LA FEDELTA PREMIATA
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Konzerthaus Mozartsaal
27.6.2003
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Tiziano Duca

Orchester: Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus

Wiener Motettenchor

Fillide (Celia) - Odett Csepela
Fileno - Bernhard Berchtold
Amaranta - Mónica Guillén-Chávez
Perrucchetto - Robin Adams
Nerina - Anna Behne
Lindoro - Kirlianit Cortes Galvez
Melibeo -Shin Taniguchi

Diana - Alexandra Holzer


"Schnittstelle"
(Dominik Troger)

Haydn hat „La fedeltà premiata“ zur Wiedereröffnung des Eszterhazaer Opernhauses komponiert. Das Werk fokussiert in einer überraschenden Art und Weise die Opernreform Glucks ebenso wie Mozarts Geniewürfe eines „Figaro“, eines „Don Juan“, einer „Cosi“. (Das Opernhaus war 1779 abgebrannt. Anfang 1781 wurde der neue Bau seiner Bestimmung übergeben.)

Aber die „elendslangen“ Ensembles, die Haydn zu den Aktschlüssen hin antreten lässt, machen hellhörig. In dem ganzen Werk steckt Mozart wie eine Nuss in ihrer Ummantelung. Haydn packt all seine kompositorischen Mittel aus und schafft eine musikalisch reizvolle Mixtur aus opera seria und buffonesken Einsprengseln. Mozart war 1780, das Jahr in dem Haydn an der „La fedeltà premiata“ komponierte, noch beim „Idomeneo“...

Das Haken an der Sache aus heutiger Sicht – und das macht auch gleich einen wesentlichen Unterschied zu Mozart – ist das Libretto. Die Handlung ergeht sich einem nymphen- und schäferdurchwogten Arkadien, meilenweit von einem Lorenzo da Ponte entfernt. Es spiegelt noch ganz die Ästhetik des Adels vor der Französischen Revolution, und es ist Vorlage für eine Repräsentationsmaschinerie, die die technischen Möglichkeiten des Opern-Neubaues so recht den Zuschauern nahe bringen möchte. Es gibt interessante Parallelen zu Idomeneo, wie das Meeresungeheur. Bei Haydn bringt Diana am Schluss, dea-ex-machina, alles wieder ins Lot.

Die Arien tragen noch viel vom Ausdrucksmaterial der Barockoper in sich, doch die Grenzen beginnen zu verschwimmen. „La fedeltà premiata“ ist ein interessantes „missing link“ zwischen Gluck und Mozart. Sie ist mehr als nur Operngeschichte, weil sie dank Hadyns großer Meisterschaft immer wieder effektvolle Musik bietet – dabei fallen einem weniger die Arien auf, sondern die Orchesterbegleitung weiß oft genug mit unerwarteten und eingängigen Effekten aufzuwarten.

Die Aufführung trug einen ganz besonderen Charakter: es spielte ein Amateurorchester, die Konzertvereinigung im Wiener Konzerthaus, und es waren teilweise wirklich „blutjunge“ SängerInnen am Werk. Und trotzdem folgte man der über drei Stunden langen konzertanten Aufführung mit Aufmerksamkeit und musikalischem Genuss. Der etwa zu zweidrittel gefüllte Mozartsaal stützte mit seiner zweckmäßigen Größe den emotionalen Austausch zwischen den Beteiligten. Und Tiziano Duca dirigierte mit schwungvoller und zugleich bedachter Art, so dass der Abend rund und ohne Durchhänger über die Bühne ging.

Unter den jungen SängerInnen hatte man auch rasch eine ganz persönliche „Favoritin“ gefunden. Der warme, etwas dunkel gefärbte Sopran von Odett Csepela, Jahrgang 1976, machte den Eindruck einer eben erblühenden Rose mit dunkelroter Blüte. Auf ihr lag noch so eine Melancholie von kühlem Nachttau, die der Stimme einen ganz persönlichen Reiz verlieh. Man hatte ihre Celia jedenfalls gleich ins Herz geschlossen

Im Melibeo von Shin Taniguchi hörte man schon einen Rossini’schen „Figaro“ und war sehr angetan von dieser Stimme, und dem Träger, der den Witz der opera buffa nicht verschmähte.

Am ausdrucksstärksten war sicher der Fileno von Bernhard Berchthold, der mit „Beredsamkeit“ den unglücklichen, suizidgefährdeten Liebhaber gab. Seiner Stimme fehlte es ein wenig an Biegsamkeit, um sich dem Ausdruck auch so richitg anzuschmiegen.

Der Bariton von Robin Adams machte eine gute Figur, ein wenig Kavalier, witzig wenn es sein muss, fähig zur Attacke. Sang vor zwei Jahren auch schon den "Don Giovanni", wie man im Programmheft nachlesen kann. Nun, er ist wohl noch zu jung dazu, aber diese Richtung scheint berechtigterweise eingeschlagen.

Monica Guillen-Chavez verfügt bereits über ein breitgefächertes Repertoire und diese Erfahrung konnte sie auch einbringen.

Der Sopran von Anna Behne liegt noch nicht ganz frei, öffnet sich mehr nach der Höhe hin. Dafür gewann sie dieser konzertanten Aufführung auch schauspielerische Akzente ab.

Kirlianit Cortes Galvez, Jahrgang 1977, führt einen noch eher kleinen, schlanken, romanischen Tenor, der einmal zu effektvollem Sentiment fähig sein könnte.

Die Diana der Alexandra Holzer trat nur am Schluss auf, und hat keine Chance sich „warm“ zu singen.

Das Publikum bedankte sich mit herzlichem Applaus.