SANCTA SUSANNA |
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Mueumsquartier Musikalische Leitung: Marit Strindlund Mecklenburgische
Staatskapelle Schwerin |
Susanna - Cornelia
Zink |
„Hosianna Holzinger“ Paul Hindemiths „Sancta Susanna“ bildet den Ausgangspunkt für die von Florentina Holzinger kreierte Musiktheater-Perfomance „Sancta“, die sich über zweieinhalb pausenlose Stunden lang am „Katholizismus“ abarbeitet: ein etwas langwieriges Unterfangen. In
Zeiten, in denen die katholische Kirche hierzulande die Funktion eines
Brauchtumsvereins übernommen hat, besitzen nackte Nonnen ein sehr laues
Provokationspotential. Aber dieser Befund trifft schon den
Hindemith-Einakter, der diesem Musiktheaterprojekt zugrunde liegt. Das
Werk wurde 1922 in Frankfurt am Main uraufgeführt und bildete zusammen
mit „Mörder, Hoffnung der Frauen“ und „Das Nuschi-Nuschi“ ein
„Tryptichon“ voll „skandalöser“ Botschaft. Nach
dem vermeintlichen Schluss von Hindemiths Oper durchbrach die
eingemauerte Nonne die Wand – und das war für mich der Zeitpunkt, wegen
der zunehmenden Laustärke der musikalischen Beiträge die Ohrenstöpsel
aus dem Sakko zu kramen. Der musikalische Anteil glitt in den folgenden
zwei Stunden stark ins oberflächlich-populäre ab, spannte sich von Bach
bis zum Rockmusical. Unterbrochen wurden die zu einer attraktiven
Bühnenshow aufgemotzten musikalischen Passagen von (zu langen)
Sprechpassagen, vom kabarettartigen Auftritt eines
Jesus-Sandlers, von der Predigt einer Päpstin (beeindruckend
Saioa Alvarez Ruiz!) bis hin zu einer biographischen
„Selbsthilfegruppe“ nach dem Motto „Als ich 12 Jahre alt war ...“.
Den dramaturgischen Rahmen gaben die Abschnitte einer katholischen
Messfeier vor. Das Publikum wurde sogar angehalten, coram publico eine
Beichte abzulegen. Und wenn Holzinger die Sixtinische Kapelle
illusionistisch von nackten Performancekünstlerinnen „demolieren“
lässt, dann verkrampft sich zumindest des Kunstfreunds Herz.
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