LA JUIVE/DIE JÜDIN

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Wiener Staatsoper
29.6.2010

Dirigent: Frédéric Chaslin

Kardinal Brogny - Alexandru Moisiuc
Leopold, Reichsfürst - Ho-yoon Chung
Prinzessin Eudoxie - Simina Ivan
Eléazar - Neil Shicoff
Rachel -
Krassimira Stoyanova
Ruggiero - Boaz Daniel
Albert, Hauptmann - Janusz Monarcha

1. Bürger - Hacik Bayvertian
2. Bürger - Hiroyukji Ijichi
Offizier - Martin Müller


33. Aufführung dieser Inszenierung

(Dominik Troger)

Der vorletzte Abend der Staatsopernsaison 2009/10 und der Direktion Holender galt Halévys „La Juive“. Es war die 33. Aufführung dieser Produktion, mit bewährter Besetzung als Eléazar und Rachel.

1999 hat der Staatsoperndirektor zusammen mit Neil Shicoff „La Juive“ auf die Staatsopernbühne gehievt – und es hat sich gelohnt. Während andere Bemühungen mit der großen französischen Oper gescheitert sind – Halévys Werk hat seine Qualitäten bewiesen. Allerdings – ohne den tenoralen Einsatz von Neil Shicoff, mit dem er den Eléazar sozusagen zu seiner Lebensrolle gemacht hat, wäre es wohl nicht gelungen.

Neil Shicoff präsentierte mit dem Eléazar wieder ein unter die Haut gehendes Rollenportrait. Sein Tenor hat natürlich nicht mehr die Frische wie vor zehn oder elf Jahren. Den ganzen ersten Akt forcierte er sehr stark, das besserte sich dann deutlich. Die Authentizität seiner Rollengestaltung ist nach wie vor so beeindruckend, dass man über gesangliche Grobkörnigkeiten gerne hinweghört.

Krassimira Stoyanova führte als Rachel einen etwas helleren Sopran „ins Treffen“ als die Premierenbesetzung Soile Isokoski. Auch sie hat die Partie schon vor Jahren an der Staatsoper gesungen. Welche der beiden Sängerinnen man für diese Partie bevorzugt, ist Geschmackssache. Isokoskis Stimme klingt emotionaler, wärmer, trauriger; Stoyanovas Sopran klarer und eine Spur heroischer. Als Rachel haben beide immer ganz großartige Abende gesungen.

Alexandru Moisiucs Kardinal Brogni war stimmlich deutlich besser disponiert als der sängerkriegerische Biterolf aus derselben Kehle. Er brachte den mehrschichtigen Charakter dieses Kirchenfürsten gut und mit passender Emotionalität zur Geltung. Simina Ivan sang eine solide Prinzessin Eudoxie; Ho-yoon Chung kam in der schwierigen Partie des Leopold einigermaßen passabel über die Runden. Boaz Daniel als Ruggerio trug zum insgesamt positiven Gesamteindruck ebenfalls bei.

Dass der Abend spannend blieb und sich Halevys Rarität als recht lebendiger Beitrag zum Opernrepertoire entpuppte, dafür sorgte auch Frédéric Chaslin am Pult.

Das Haus war auf den Sitzplätzen sehr gut besucht, aber wohl nicht ganz ausverkauft. Nächste Saison steht das Werk nicht am Spielplan. Es wäre schade, würde man die mit viel Energien aufgebaute Kontinuität der „La Juive“-Vorstellungen unter der neuen Direktion abreißen lassen.

Beim Schlussvorhang galt Shicoff und Stoyanova der meiste Jubel. Der Applaus dauerte rund zehn Minuten.