OTTONE, RE DI GERMANIA
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Theater an der Wien
17.11.2010
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Robert King

The King´s Consort

Gismonda - Mhairi Lawson
Teofane - Claire Debono
Ottone - Iestyn Davies
Adalberto - Robin Blaze
Matilda - Hilary Summers
Emireno - Andrew Foster-Williams


Deutscher König heiratet byzantinische Prinzessin
(Dominik Troger)

Jahrzehntelang war Händel in Wien mit seinen Opern selten zu Gast. Doch an diesem 17. November 2010 wurden sogar zwei Händelopern gleichzeitig gespielt: „Alcina“ szenisch in der Staatsoper und „Ottone, Re di Germania“ konzertant im Theater an der Wien.

Die „Konkurrenz“ der Staatsoper sorgte möglicherweise für einige zusätzliche leere Plätze im Theater an der Wien, das bei diesen konzertanten Barockopern-Events allerdings nie ganz voll ist. Es hat sich im Laufe der letzten Jahre aber ein treues Stammpublikum herauskristallisiert, das mit Interesse den Vortragenden folgt und am Schluss meist starken Beifall spendet.

Mit der „Alcina“ im Ohr entpuppte sich „Ottone“ für meinen Geschmack als das weniger zugkräftige Werk, obwohl Händel seinerzeit damit einen großen Erfolg gefeiert hat. Mag sein, dass ihm eine konzertante Aufführung auch ein wenig den Zauber nimmt. Schließlich muss man ohne den Heereszug Ottones auskommen, ohne Fluss und Kriegsschiffen, ohne unterirdischen Gängen und ohne einem Garten mit Wasserfällen und Grotten ;-) Als historische Vorlage für die Handlung diente der deutsche König Otto II, der im Jahre 972 die byzantinische Prinzessin Theofanu geehelicht hat.

The King´s Consort unter Robert King musizierte mit kammermusikalischer Differenziertheit, sehr akzentuiert und virtuos, aber mir persönlich schon eine Spur zu puristisch. Der transparente Streicherklang hatte eine ganz dünne Politur, einen metallischen Schimmer, der ihm zwar die Sprödigkeit nahm, aber mehr Rationalität als Herzenswärme verströmte.

Als Ottone gastierte Iestyn Davies erneut im Theater an der Wien und hinterließ abermals einen vorzüglichen Eindruck. Sein Countertenor besitzt nicht nur technisches Raffinement, sondern auch Strahlkraft. Seine lockere, legere Art weckte zudem das Interesse, ihn einmal in einer szenischen Produktion zu sehen.

Sehr gut kam auch die junge Malteserin Claire Debono (Teofane) beim Publikum an. Sie besitzt einen leicht dunkel getönten, lyrischen Sopran, technisch versiert und selbstbewusst geführt. Ihr Timbre scheint für die diffizilen Farben Mozart’scher Erotik gut geeignet, für das Wechselspiel zwischen naiver Unschuld mit hintergündiger Koketterie.

Mhairi Lawson steuerte als Gismonda mit innigem Vortrag eine der schönsten Arien des Abends bei: „Veni, o figlio“, der Abschiedsgesang Gismondas auf ihren Sohn, dem sie dem Tod nahe wähnt.

Dieser Sohn, Adalberto, wurde von Robin Blaze mit einem schon stärker ins Charakterfach spielenden Countertenor gesungen – was ganz gut zu diesem etwas hinterhältigen Typen passte, der Ottone seine Teofane ausspannen möchte.

Andrew Foster-Williams (Eminero) gab einen mit beweglichem Bariton leicht buffonesk ausstaffierten Piraten, der sich mit Ottones Heer anlegt.

Hilary Summers steuerte die Matilde bei. Sie ist eine imposante Erscheinung, ihren Alt umgibt ein Hauch viriler Rauheit. Die Stimme trägt dann aber doch nicht so, wie man es sich erwarten würde, und klingt ein wenig „hohl“.

Der Abend dauerte inklusive einer Pause ziemlich genau drei Stunden. Alle Künstler wurden eifrig beklatscht.