PSYCHÉ
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Theater an der Wien
27.1.2022
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Christophe Rousset

Ensemble: Les Talens Lyriques

Psyché - Ambroisine Bré
Vénus - Bénédicte Tauran
Amour / Aglaure / Nymphes - Deborah Cachet
Flore / Cidippe / Nymphes - Eugénie Lefebvre
Vertumne / Amour jeune homme /
Mercure - Cyril Auvity
Vulcain / un homme affligé / Furie - Robert Getchell
Palémon / Zéphire / Furie - Fabien Hyon
Zéphire - Zachary Wilder
Jupiter - Philippe Estèphe
Le Roi / Lycas / Fleuve / Furie - Anas Séguin
Mars - Matthieu Heim
Haute-contre - Dominique Bonnetain, Benoît Porcherot


„Psyché und Venus
(Dominik Troger)

Christophe Rousset und Les Talens Lyriques sind unermüdlich beim Schatzgraben in Jean-Baptiste Lullys Opernschaffen. Mit „Psyché“ kam jetzt eine „Tragédie lyrique“ aus dem Jahr 1678 im Theater an der Wien konzertant zur Aufführung.

Die Handlung entführt einmal mehr in die antike Mythologie: Amor verliebt sich in die Königstochter Psyché. Aber Venus, die Mutter von Amor, ist darüber gar nicht entzückt, verehren doch die Menschen Psyché wie eine zweite Venus. Also macht sie aus Eifersucht Psyché das Leben schwer. Erst Jupiter löst den Familienzwist, in dem er Psyché die Unsterblichkeit verleiht. Damit ist auch Venus zufriedengestellt und gönnt dem Sohn jetzt seine Liebe.

Lully und die Librettisten Thomas Corneille und Bernard Le Bovier de Fontenelle nehmen die Geschichte zum Anlass, um das Publikum mit prächtigem Theater zu verwöhnen. Die Szenenanweisungen geben einen guten Hinweis auf das üppige Spektakel. Ein ganz besonderes Schmankerl sind die Zyklopen im zweiten Akt, die unter der Anweisung des Vulkan für Amor einen Palast bauen und dabei auch ein paar Mal musikalisch dezent „schmiedehämmern“. Sogar in die Unterwelt wird das Publikum entführt und von drei harsch singenden Furien verschreckt. Schließlich löst sich im prächtigen Thronsaal Jupiters die Handlung in Wohlgefallen auf. Das Werk wurde bald nach dem Ende des Niederländisch-Französischen Krieges uraufgeführt. Der Prolog nimmt darauf kurz Bezug, in dem Flore das Ende des Krieges besingt und eine neue glückliche Zeit ankündigt. Venus wird angerufen, um dieses Glück zu besiegeln. Aber Venus ist eifersüchtig und mürrisch, beschwert sich über Psyché und liest ihrem Sohn die Leviten.

Der erste Akt, in dem Psyché einer Schlange geopfert werden soll, dann aber auf Geheiß Amors entführt wird, erfordert etwas Durchhaltevermögen. Ein langes Lamento, der italienischen Oper nachempfunden, beklagt das Schicksal Psychés und lässt die Handlung nur langsam in Schwung kommen. Die „stalkerische“ Hartnäckigkeit der Venus, die sich durch das ganze Werk zieht, ist bei den Zeitgenossen Lullys nicht so gut angekommen, macht die Geschichte aber erst spannend. Das Finale des fünften Akts wurde für die konzertante Aufführung, die inklusive Pause knapp drei Stunden gedauert hat, stark gekürzt.

Die Besetzung war zum Teil bereits von früheren konzertanten Lully-Aufführungen bekannt. Ambroisine Bré durfte als Psyché ihren leichten, funkelnden Mezzo zu Gehör bringen, der die Unschuld des Opfers mit unterschwelliger erotischer Leidenschaft versah. Bénédicte Tauran stand ihr als Venus mit leichtem Sopran gegenüber. Deborah Cachet steuerte unter anderem den kindlich-charmanten Amour bei. Eugénie Lefebvre sorgte mit ihrem Sopran im Prolog als Flore für die Anrufung der Venus. Bei den Herren brachte Cyril Auvity seinen hohen, klaren Tenor ein. Anas Séguin lieh seinen angenehm timbrierten lyrischen Bariton u.a. dem klagenden König im ersten Akt. Robert Getchells lyrischer Tenor spornte als Vulkan die Zyklopen beim Bauen von Amors Palast an. Philippe Estèphe konnte sich mit seinem Bariton als Jupiter profilieren. Matthieu Heim als Mars, Zachary Wilder als Zéphire und Fabien Hyon in diversen kleineren Rollen rundeten das homogene Gesangsensemble ab.

Les Talens Lyriques und Christophe Rousset sind bei Lully sowieso in ihrem Element. Als Rahmen für die Aufführung diente wieder bei offener Bühne die Szene der aktuellen „Tosca“-Produktion des Theaters an der Wien: einsamer kahler Baum mit Winterlandschaft. Das Theater an der Wien war mäßig besucht. Das Publikum spendete einige Minuten lang dankbaren Schlussapplaus.