HÄNSEL UND GRETEL
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Wiener Volksoper
22.11.2000


Dirigent:
Alfred Eschwé

Peter, Besenbinder - Bruce Brown
Gertrud, sein Weib - Foula Dimitriadis
Hänsel - Annely Peebo
Gretel - Brigid Steinberger
Die Knusperhexe - Adolf Dallapozza
Sandmännchen
- Elisabeth Starzinger
Taumännchen - Claudia Guarin
Lebkuchenkinder - Studierende der Universität für Musik


Märchenhafte Volksoper
(Dominik Troger)

Es "hänselt" und "gretelt" wieder - wie alle Jahre um die Weihnachtszeit. Nun ist das hier wirklich ein Glücksfall, weil diese 15 Jahre alte Inszenierung noch aus der Hand eines erfahrenen Theaterpraktikers stammt, nämlich aus der des langjährigen Volksoperndirektors Karl Dönch. Da wird mit Lust und Laune ein komponiertes Märchen in Szene gesetzt, da "hexelt" und "engelt" es und die Kinder - und für die ist Humperdincks Geniestreich ja mal vordergründig konzipiert, sitzen da mit offenen Mündern und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und viele Eltern wahrscheinlich auch nicht, weil man überrascht feststellt, dass es neben TV und digitalisiertem Entertainment sogar noch solch herzerwärmende und erfrischende Musiktheaterabende geben kann. Soviel für alle, die sich und ihren Kindern angelegentlich einen schönen Abend oder Nachtmittag machen wollen, um ein bisschen Märchen-, Theater-, und Opernluft zu schnuppern. Bis 25. Dezember ist Zeit dazu!

Was jetzt kommt, ist für diejenigen, die Oper zu ihrem Hobby gemacht haben: Denn diese werden sich natürlich schon nach ein paar Vorspieltakten fragen, warum dieses Volksopernorchester wirklich so klingen muss, wie es klingt. "Hänsel und Gretel" ist nämlich nicht so einfach "nur" eine Märchenoper. Humperdinck hat über weite Strecken einen richtigen Wagnersound hingelegt, oft genug kommt einem die "Walküre" in den Sinn. Humperdinck setzt stark auf "Wagnerische" Klangfarben und besonders schade, wenn sich das wie hier zu einem dumpfen Klangbrei zusammenrührt. Auch die Streicher sind weit von jener samtigen Weichfülligkeit entfernt, die einer Instrumentierung im Wagner-Stil diesen waberndwogenden, seelenvollen Unterbau verleih - und für die Wiener Orchester im allgemeinen weltweit gelobt und bestaunt werden. Leider hat auch Alfred Eschwé am Pult das Vorspiel zu keiner wie immer gearteten Akzentuierung nutzen können - so plätscherte es an einem vorüber und mit dem Aufwogen des Vorhanges war's dann sozusagen eh schon wieder vergessen.

Das Ensemble war ganz bei der Sache. Sowohl Brigid Steinberger (Gretel) als auch Annely Peebo (Hänsel) hatten die nötige stimmliche Frische und darstellerische Beweglichkeit, um zwei Kinder zu mimen, die zB. beim Anblick eines Lebkuchenhäusleins ganz außer sich vor Entzücken geraten. Sonderapplaus gab es für die Hexe von Adolf Dallapozza. Zwar zeigten sich überall dort, wo Humperdinck - einen Walkürenruf im Ohr - auch von seinen Märchendarstellern strahlende Höhenkraft verlangt, die stimmlichen Grenzen - aber das lässt sich wohl kaum unter einen Hut bringen.