ZAR UND ZIMMERMANN |
Home |
Volksoper Musikalische Leitung: Thomas Hengelbrock Inszenierung: Heinz Lukas-Kindermann |
Zar Peter - Morten
Frank Larsen |
"Grob
gezimmert " Resümee einer Wiederaufnahme von Lortzings „Zar und Zimmermann“ an der Volksoper: etwas grob gezimmert. Aber am Besten ist es doch, wenn man den Komponisten selbst zu Wort kommen lässt? Im Volksopern-Programmheft zu dieser Produktion ist ein Brief von Lortzing abgedruckt. Der erfahrene Theaterpraktiker und Komponist gibt hier folgende Einschätzung seines Werkes: „ (...) – die Oper ist leicht darzustellen, und die letztere Eigenschaft hat nicht wenig dazu beigetragen, sie durch die Welt zu bringen. Nehmen Sie jede Rolle, und Sie werden mir recht geben. Der Bürgermeister ist nicht umzubringen, wie man zu sagen pflegt, Buffos mit und ohne Spiel haben sich daran versucht und alle Glück gemacht. Der Zar kann steifer sein, als man es vom Sänger verlangt, versteht er nur das Lied im dritten Akte gehörig zu säuseln, so hat er gewonnen. Die Marie ist im Gesange nicht bedeutend und daher leicht zu finden. Den Iwanow habe ich damals auf meine (nicht) umfangreiche Stimme zugeschnitten, er ist also auch leicht durch einen singenden Schauspieler zu repräsentieren. Der Marquis ist ebenfalls nicht bedeutend, ist er gut, desto besser, ist er schlecht, so hat er auf den Totaleffekt zu wenig Einfluß.“ (Brief an Carl Gollmick vom 21. März 1844) Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage konnte man an diesem Abend nicht hoch genug einschätzen: Auch eine „Zweitbesetzung“ kann dieses Werk einigermaßen zum Erfolg führen. Das Publikum brauchte zwar bis zum sehr hübsch choreografierten Holzschuhtanz, um aufzutauen, aber am Schluss gab es sogar Bravo-Rufe für die Beteiligten. Der eigentliche Pluspunkt des Abends war das gut getrimmte Volksopern-Orchester unter Thomas Hengelbrock. Dieser fungierte als Animateur, und sorgte mit einem schwungvollem, geradlinigen Dirigat für angenehme Kurzweiligkeit. Auf der SängerInnen-Seite überzeugte der gute Wille, das Werk mit Komödiantik und Spiellaune zum Leben zu erwecken. Dabei siegte die schauspielerische zumeist über die gesanglichen Komponente. Die Marie der Kristiane Kaiser traf den singspielhaften Ton ganz gut. Ferdinand von Bothmer als französischer Gesandter verabschiedete das „flandrische Mädchen“ mit romantischer Musikalität. Auch Oliver Ringelhahn alias Peter Iwanow kann man schwer was ans Zeug flicken, aber insgesamt blieb sein Gesang ein wenig glanzlos. Der Zar von Morten Frank Larsen hätte eine geschmeidigere Stimme mit mehr lyrischer Noblesse ganz gut vertragen. Eine
besondere Rolle kommt natürlich dem Bürgermeister zu. Bjarni
Thor Kristinsson hat es nicht an Witz gemangelt, aber Gesang
und Spiel waren zu , leichtgewichtig, um die Selbstpersiflage dieser
Rolle auf den Punkt zu bringen. Da hätte man sich gerade für
eine Wiederaufnahme doch einen ausgefuchsten, mit allen Wassern gewaschenen
Bass-Buffo gewünscht. Die
Inszenierung hat die Handlung ins 19. Jahrhundert verlegt, aber mit
Fingerspitzengefühl und pragmatischem Realismus und sehr hübsch
gebauten Bühnenbildern und Kostümen. Die Volksoper war nicht
ausverkauft, am 2.Rang gab es nach den Seiten hin genug leere Reihen.
|