ARIANNA IN CRETA
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Theater an der Wien Musikalische Leitung: Alan Curtis Il Complesso
Barocco |
Arianna
- Sylvia Schwartz |
„Händels
Musik bezwingt den Minotaurus“ Mit Georg Friedrich Händels „Arianna in Creta“ setzte das Theater an der Wien seinen Zyklus an konzertanten Barockopern-Aufführungen fort: gepflegter Händel mit hochkarätiger Besetzung. Gespielt wurde die Urfassung von 1733. Für die Uraufführung im Jänner 1734 hat Händel eine zweite Fassung erstellt, die auf die Wünsche des Mezzo-Kastraten Giovanni Carestini einging, der als Teseo stärker im Rampenlicht stehen wollte. Der Londoner „Opernkrieg“ befand sich damals in seiner heißen Phase und Händel war zu künstlerischen Kompromissen genötigt. Das Programmheft zur Aufführung geht in einem Artikel näher darauf ein. Alan Curtis und Il Complesso Barocco sorgten wie gewohnt für eine sehr soignierte Umsetzung. Bei Curtis wird das Spielen im „Originalklang“ zu keiner tempobestimmten „Tour de Force“, sondern kammermusikalische Ausgewogenheit bestimmt das Geschehen. Ein sanftes Strahlen im Klang präsentierte Händels Musik in einer feingearbeiteten, mattgoldenen Fassung, gleichsam wie einen „Vor-Klassiker“ in einem alten, ornamentierten Bilderrahmen. Die „Arien-Gustostückerln“ entwickelte Curtis zu großen, aber nie überladen wirkenden Tableaus, die den Sängern die Möglichkeit boten, ihre Kunstfertigkeit zu zeigen. Manchmal wurde es ein bisschen „akademisch“, aber man hatte nie das Gefühl, dass seine Art des „Musizieren-Lassens“ mit überbordendem Nachdruck einer ganz bestimmten „Wahrhaftigkeit“ wegen die Partitur „übers Knie bricht“. Ann Hallenberg hat 2002 bei einer konzertanten Aufführung des Werkes im Theater an der Wien die Tauride gesungen, inzwischen ist die schwedische Mezzosopranistin zu einem exquisiten Teseo gereift. Ihr Mezzo erfüllte mit Wohlklang das Theater an der Wien, und ihrem virtuosen Gesang konnte Minotaurus, der Labyrinthbewohnende, nichts entgegensetzen. Und deshalb durfte sich die Sängerin schon nach ihren Arien, von denen einige als ganz besondere Schmuckstücke gelangen, an viel Beifall erfreuen. Dieser Abend bewies einmal mehr wie unterschiedlich Stimmen im Theater an der Wien und an der Staatsoper zur Geltung kommen. Die Arianna des Abends, Sylvia Schwartz, hat im Haus am Ring erst vor Kurzem die Zerlina gesungen und beim Stammpublikum wenig Enthusiasmus erweckt. Im Theater an der Wien kam die Sängerin viel besser Geltung. Hier konnte sie die eigentlichen Vorzüge ihrer Stimme präsentieren, die nicht sehr voluminös wirkt, sondern eine filigrane Eleganz besitzt, die locker durch Verzierungen eilt oder mit zartgesponnenen Pianophrasen entzückt. Diese Gegensätzlichkeit zum „saftigen Mezzo“ Hallenbergs war im Zusammenklang der beiden Stimmen reizvoll und entsprach auch gut den Charakteren der beiden Rollen. Mit Romina Basso und Sonia Prina standen zwei weitere Fixgrößen heutigen Barockgesanges auf der Bühne des Theaters an der Wien. Prina war als Carilda schon eine „Luxusbesetzung“ und hatte nicht so viele Möglichkeiten mit ihrer feurigen Art das Publikum mitzureißen. Romina Basso sorgte an diesem Abend für eine genussvoll „ausformulierte“ Tauride. Emöke Barath gab eine tiefgefühlte Alceste, ihr jungendlicher Sopran im Timbre schon mit sanftstrahlender „Pamina-Ahnung“. Besonders schön gelang ihr die Arie „Son qual stanco pellegrino“, die durch die stimmungsvolle Cello-Begleitung (inklusive Solo) zu einer der poetischsten Händel-Arien gezählt werden darf. Johannes Weisser steuerte einen gepflegten Minos bei sowie am Beginn des zweiten Aktes den „Schlaf“. Auch
wenn das Theater an der Wien noch einigen Platz für weitere Besucher
hatte: am Schluss gab es viel Applaus und Bravorufe für eine auf
sehr hohem Niveau musizierte Händel-Aufführung. |