DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN
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Staatsoper
Premiere
18. Juni 2014

Dirigent: Franz Welser-Möst

Regie: Otto Schenk
Ausstattung: Amra Buchbinder
Licht: Emmerich Steigberger
Kostümassistenz: Theresa Wilson

Der Förster - Gerald Finley
Harašta - Wolfgang Bankl
Füchslein Schlaukopf - Chen Reiss
Frau des Försters / Eule - Donna Ellen
Schulmeister /Mücke - James Kryshak
Pfarrer / Dachs - Andreas Hörl
Gastwirt Pásek - Wolfram Igor Derntl
Gastwirtin Pásek - Sabine Kogler
Pepík - Jan Sebastian Höhener
(Opernschule)
Frantík - Bernhard Sengstschmid (Opernschule)
Fuchs - Hyuna Ko
Junges Füchslein Schlaukopf - Marlene Janschütz
(Opernschule)
Hund / Specht
- Ilseyar Khayrullova
Hahn - Heinz Zednik
Schopfhenne - Lydia Rathkolb
Grille - Johanna Laslop (Opernschule)
Heuschrecke - Isabella Orasch (Opernschule)
Frosch - Pia Oetheimer (Opernschule)
Eichelhäher - Maria Gusenleitner
Fliege - Lea Dluhos (Opernschule)
Mücke - James Kryshak
Hase - Kilian Karolyi (Opernschule)
Sechs Hennen - Hila Fahima, Bryony Dwyer, Juliette Mars, Barbara Reiter, Isabel Leibnitz, Cornelia Sonnleithner


Märchenstunde
(Dominik Troger)

Die letzte Staatsopern-Premiere der Saison 2013/14 galt der Erstaufführung am Haus von Leo Janáceks „Príhody lisky bystrousky“ (Das schlaue Füchslein). Unter der Regie von Otto Schenk wurde ein plüschtieriges Märchen auf die Bühne gestellt. Das Publikum dankte mit einhellig zustimmendem Applaus.

Otto Schenk ist in seinem 85. Lebensjahr also noch einmal an die Wiener Staatsoper zurückgekehrt. Einige seiner Produktionen stehen bekanntlich seit Jahrzehnten auf dem Spielplan und leisten nach wie vor sehr gute Dienste. Für ein Haus, das immer mehr touristischen Ansprüchen genügen muss, sind Schenk-Inszenierungen ohnehin ein Mehrwert, weil sie keine Erwartungshaltungen unterlaufen, und weil sie aus dem Blickwinkel einer universalen „humanen Naivität“ ganz einfach das „Libretto“ inszenieren. Beim „Schlauen Füchslein“ bedeutet das, die Natur in ihrer ganzen Pracht auf die Bühne zu bringen (einen Wald, der von Tieren eifrig durchwuselt wird) und das Märchen weder ironisch zu brechen noch zu „aktualisieren“ oder zu „hinterfragen“. (Das Resultat erinnerte allerdings stark an die üppig dekorierte Schaufensterauslage eines Spielwarengeschäftes.)

Auf diese Weise wurde die Ausstatterin Amra Buchbinder zum eigentlichen Star des Abends. Ihre Kostüme förderten den Eindruck einer illusionistischen Verschmelzung von menschlichen und tierischen „Proportionen“, zeigten liebevolle Details in denen charakteristische Merkmale der jeweiligen Art hevorgehoben wurden, und zauberten eine phantasievolle „Zoologie“ auf die Staatsopernbühne, deren Gegenwart allein schon unterhaltsam war. Ein breiter, bemooster Hügel mit zwei kleineren Erdhöhlen, mit Unebenheiten, mit Gras, mit Wald im Hintergrund, mit zwei mächtigen Baumstämmen, die bewegt werden können, machten die Staatsopernbühne zum „Fuchsarium“.

Die Handschrift des Regisseurs zeigte sich in einem harmlos-humorvollen Umgang mit dem Personal des Stücks, und lief letztlich auf eine rührend-kitschige Schlussapotheose hinaus, in der sich plötzlich die Kulisse im Hintergrund zu einem Spalt öffnete. Dieser gab einen kurzen Blick auf ein blühendes Paradies frei, aus dem ein Lichtstreifen fiel wie eine hoffnungsfroh schimmernde, überirdische Tröstung. Schenk hat damit ein schönes, jedenfalls ein sich selbst treu bleibendes Schlusswort hinter seine langjährige Verbundenheit mit der Wiener Staatsoper gesetzt – und dem Publikum hat es, wie der starke Applaus bewiesen hat, sehr gut gefallen.

Franz Welser-Möst stand am Pult. Das Orchester ließ einen in der Lautstärke diesmal gut regulierten, im Klang aufpolierten, bestens durchanalysierten Janacek erklingen, der sich auf die schwelgerischen, tänzerischen, naturstimmungheischenden Elemente der Musik aber nur bedingt einließ. Chen Reiss spielte die titelgebende Partie erfrischend, aber ihr Sopran blühte kaum auf, stieß in dramatischeren Passagen schon etwas an seine Grenzen. Ihren Fuchs-Gemahl steuerte Hyuna Ko bei, die einige unschöne Spitzentöne produzierte.

Gerald Finley sang einen mildgestimmten, etwas melancholischen Förster, was gut zum ganzen Stil der Produktion passte. Auch die Bauernschläue des Wilddiebs von Wolfgang Bankl untergrub beim Publikum nicht die Sympathie mit der Figur, obwohl ihm letztlich dass übermütige Füchslein zum Opfer fällt. James Kryshak als etwas angetrankelter Schulmeister und der Pfarrer von Andreas Hörl erinnerten sich an frühere Liebschaften. Heinz Zednik hat mit dem Kurzauftritt des stolzen Hahns den Dutzenden verschiedenen Rollen, die er an der Staatsoper schon verkörpert hat, noch eine weitere hinzugefügt – und ein großes Ensemble aus Sängerinnen und Sängern und den Kindern der Opernschule der Staatsoper sorgte für einen „märchenhaften“ Opernabend.

Fazit: Rund 15 Minuten langer Beifall für alle Beteiligten. Vielleicht trägt die Ausstattung dazu bei, dass sich das Werk länger am Spielplan halten kann.