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PORO, RE DELL'INDIE
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Theater a.d. Wien Dirigent: Martyna
Pastuszka |
Poro - Max Emanuel Cencic |
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„Indische
Intrigen“ Nach Indien entführt Georg Friedrich Händel das Publikum mit seiner Oper „Poro, Re dell’Indie“. Bei einer konzertanten Aufführung im Theater an der Wien fungierten Max Emanuel Cencic und Julia Lezhneva als kundige Reiseleiter, um den Besuchern an einem kalten, verregneten Novemberabend mit Händelscher Exotik das Gemüt zu erwärmen. An Königen und Königinnen ist in der Barockoper kein Mangel – auch Händel hat eine ganze Reihe davon zum musikalischen Leben erweckt. Der 1731 uraufgeführte „Poro, Re dell’Indie“ hat seine historischen Wurzeln im bekannten Asien-Feldzug von Alexander dem Großen. Wie aber schon der Titel vermuten lässt, steht bei Händel nicht Alexander im Mittelpunkt, sondern Poro, der indische Gegenspieler Alexanders. Poro liebt die Königin Cleofide, eine Liebe, die im Zuge der Handlung auf einige Proben gestellt wird. Als Vorlage diente Händel das Libretto „Alessandro nell’Indie“ von Pietro Metastasio, das entsprechend angepasst wurde. Um es gleich auf den Punkt zu bringen: es gibt publikumswirksamere Opern aus Händels Feder und man musste die „Rosinen“ in diesem dreieinhalb Stunden langen „Poro“ (eine Pause nach dem ersten Akt) ein wenig suchen. Besonders reizvoll sind zum Beispiel die Duette von Poro und Cleofide, bei denen Max Emanuel Cencic und Julia Lezhneva im gesanglichen Paarlauf das Publikum für sich einnahmen. Dazu zählt auch ein bisschen Liebeszank, der von den beiden Genannten am Ende des ersten Aktes köstlich „zelebriert“ wurde. Poro vermeint schließlich gute Gründe zu haben, um wegen Alessandro auf Cleofide eifersüchtig zu sein. Ein weiteres Schmuckstück ist Poros Arie „Senza procelle ancora“ samt Flöten- und Hörnerbegleitung im zweiten Akt, die ruhig und zugleich repräsentativ dahin fließt. Sie bietet dem Sänger der Titelpartie die Möglichkeit zu gleichnishafter „philosophischer“ Reflexion“, die Cencic auch mit der ihm eigenen Seriosität genützt hat. Eine ganz besondere „Preziose“ ist Erissenas Arie von der verwirrten Schäferin gegen Ende des dritten Akts („Son confusa pastorella“), die an ein gemaltes Bouchersches Hirtenidyll erinnert, allerdings stilistisch etwas aus dem Rahmen fällt. Nicht nur hier konnte sich Lucile Richardot auszeichnen. Rémy Brès-Feuillet lieh dem Gandarte einen weichen Countertenor, der nicht nur in der vermeintlich liebes- und lebensabschiednehmende Arie im dritten Akt („Mio ben, ricordati“) durch gefühlvollen Gesang zu überzeugen wusste. Den Alessandro hat Händel etwas stiefmütterlich behandelt. Der eher nüchtern timbrierte, flexible lyrische Tenor von Hugo Hymas blieb denn auch etwas unauffällig. Dem Verräter Timagene hat Händel ursprünglich gar keine Arie spendiert, im Rahmen dieser Produktion wurde dem Sänger der Partie je eine Einlegearie mit mir unbekannter Herkunft im ersten und zweiten Akt zugestanden. Timothy Edlin widmete sich dieser Aufgabe angemessen mit etwas rauem Bassbariton Aber für den Gesamteindruck war es bezeichnend, dass das Publikum erst knapp vor Schluss bei einer aus Händels „Scipione“ (so das Programmheft) geborgten Einlegearie der Berenice („Scoglio d’immota fronte“) so richtig aus dem Häuschen geriet: Da waren sie endlich die herbeigesehnten Minuten exquisiter Lezhneva-Virtuosenkunst, prall gefüllt mit Koloraturen und Intervallsprüngen, die von schier endlosem Atem befeuert, das Publikum in Begeisterung versetzten. Und von dort ging es dann rasch weiter zum „swingenden“ Schlusschor – was den Erfolg des Abends und minutenlangen starken Applaus sicherte (wobei die Hoffnung auf eine Zugabe leider enttäuscht wurde). Untermalt wurden die Sängerinnen und Sänger vom engagiert und auch solistisch versiert aufspielenden (oh!) Orkiestra unter Martyna Pastuszka, die selbst mit der Violine begleitete. Das Theater an der Wien hat schon seit längerer Zeit auf seiner Homepage das Konzert als ausverkauft avisiert, entsprechend gut gefüllt war das Haus. PS: Die Akustik war wieder unbefriedigend – und das gilt nach meinen bisherigen Hörerfahrungen seit der Renovierung und dem Einbau einer neuen Tonanlage zumindest für den II. und III. Rang Seite. Die Stimmen klingen wie künstlich „aufgeblasen“, im individuellen Farbspektrum „nivelliert“ sowie leicht „kantig“ (letzteres vor allem die Sopranstimmen), das Orchester im Vergleich zu laut. Mittig im vorderen Parkett, wie mir in der Pause versichert wurde, soll der Eindruck hingegen viel „authentischer“ sein. |