I PAGLIAZZI/DER BAJAZZO

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Wiener Staatsoper
26.1.2002


Dirigent: Adam Fischer

Canio/Bajazzo - José Cura
Nedda/Columbina, seine Frau - Krassimira Stoyanova
Tonio/Taddeo, Komödiant - Leo Nucci
Beppo/Arlecchino, Komödiant - Benedikt Kobel
Silvio, Bauer - Yu Chen

Das Beste gleich zu Beginn
(Dominik Troger)

Der "Bajazzo" begann mit einem fulminanten Prolog in dem Leo Nucci so alles auspackte, was seine gesanglichen Vorzüge ausmacht - plus einem erfrischenden Schuss an komödiantischer Ironie.

Doch diesmal gab es das "Zuckerl" gleich zu Beginn. Denn Krassimira Stoyanova gelang es nicht so recht, in das etwas flatterhafte Wesen einer "Columbine" zu schlüpfen. Sie blieb viel zu viel Heroine und pflegte ihren seriösen Gesang. Das bremste auch das "Spiel im Spiel" auf der Schauspielerbühne, das bis zum Auftritt Bajazzos nicht richtig in Schwung kam.

Und Jose Cura als Gestalter jener Partie, die dem Werk den Namen gibt, hinterließ einmal mehr einen zwiespältigen Eindruck. Er verfügt ja wirklich über eine schöne, breite, stimmige Mittellage, die andererseits immer wieder mal nicht ganz sauber klingt und deren höhere Bereiche er sich meist mit gehörigem Nachdruck erarbeiten muss. Diese Inkonsistenz in der Stimmführung wird mittels einer prächtigen Bühnenerscheinung vertuscht, die dann, wenn das eigentlich gesangliche hinter dem dramatischen Effekt zurückbleiben darf, stark an Überzeugungskraft gewinnt. So macht Cura, sobald er als "Bajazzo" die Pawlatschen der Schauspielertruppe erklettert hat, ausgezeichneten Effekt. Gewiss, es ist nicht so wie einstens bei Placido Domingo, dass man durch die psychologische Feinzeichnung aus allen Gesten und Tönen seismographisch diese pathologischen Veränderung herauslesen könnte, es wird hier direkter, "animalischer" zur Sache gegangen - aber es "klotzt" am Schluss genauso.

Adam Fischer am Pult hatte ebenfalls einen Sinn für diese jedem Verklärungswillen abholden musikalischen Sittengeschichte aus Süditalien. Es ist seine Art, die Sache etwas "trocken" und laut zu nehmen, aber er war in Summe der dramatischen Zuspitzung durchaus förderlich.

Inszenierung und Bühnenbild sind noch ein Werk von Jean Pierre Ponelle aus den 80er Jahren. Sie stellt ganz realistisch einen süditalienischen Dorfplatz auf die Bühne. Sie bietet einen augenerfreuenden Anblick für diese blutigen Stories, eine Landschaft mit italienisch verklärendem Frühlingslicht samt gut berechneter Massenszenen - einen idealer Rahmen also, für zwei sehr spannend erzählte Kurzgeschichten. Puristen mögen ihm ankreiden, dass er im Bajazzo (die Handlung spielt 1870) einen uralt Klein-LKW als Transportmittel der Schauspielertruppe einführt - eine in Anbetracht des gelungenen Gesamtkonzeptes leicht zu vergebende "Sünde".