RODELINDA
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Konzerthaus
29.1.2006
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Alan Curtis

Orchester: Il Complesso Barocco

Rodelinda - Emma Bell
Bertarido - Sonia Prina
Grimoaldo - Steve Davislim
Eduige - Eufemia Tufano
Garibaldo - Vito Priante
Unulfo - Hilary Summers


Barocke Langobarden
(Dominik Troger)

Das Konzerthaus lud mit Händels „Rodelinda“ zu einem Ausflug in die Langobardenzeit. Die konzertante Aufführung markierte zugleich den Abschluss des diesjährigen „Resonanzen-Festivals“.

Rodelinda wurde 1725 in London uraufgeführt. Die Geschichte von der Langobardenkönigin Rodelinda, der ihr Gemahl (Bertarido) abhanden gekommen ist – um dann doch wieder aufzutauchen, besteht aus den üblichen fatalen Missverständnissen und Begehrlichkeiten. Aber am Ende wendet sich alles zum Guten: der eine Bösewicht (Grimoaldo) bereut, der andere, noch bösere (Garibaldo) wird bei schändlicher Tat ertappt und umgebracht. Was dem Werk in meinen Augen einen besonderen Reiz verleiht, sind einige sehr expressive, mit accompagnierten Rezitativen verbundene Szenen, die den SängerInnen viele Gestaltungsmöglichkeiten geben. Die Dichte der bemerkenswerten Arien ist in anderen Händelopern womöglich höher. Was mich den ganzen Abend über etwas störte, war das für mein Empfinden zu distanzierte Musizieren der „Il Complesso Barocco“ unter Alan Curtis.

Ich fand auch die Zusammenstellung der Stimmlagen nicht ideal. Sowohl König Bertarido als auch sein Helfer Unulfo waren beide mit Altstimmen besetzt worden, wodurch die Charaktere dieser beiden Rollen zu wenig differenziert wurden. Bertarido war von Händel meines Wissens für einen Kastraten komponiert worden – die Besetzung mit einem Countertenor ist nicht unüblich. Unulfo (Hilary Summers) war zudem ziemlich groß gewachsen, mit mächtigen Oberarmen, während die mehr burschikos-zierliche Sonia Prina, trotz stupender, barockgemäßer Technik (bei etwas kleiner Stimme), das herrschaftliche ungewollt ein wenig ins komödiantische hinüberzog, wodurch für mich das tragische Moment ein wenig litt. Summers zeigte übrigens nicht ganz den „Alt“, den man nach ihrem kernigen Aussehen vermutet haben würde.

Insgesamt überzeugte das gezeigte Können der teils sehr jung wirkenden SängerInnen, wobei die Frauenstimmen besser abschnitten (aber es befanden sich nur zwei Herren auf dem Podium). Steve Davislim (Grimoaldo) war erst von einer Indisposition genesen und hatte die Proben nicht mitmachen können. Daraus mag eine gewisse Zurückhaltung im Ausdruck und ein schonenderer Umgang mit der Stimme resultiert haben. Vito Priante als Garibaldo war nicht ganz so böse wie er es als Bariton hätte sein dürfen. Eufemia Tufano (Eduige) erfüllte die ihr gestellten Aufgaben ebenfalls zur Zufriedenheit.

Neben Sonia Prina avancierte rasch Emma Bell zum Prunkstück des Abends. Bell hat die Rodelinda schon einige Jahre im Repertoire. Ihr Sopran ist flexibel, angenehm warm timbriert und lässt einen sofort an eine Mozart- oder Straussstimme denken. Sie besitzt ein weiches, tragendes, schön abgerundetes Piano, und ein helles, kräftiges Forte. Durch ihren belebten, ausdrucksstarken Vortrag wurde einem Rodelindas Schicksal sehr plastisch vor Augen geführt.

Der Abend endete mit längerem, starkem Applaus.