DEIDAMIA
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Theater an der Wien Musikalische Leitung: Alan Curtis Orchester: Il Complesso Barocco |
Deidamia - Karina
Gauvin |
„Händels
letzte Oper“ Mit Händels letzter Oper „Deidamia“ wurde im Theater an der Wien der konzertante Händel-Zyklus fortgesetzt. Die Aufführung erreichte nicht ganz das hohe Niveau, das man von den Barockopernaufführungen an der Linken Wienzeile inzwischen gewohnt ist. „Deidamia“, auf ein Libretto von Paolo Antonio Rolli komponiert, wurde 1741 uraufgeführt und war kein Erfolg. Das Werk geriet rasch in Vergessenheit. Die Oper behandelt die Geschichte von Achilles, der als Mädchen verkleidet heimlich am Hof des Lykomedes aufwächst. Seine Mutter möchte so verhindern, dass er nach Troja zieht und dort laut einem Orakelspruch den Tod findet. Odysseus setzt aber alles daran, den jungen Helden aufzuspüren – was ihm auch gelingt. Schließlich hat ein Orakel prophezeit, dass die Griechen ohne Achilles die Trojaner nicht besiegen werden. Achilles heiratet noch Deidamia, bevor er abreist. Händel hat zu dieser Handlung eine eher ruhige, manchmal humorvolle Musik geschrieben, die Arien sind bis auf wenige Ausnahmen einfacher gehalten. Es geht viel um Liebe, um Eifersucht, um erotische Anspielungen, es meldet sich im zweiten Akt hörnerbegleitet die Jagd zu Wort. Zumindest an diesem Abend war das für eine mitreißende Aufführung zu wenig. Alan Curtis, der auch schon mal dezent auf die Uhr blickte, während sein Il complesso barocco eifrig die Instrumente stimmte, ließ zügig und etwas trocken aufspielen – und diesem nüchternen Gesamteindruck konnten die Sängerinnen und Sängern kaum vergessen machen. Denn der letzte Grad an Perfektion wurde von ihnen an diesem Abend nicht erreicht, am auffälligsten traf es Antonio Abete, der nur sehr ungefähr durch seinen Part steuerte – aber als König Licomede hatte er nicht so viel zu singen. Karina Gauvin als Deidamia verzauberte das Publikum mit einer köstlichen „Nachtigallen-Arie“ am Schluss des ersten Aktes, in der die Stimme mit den Violinen um die Wetter zwitscherte. Das war aus meiner Sicht einer der raren Höhepunkt des Abends. Gauvin gelangen leider an diesem Abend die hohen Töne nicht immer so glatt und entschärft wie man es sich gewünscht hätte. Auch für Marie-Claude Chappuis (mit etwas hartem Mezzo vom Typ für den Ulisse gut geeignet) und Klara Ek (ein jugendlicher, fast kecker Achilles) gilt, dass der letzte Feinschliff dann doch gefehlt hat. Roberta Mameli ließ mit einem schön timbrierten Sopran aufhorchen, gereift unter italischer Sonne. Ihre Stimme verhieß viel Lebensfreude, aber die Behandlung der Spitzentöne war diesem sinnlichen Versprechen nicht immer adäquat. Johannes Weisser sang einen etwas rautimbrierten Fenice. Das Publikum ging während der Aufführung nicht so stark mit, spendete aber nachher wieder reichlich Beifall – und es gab eine kurze Zugabe: ein Stück des Schlusschores wurde wiederholt. |