DER EVANGELIMANN
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Wiener
Volksoper Musikalische Leitung: Gerrit Prießnitz |
Friedrich
Engel - Walter Fink |
„Eifersucht
auf der Opernbühne“ Wilhelm Kienzls Erfolgsoper „Der Evangelimann“ wurde Ende Mai wieder in den Spielplan der Volksoper aufgenommen. Diese Produktion hatte im Jahre 2006 Premiere. Möge sie sich noch länger im Repertoire halten – denn der Besuch an diesem Abend (Abo-Zyklus: „Eifersucht auf der Opernbühne“) hätte zahlreicher ausfallen können. Die Handlung des „Evangelimannes“ macht solch blumigem Zyklusnamen natürlich alle Ehre – und auch die 29. Aufführung dieser Volksopernproduktion überzeugte durch eine gute Mischung aus zartem Sentiment und überhitzter Gefühlslage, die bekanntlich im Abfackeln einer Scheune im Finale des ersten Aktes kulminiert. Gerrit Prießnitz am Pult behandelte diese Emotionen ausgewogen, ohne dabei zu kitschig und oder zu knallig zu werden. Seitens der Sänger war es vor allem Sebastian Holecek, der als fieser Johannes mit kräftiger Stimme Marthen umwarb, um im letzten Bild seine Leibes- und Seelenqualen einem Amfortas gleich zu verkünden. Sein Bariton klang gar nicht angestrengt dabei. Er ist leicht hell gefärbt, aber von gefestigter Substanz, wodurch sich bei ihm eine heldische Note mit einer sympathischen Timbrierung verknüpft. Dadurch gewann diese Figur stark an Charakter, weil sie im ersten Akt einen Zug ins Heuchlerische braucht, worin sich Attraktivität und Verschlagenheit vereint. Es wäre zu einfach gestrickt, hier nur den „Bösen“ zu mimen und wie ein „Telramund“ Wagner’sche Ambitionen zu forcieren. Die „Schönen Jugendtage“ der Magdalena (Alexandra Kloose) erklangen gerührt, aber ohne falsche Sentimentalität, und zeigten Resignation, aber auch eine beharrliche Beständigkeit im Alltag, an der vielleicht auch ein „Evangelimann“ wieder ins Leben zurückfinden könnte. Dieser Evangelimann, Dietmar Kerschbaum, zeichnete den Mathias mit energischem Liebeswerben im ersten Akt, mit einer passenden abgeklärten Empfindungsfähigkeit im zweiten. Seine sängerische Darstellung hätte eventuell von etwas mehr tenoraler Breite profitiert. Das „Selig sind, die Verfolgung leiden“ wäre dann stärker aufgeblüht, um seinen zu Herzen gehenden Charme zu versprühen. Jedenfalls gab es kurzen Szenenapplaus. Ursula Pfitzners Martha erklang mit etwas flackrigem Sopran. Sie meisterte aber insgesamt die schon von Kienzl etwas klischeehaft konzipiert wirkende Rolle gut (die sich auf Geheiß ihres Erfinders in der Pause zwischen erstem und zweiten Akt in der Donau ertränken muss). Walter Fink verlieh wie schon in der Premiere dem Friedrich Engel (der gar kein „Engel“ ist) selbstherrlich-widerliche Züge. Die vielen Nebenpersonen, die vor allem die Kegelpartie im ersten Akt beleben, sorgten für die passende Volkstümlichkeit. Über die Inszenierung habe ich schon in der (Link:) Premierenbesprechung vom 9.4. 2006 referiert. Ich fand meine damaligen Eindrücke bestätigt. Die Nebenschauplätze, die Regisseur Josef Ernst Köpplinger mit allerhand Figuren bespielt, sind ziemlich entbehrlich: dazu erfundenes Personal, das von unermüdlichem Eigenleben beseelt erscheint, und das sogar hin und wieder deftige Kommentare in einem wienerischen Dialekt einstreut, der zur Sprache von Kienzls Libretto überhaupt nicht passt. Der mäßig lange Schlussapplaus wurde sogar mit Bravorufen gespickt: Der Abend ist gut angekommen.. Weitere Aufführungen gibt es noch am 17. 6., 21. 6., 24. 6., und 27. 6., teils in anderer Besetzung. |