GIULIO CESARE IN EGITTO
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Theater an der Wien
18.10.2017
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Ottavio Dantone

Orchester: Accademia Bizantina

Giulio Cesare - Lawrence Zazzo
Cleopatra -
Emöke Baráth
Sesto - Julie Boulianne
Cornelia - Delphine Galou
Tolomeo - Fili
ppo Mineccia
Achilla / Curio - Riccardo Novaro


„Cäsar und Kleopatra“
(Dominik Troger)

Im Theater an der Wien war wieder einmal Julius Cäsar zu Gast. Er beehrte das Publikum mit seiner Reise nach Ägypten und reichte im Rahmen einer konzertanten Aufführung Kleopatra die Hand.

„Giulio Cesare in Egitto“ ist längst zu einer der beliebtesten Händel-Opern avanciert und das Theater an der Wien war nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt. Vor zehn Jahren hat man das Werk an der Linken Wienzeile in einer szenischen Produktion gegeben, die Inszenierung von Christof Loy hat damals allerdings sehr geteilte Meinungen hervorgerufen. Bei konzertanten Aufführungen setzt man sich naturgemäß solchen Gefahren erst gar nicht aus.

Praktisch ist auch, dass sich in Sachen konzertanten Barockopernaufführungen ein „Aufführungstourismus“ entwickelt hat, bei dem Produktionen durch Europa oder gleich um die ganze Welt reisen. Und das Theater an der Wien hat die Chance genützt und speist seit vielen Jahren seinen konzertanten Opernzyklus auch aus dieser Quelle. Dieser „Giulio Cesare“ kam zum Beispiel von Essen über Paris nach Wien und wird dann nach San Sebastian weiterziehen.

Vielleicht hatte der etwas straffe Terminkalender – alle zwei Tage eine Aufführung – damit zu tun, dass der Abend erst langsam in Schwung kam – vergleichbar mit einem Wanderer, der nach einer forschen Bergtour am nächsten Tag ein wenig sein Beine spürt. (Dirigent Ottavio Dantone schlug oft ein eher langsames Tempo an.) Der „Funken“ sprang erst gegen Ende des ersten Aktes von der Bühne und aus dem Orchestergraben auf das Publikum über. Es handelt sich um das berühmte „Va tacita e nascosto“, in dem Lawrence Zazzo als Cäsar mit mit dem Hornisten Lionel Renoux „duettierte“, der sich dazu sogar wie ein Sänger auf die Bühne begab. Die sichere Handhabung des Naturhorns, noch dazu dermaßen „in die Auslage gestellt“, und der Esprit des Countertenors servierten einen jener unmittelbaren musikalischen Genüsse, mit denen gerade auch Händel sein Publikum zu verwöhnen versteht.

Lawrence Zazzo war überhaupt ein lustvoller Cäsar mit einer starken Bühnenpräsenz. Sein Countertenor verfügte über die Kraft des Feldherrn ebenso wie über eine sinnlichere lyrische Note. Ihm zur Seite stand Emöke Baráth mit bezauberndem Sopran, der vor allem in den ruhigen Arien seine lyrische Pracht entfaltete. Baráth gab eine jugendliche Kleopatra, mehr schelmisch Liebende als listige Pharaonin. 2011 hat sie in einer Aufführung unter Alan Curtis noch den Sesto gesungen.

Filippo Mineccia sang – wie damals – den Tolomeo: Sein markanter, flexibler Countertenor hob sich von Zazzo gut ab und gab dem Tolomeo den passenden intriganten Charakter. Delphine Galou war eine zurückhaltende und mir im Ausdruck zu einförmig leidende Cornelia. Julie Bouliannas Mezzo klang leicht belegt, was mir den guten Gesamteindruck leicht trübte. Sie war als Figurencharakter gut gewählt. Riccardo Novara steuerte den Achilla bei und gab auch den Curio (zumindest das, was infolge der Striche von dieser Partie übrig geblieben war).

Die Accademia Bizantina trat in einer kleinen Besetzung an und warf einen eher trockenen, versachlichten Blick auf die Partitur, die dank Händels reicher Instrumentierung ruhig „luxuriöser“ hätte schillern können. Die Oper wurde gekürzt aufgeführt, wobei u. a. nicht nur Rezitative, sondern auch die Chöre und die Nebenfigur des Nireno dem Rotstift zum Opfer gefallen sind. Zumindest den Schlusschor hätte man belassen können. Es ist bei konzertanten Aufführungen eine oft geübte Praxis, dass die Solisten im Finale zu „Choristen“ werden.

Der Abend endete also mit dem Duett zwischen Cäsar und Kleopatra und dauerte rund dreieinhalb Stunden. Das Publikum spendete minutenlangen starken Applaus.