IL MONDO DELLA LUNA
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Konzerthaus Mozartsaal
25.10.2003
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Tiziano Duca

Orchester: Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus

Ecclitico - Andreas Schagerl
Ernesto - Andreas Jankowitsch
Buonafede - Markus Nieminen
Clarice - Sewan Salmasi
Flaminia - Teresa Gardner
Lisetta - Maren Engelhardt
Cecco -Thomas Ebenstein

Vier Schüler/Chor - Shin Taniguchi, Kerem Sezen, Robert Pertl, Lukas Kargl


"Lunare Luftigkeit"
(Dominik Troger)

Ein wenig Licht in das Schattendasein von Haydns Opernschaffen brachte das Konzerthaus mit seinen drei konzertanten Aufführungen von „Haydn-Burlesken“. Das abschließende Konzert widmete sich der „Welt auf dem Monde“ – ein Dramma giocoso nach einem Libretto von Carlo Goldoni.

Eingeleitet wurde der Abend durch ein Referat von Dr. Harald Haslmayer von der Uni Graz, der mit Prägnanz, trockenem Humor und einigen Tonbeispielen in das Opernschaffen Haydns einführte – speziell natürlich „Il mondo della luna“ im Fokus. Der Vortrag wurde durch einen feuerpolizeilichen Probealarm unterbrochen, der dem Publikum ein wenig zusätzliche Bewegung verschaffte. Das Läuten eines Handys quittierte Haslmayer mit der Bemerkung: „Ein Anruf vom Mond?!“, womit er hoffentlich der/dem Besitzer(in) dieses Gerätes die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat.

Die Aufführung wurde wieder von Tiziano Duca geleitet – unter seiner Stabführung hatten sich die aus Amateuren gebildete Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus und eine Handvoll junger SängerInnen versammelt. Bis zu einem gewissen Grad wird man in Anbetracht dieser Voraussetzungen natürlich von einer „Liebhaber-Aufführung“ sprechen müssen, um somit gleich zur Kenntnis zu bringen, dass nicht immer alles ganz so perfekt geklungen hat. Aber es wurde mit viel Engagement musiziert und Haydns Mondoper erwies sich als liebenswürdiges, luftiges, angenehm zu hörendes Werk, mit dem man sicher wieder einmal eine szenische Aufführung riskieren könnte.

Star des Abends war der staatsopernensemble-erprobte Markus Nieminen, der zeigen konnte, über welch schöne, schmiegsame Bassstimme er verfügt. Zwar mag er für die Partie des Buonafede noch zu jung sein, weil man ihm nicht abkauft, dass er schon zwei erwachsene Töchter hat, aber dafür kann er sich den lunaren Wundern mit stimmlicher Prachtentfaltung hingeben. Die lange musikalische Mondbeschreibung Buonafedes im zweiten Akt , wo er neben dem Singen auch wie ein Vogel pfeifen darf, entfaltete eine ganz eigene, träumerische Stimmung – und Nieminen muss höchsten noch das Pfeifen nach Noten ein üben, denn das ist ein wenig untergegangen.

Buonafede, das ist übrigens ein Venezianer, der seine Töchter mit Argusaugen hütet – und deren Kavaliere zu einem Trick greifen, um sie heiraten zu können. Man spielt Buonafede vor, er flöge auf den Mond und lande dort im arkadischen Reiche des lunaren Herrschers. Dort wird auch gleich geheiratet. Buonafede erkennt letztlich den Schwindel, aber er macht gute Miene zum bösen Spiel. Reizvoll sind Haydns Mondstimmungen, schon die einleitende Sinfonia zum zweiten Akt, der auf dem Erdtrabanten spielt, vergießt dieses gläserne Silberlicht, das wie zwischen dunklem Blattwerk niederträufelt und das technisch einige Anforderungen an die Violinen stellt – anders ausgedrückt: das waren akustisch etwas heikle Momente an diesem Abend. Nichts desto trotz entfaltet dieser zweite Akt eine ganz eigene luftig-transparente Stimmung, die erst gegen Ende ein wenig in Groll umschlägt, wenn Buonafede erkennt, dass man ihn an der Nase herumgeführt hat.

Nieminen zur Seite standen Andreas Schagerl als markanter tenoraler Sterngucker und ein buffonesker Thomas Ebenstein als Diener Cecco. Andreas Jankowitsch hätte dem Ernesto ein wenig mehr an kavaliersgemäßer baritonaler Pracht leihen können. Insgesamt waren die Herren diesmal besser in Schuss als die Damen. Der Mezzo von Maren Engelhardt klang vielversprechend, aber noch zu verhalten. Im Gegensatz dazu legte Sewan Salmasi in ihre Höhen ein bisschen zu viel an Energie, was nicht immer zu einem angenehmen Klangbild führte. Teresa Gardner machte sich als Flaminia ganz gut, die Bravourarie im ersten Akt zeigte ihre Grenzen auf.

Fasst man den Abend zusammen, dann muss man dem Konzerthaus sowie allen Beteiligten zu dieser interessanten Serie an Haydn-Opern gratulieren, und es ist zu hoffen, dass man dieses Konzept – inklusive einleitendem Vortrag – weiterführt. Der Besuch hielt sich zwar in Grenzen, und das Fotografieren während (!) der Aufführung legte den Schluss nahe, dass hier auch viele Verwandte der Orchestermusiker gekommen waren, trotzdem hat man als interessierter Opernbesucher diese Mischung aus Vortrag und Aufführung genossen. Ob es 2004 einen zweiten Durchgang geben wird?