang. Wenn man Vargas des öfteren angekreidet hat, dass er nicht zu den begnadeten „Sing-Schauspielern“ zählt: die Rolle des Des Grieux passt zu ihm auf eine natürliche Art, die des „Schauspiels“ an sich gar nicht mehr so sehr Bedarf. Wenn
er mit seinen großen dunklen Augen Manon anblickt, dann liegt darin
eine jugendliche Unverfänglichkeit, die der Liebsten jeden Wunsch
von den Lippen ablesen möchte. Und in der Traumerzählung beispielsweise
findet er zu zarten, lyrischen Tönen, die diesem Moment einen schwebenden,
authentischen und luziden Ausdruck verleihen. Lediglich der große
emotionale Ausbruch in St. Sulpice nötigte ihn an diesem Abend zu
mäßigem Forcieren, passte aber zum emotional aufwallenden Geschehen.
Vargas zeigte sich auch höhensicherer als zuletzt. Die
übrige Besetzung war weitgehend bekannt und rundete den positiven
Gesamteindruck. Die Striche, die man bald nach der Premiere eingefügt
hatte, wurden nicht wieder aufgemacht. Bertrand de Billy
am Pult setzte mehr auf dramatische Akzente, er hätte ein wenig feinfühliger
zu Werke gehen können. Das Publikum hielt es am Schluss nicht lange
beim Applaudieren, obwohl der Beifall durchaus stark war. |